Get Well Soon – The Horror
Ja, Konstantin Gropper, Kopf der Band Get Well Soon, macht es sich tatsächlich nicht leicht mit den übergeordneten Thematiken seiner Alben. Nach ‚Love‘ und dessen Erklärungsversuche für das Phänomen Liebe nun also ‚The Horror‘, das sich mit Ängsten beschäftigt, zum Teil mit persönlichen Albträumen. Musikalisch wird weniger soundtrackhaft gearbeitet, unheilverkündende, anschwellende Streicher, die eine Spannung erzeugen spielen eine untergeordnete Rolle. Eher wird mit großem Orchester aufgefahren, mit beeindruckendem Instrumenatrium. Da lässt man gleich zu Beginn mit Holzbläsern, Streichern und Kontrabass die Muskeln spielen.
Dementsprechend klassisch eröffnet ‚Future Ruins – Pt. 2‘, galant lässt Gropper der tunesischen Sängerin Ghalia Benali stimmlich den Vortritt, um dann später, nach wuchtiger Percussion, in den Song mit einzusteigen. Kompositorisch gehen die Stücke – man kann teilweise schon von Werken sprechen – in die Breite. Gewohnt detailverliebt ausarrangiert treffen leichtere Klavierpassagen auf dramatische Bläser, wird die Stimmung beschwert mit Pauken, oder gedämpfte Trompeten durchschneiden den Instrumentenorganismus.
Bei aller Komplexität und Elegie sprechen wir aber immer noch vom typischen, etwas schwermütigen Indie-Rock von Get Well Soon, der immer weiter in Orchester-Pop-Dimensionen vorsticht. Kompakter und poppiger ist der Song ‚Martyrs‘, eingängig auch ‚Nightmare No. 2 (Dinner At Carinhall)‘, das Duett mit Sam Vance-Law und ‚Nightjogging‘ mit den unterkühlten Vocals von Kat Frankie. Instrumentalstücke wie ‚An Air Vent In Amsterdam‘ und ‚A Misty Bay (At Dawn)‘ sorgen mit ihrer Geräuschkulisse für das Kopfkino.
Die Miniserie an Teasern mit ironisch-humorvollen Therapiegesprächen über Albträume war ja schon sehenswert. Nun folgt eine weitere Serie, die in Kurzfilmen weiter mit der Albumthematik spielt. So wird das neue Get Well Soon Album ‚The Horror‘ zu einem grandiosen Gesamtkunstwerk.