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Heino – Schwarz blüht der Enzian

Heino - Pressefoto - Tribe Online MagazinAls ich Ende 2012 das damals neue Werk von Avatar besprechen wollte, war ich irgendwie selbst erstaunt darüber – zumal ich doch mit Death Metal-Bands nicht wirklich etwas zu tun habe. Zwei Jahre später liegt mir nun das neue Album des Mittsiebzigers Heino vor, und ich frage mich, was denn nun die größere Überraschung für mich war…

Zu meiner Verteidigung muss man aber sagen, dass es sich natürlich nicht um irgend ein Heino-Album handelt, sondern, nach dem großen Erfolg von “Mit freundlichen Grüßen”, um eine weitere Platte für die jungen Generationen. Während das 2013er-Album eine reine Cover-Kompilation war – unter anderem mit Songs von den Sporties, den Ärzten, Peter Fox und den Fantas – bietet der “Kult-Barde” diesmal die bekanntesten Lieder seines eigenen Repertoires in neuem Gewand. Die Zusammenarbeit mit Rammstein (wir erinnern uns: Heino war 2013 mit der Pyromanen-Combo auf der Bühne des Wacken Open Air zu sehen) war wohl inspirierend genug, um nun die eigenen Stücke in kunter-schwarzem, dunkel-buntem Rock-/Metal-Outfit zu präsentieren.

Nun sitzt da also der Blondschopf mit seiner dunklen Sonnenbrille auf dem Cover vor mir und schaut mich mit ernster, versteinerter Miene an – in einen mit Nieten besetzten schwarzen Mantel gehüllt, auf einem mit Totenköpfen verziertem Sessel thronend, die Alpen im Hintergrund auch nicht mehr das, was sie mal waren: dunkelste Wolken sind aufgezogen, Blitze zucken.

Schwarz blüht der Enzian – mit Stefan Mross an der Gitarre, Patrick Lindner am Bass, Gotthilf Fischer (legendär!) an den Drums und Wildecker-Herzbuben-Security

Dem Promotext und dem Titelstück nach, könnte man glatt den Eindruck bekommen, als würde das Metalherz voll und ganz bedient. Ganz so ist es aber nicht.
Ja, zunächst einmal gibt es ein paar Songs, die stark in Richtung Rammstein gehen – besonders “Schwarz blüht der Enzian”, “Schwarzbraun ist die Haselnuss” und “Wir lagen vor Madagaskar”. “Einer von uns”, quasi das “Bochum” von Heino, beginnt sogar mit dem originalen “Engel”-Riff, macht dann aber ohne Härte weiter. Insgesamt passt dieser Teil sehr gut, singt doch Heino praktisch seit eh un je mit tiefer Stimme und rollendem “R” – als hätte Till Lindemann bei ihm gelernt… :) Schön auch, dass hier und da die Harmonien etwas angepasst wurden, so dass man das Gefühl bekommt, dass hier nicht einfach remixt wurde.
Ansonsten kommen aber auch sanftere Rock-Töne aus den Lautsprechern: z.B. “Jenseits des Tales” (sozusagen die Ballade der Platte), “Rosamunde” in der Indie-Rock-Variante oder das abschließende “Jetzt erst recht” im Country-Rock-Stil. Leider funktioniert nicht alles. Manches hört sich einfach eher lieblos umgesetzt und dahingeklatscht an, da hilft dann auch das, was sich ein bisschen so anhört wie Two Hand Tapping à la “Thunderstruck”, nicht viel. Irgendwo habe ich übrigens auch was von Doublebass gelesen, ist mir selbst aber nirgends aufgefallen.
Im Durchschnitt bietet das Album eine Mischung… sagen wir… irgendwo zwischen Rammstein, U2 und Santiano.

Was fällt denn diesem Heino ein. Wie kann er es nur wagen?Heino – jetzt erst recht!

Welche Berater Heino wohl dazu motiviert haben, nach der schon seit jeher schwarzbraunen Haselnuss jetzt auch noch das Alpengewächs zu schwärzen? Vielleicht soll uns das Werk einfach beweisen, dass auch Rock und Metal ganz einfach gestrickt sein können – was man der Volksmusik ja immer (zu Recht!) vorwirft. Ein bisschen Geschrammel hier, da eine Terz zu einer Quinte (oder so) und damit die Harmonien etwas more evil gemacht – und fertig.

Jedenfalls könnte ich mir durchaus vorstellen, dass auch “Schwarz blüht der Enzian” ein Erfolg wird. Diese Schiene ist zwar nicht so populär, wie die des MfG-Albums, die Zielgruppe vielleicht etwas kleiner, dafür ist der Kontrast aber natürlich umso heftiger. Das eine oder andere Stück ist richtig gut – ich denke da vor allem an die “Tributes” an Rammstein! Der Titelsong und auch die Haselnuss haben Hit-Ambitionen! Das eine oder andere taugt aber eher nur für Parties mit Flatrate-Saufen oder so. Durchwachsen, aber durchaus mit Lichtblicken und „Kult-Gefahr“.

Volksmusik ist für mich ein Fremdwort. Das kenn’ ich gar nicht… Volksmusik. Hab’ ich nie gemacht. Was ist das?!Heino, von Typen in Lederkluft eingerahmt, im Promo-Video

Livetermine 2015

Wer dem Alpenschreck die Pommesgabel mal live entgegenstrecken will, bekommt im Herbst nächsten Jahres Gelegenheit dazu:

03.10. Oberhausen Turbinenhalle 23.10. Berlin Huxley’s Neue Welt
08.10. München Backstage Halle 24.10. Hamburg Große Freiheit 36
09.10. Mannheim Alte Seilerei 29.10. Nürnberg Hirsch
10.10. Würzburg Posthalle 30.10. Erfurt Stadtgarten
17.10. Köln Live Music Hall 31.10. Dresden Alter Schlachthof
22.10. Hannover Capitol 05.11. Stuttgart LKA-Longhorn

Alle Angaben natürlich ohne Gewähr.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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