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Grüßaugust – Strophe Bridge Refrain

Den äußerst simpel anmutende Bauplan ‚Strophe Bridge Refrain‘ bringt man nicht unbedingt mit Grüßaugust in Verbindung. Gerade bei den Liveshows spielt sich die Band mit ihrem lärmenden Indierock förmlich in einen Rausch, bei ausfransenden Konturen. Das Berliner Quartett, bestehend aus Sänger Robert Beckmann, Schlagzeuger Titus Jany, Gitarristin Tomoko Fujimura und Bassist Schlaf, war schon immer Bereiter der etwas besonderen Vergnügen; angebracht unangepasst, mit Sinn für exzellente Instrumentierung und Inszenierung, betrieb man die Dekonstruktion des Etablierten und derweil die Schöpfung eines ganz eigenen Sounds; Post-Whatever ungefähr.

Nach ihrem letzten Werk ‚grüßAugust‘ wurde der Proberaum einmal ordentlich durchgelüftet und mit dem angesammelten Flaschenpfand war dann wohl locker die Produktion eines neuen Albums drin. So lässt man gleich beim ersten Song ‚Jetzt‘ in schon punkrockiger Manier die Gitarren donnern, verziert von der Beckmannschen Geige. Das geht aber auch noch derber wie in ‚Loipe‘, es reime sich was kann. Und da es sich bei dreien der Mitstreiter um Herren im gesetzteren Alter handelt, leistet man sich dann mit ‚Gesicht‘ so ne richtig schöne Notgeilheit, man kann bei diesem akustischen Matratzenrodeo inklusive Pedalsteel-Gitarren förmlich das verschmitzte Lächeln hören. Und wie das auch so mit älteren Herrschaften ist, man reflektiert bitter oder auch gelöst und selig sein Leben und stellt passend zur Jahreszeit die Sinnfrage, wie in ‚Nothing‘. Und ein Song wie ‚Lachen‘, dem wohlbekannten Gesang und den Violinen werden Erinnerungen an Zeiten wach, da gab es diese Band noch gar nicht.

Es mag die Altersmilde sein, doch klingen Grüßaugut auf ‚Strophe Bridge Refrain‘ tatsächlich schon eine ganze Ecke zugänglicher und auch kompakter als zuletzt, man erfindet sich aber auch nicht bis zur Unkenntlichkeit neu. An- und Abwesenheit von Charme, Lärm und jede Menge Kunstnebel um die Lyrik, das sind Grüßaugust, wie man sie schätzt. Neun Stücke in deutscher, ein Stück in russischer Sprache, und irgendwie hat man den Eindruck, dass das Ganze bis auf wenige Ausnahmen auch gut ohne Gitarre und dafür mit Cello funktioniert hätte.

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Über den Autor des Beitrags

Chris

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