Frank Carter & The Rattlesnakes – Blossom
Was genau Shouter, Sänger, Rampensau und Tätowierer Frank Carter wohl dazu bewogen hat, 2011 die Band Gallows zu verlassen? Man weiß es nicht, es fiel die übliche, alles- und nichtssagende Floskel ‚musikalische Differenzen‘. Im Vorfeld zum Split gründete Carter bereits die englisch-amerikanische Band Pure Love zusammen mit Gitarrist Jim Carroll, deren Sound wesentlich rockiger und melodischer als der Hardcore Punk der Gallows daherkam. Nach diversen Singles, einem von Gil Norton produzierten Major-Album und einer finalen EP ist (erst einmal) Schluss. Mit seiner Band The Rattlesnakes wendet sich Frank Carter wieder den ruppigeren Tönen zu. Mächtig Alarm machte die Band zuletzt im Londoner Tattoo-Studio Sang Bleu, in dem Carter auch als Tätowierer arbeitet. Nun erscheint mit ‚Blossom‘ also das Albumdebut.
Tatsächlich wütet Opener ‚Juggernaut‘ wie ein toll gewordener Riese, mit unbändiger Wut in der Stimme werden die Zeilen geradezu herausgespien, die Gitarren sind mit mächtig Schalldruck versehen, und mit polterndem Groove lässt man ihn umherwanken und randalieren. ‚Blossom‘ vereint die Energie der frühen Gallows mit zaghaft melodischen Fragmenten wie etwa in ‚Fangs‘ und emotionalen Ausbrüchen wie im von der Verzweiflung durchtränkten ‚Beautiful Death‘. Buchstäblich den Blues hat der letzte Song ‚I Hate You‘, eine wüste Abrechnung mit markigen Worten.
Die Produktion ist sehr rau und direkt, angeblich wurde jeder der zehn Songs auf ‚Blossom‘ drei mal eingespielt, die beste Version dann für das Album hergenommen. Gelegentliches hektisches Atmen, verächtliches Ausspucken und das mühsame Ringen nach Beherrschung macht die Sache noch etwas authentischer.
Frank Carter ist also zurück, und wie! Die namentliche Trennung Frank Carter & The Rattlesnakes ergibt durchaus Sinn, so sind es sehr persönliche Ansichten, Fragestellungen, sowie Anklagen, Auseinandersetzungen und Abrechnungen, die in den Lyrics stecken, wird den Gefühlen freien Lauf gelassen. Dies wäre mit Gallows in der Form vielleicht nicht möglich gewesen. Musikalisch haben sich Frank Carter & The Rattlesnakes aber gar nicht so weit entfernt aufgestellt.
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