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Garbage – Strange Little Birds

Vögel zu beobachten ist wohl ein Hobby, dessen Reiz sich erst ab einem gewissen Alter erschließt. Sängerin Shirley Manson, die Gitarristen Steve Marker und Duke Erikson sowie Schlagzeuger und Produzent Butch Vig haben sich aber wohl kaum zu passionierten Hobby-Ornithologen entwickelt. Mit dem Kissen unter dem Arm und mit Opernglas bewaffnet am Fenster zu stehen und kleine schräge Vögelchen observieren, das kann warten. Der Name ihres sechsten Studioalbums ‚Strange Little Birds‘ sagt nicht sehr viel über das Wesen der Songs aus. Weniger flatterhaft wie freche Spatzen, eher stoisch und rätselhaft wie der lauernde Rabe, und ähnlich durchtrieben. Dazu das Fell eines Fressfeinds mit Krallen. Kurz: Es regieren die Gegensätze und scheinbaren Widersprüche.

Eröffnet mit dem harschem Industrial-Rock-Sound der Nine Inch Nails Prägung verbreitet ‚Sometimes‘ mit seinem schweren Piano und den Synthie-Streichern eine resignierte Stimmung während die Single ‚Empty‘ lyrisch beim Thema bleibt, die starken Melodien und bretternden Gitarren aber wieder für Frische sorgen. Zerrissen und zutiefst doppelbödig tönt ‚Eventhough Our Love Is Doomed‘ mit lieblichen Vocals, dunklem Piano und eskaliert mit pumpendem Beat.

Fantastisch das Melodiewerk, das die ausgetretenen Pfade meidet und manche Haken schlägt, wie im elektronischen ‚Teaching Little Fingers To Play‘ und auch dem energischen ‚Night Drive Loneliness‘. Lyrisch setzt sich Shirley Manson sehr persönlich und hörbar emotional mit den Beziehungen ihres Lebens auseinander. Das klingt lieblich, verführerisch, aber auch fordernd, mitunter furios.

‚Strange Little Birds‘ hat im direkten Vergleich mit dem Vorgänger ‚Not Your Kind Of People‘ einen größeren Elektronik/Industrial-Einfluss, ist in der Stimmung definitiv nachdenklicher. Das unterschwellige ist der Feind des offenkundigen, dennoch knallen die Songs, gerade wenn die Melodien dann förmlich aufbersten. Die Formkurve zeigt zum Ende des Albums sogar nach oben.

Wenn ‚Strange Little Birds‘ wirklich die Rückbesinnung auf die alten Qualitäten sein soll, etwa eine Annäherung an das Albumdebut, dann machen sich Garbage eines Selbstplagiats völlig unverdächtig. Ausnahmslos jeder Song ist zwar eindeutig Garbage, das aber auf diese brillante Art und Weise, die man an dieser Band so schätzt.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Chris

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