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Heinz Rudolf Kunze – Stein vom Herzen

Heinz Rudolf Kunze hat es seinen Hörern in den letzten Jahren nicht immer leicht gemacht. Nachdem Kunze sehr erfolgreiche Jahre mit einigen Hits in den 80er Jahren hatte, in den 90er Jahren Rockplatten abgeliefert hat, die besser kaum hätten sein können (wohl aber leider nicht das ganz große Publikum erreicht haben) war Kunze ab dem Jahr 2000 etwas unsteter (Bandmitglieder wurden immer wieder ausgetauscht) und teilweise musikalisch und textlich belanglos unterwegs.
Auf jeder Platte fanden sich zwar einzelne Stücke, die außergewöhnlich und gut waren, großteils driftete Kunze aber gefährlich nahe auf einen recht uninspiriert wirkenden und austauschbaren Schlagerpop zu. Bestes Beispiel hierfür war „Hundertausend Rosen“, die Single aus dem insgesamt schwachen Album „Die Gunst der Stunde“ aus dem Jahr 2011.

Zeitgleich zu den poppiger werdenden Alben mit der klassischen Kunze Band „Verstärkung“ schuf sich Heinz Rudolf Kunze aber auch ein zweites musikalisches Standbein (besser gesagt: ein weiteres zu seinen anderen Standbeinen, wie z.B. musikalische Lesungen und Musicals). „Räuberzivil“ nennt Kunze seine Zweitband und im Jahr 2012 brachte er mit dieser Formation „Hier rein, da raus“ auf den Markt, das allen Grund zur Hoffnung gab, dass es mit HRK wieder aufwärts gehen würde. Musikalisch experimentierfreudig und textlich überwiegend so, wie man das von Kunze eigentlich erwartet. Sprachlich pointiert und viele Situationen des Lebens tiefsinnig betrachtend.

Nun legt HRK mit „Stein vom Herzen“ ein neues Album mit der Verstärkung vor, das den Aufwärtstrend zweifelsohne anhalten lässt. Gemeinsam mit „Hier rein, da raus“ hat „Stein vom Herzen“, dass Kunze nicht nur wie gewohnt alle Texte dafür schrieb, sondern auch (fast) alle Lieder selbst komponiert hat. Dabei zeigt Kunze die ganze Bandbreite seines Könnens. Von Balladen wie „Stein vom Herzen“ oder „Das Glück auf Deiner Seite“, bis zu klassischen Rocknummern wie „Europas Sohn“ oder „Schämt Ihr Euch nicht“. Dazwischen liegen gelungene Nummern, die eher der Liedermachertradition zuzuordnen sind („Die Wahrheit eines Sieges“ oder „Erwarte wenig“) und Poppiges, was auch auf die letzten Alben gepasst hätte („Küsse unterm Kleid“, „Hallo Himmel“, „Wenn Du sie siehst“). Letztere verzeiht man Kunze bei diesem Album allerdings, da die überwiegende Zahl der Songs ausgereift und mit viel Spielfreude eingespielt wirkt.
Auch bei der Produktion fällt Erfreuliches auf: So werden alle Lieder sauber zu Ende gespielt, keine Nummer wird ausgeblendet und die Balladen sind mit echten Streichern eingespielt, klingen warm und wohlig, nicht aber triefend „zugekleistert“. Schön wäre, wenn HRK bei den Konzerten, die im nächsten Frühjahr anstehen, bei solchen Stücken auch auf echte Instrumente setzen würde und nicht wie in der Vergangenheit Matthias Ulmer ein ganzes Streichorchester aus seinem Keyboard zaubern muss, das einen oft klebrigen Klangteppich ausrollt.

Auch textlich erscheint dieses Album in einem helleren Licht als Manches aus den letzten Jahren. So findet sich hier ein klares Bekenntnis zu Europa („Ich bin Europas Sohn, spart Euch den Spott und Hohn, denkt nur an Amerika, wie pervers sind die denn da“), die Liebeslieder „Stein vom Herzen“ (bei dem Kunze zeigt, was für ein begnadeter Sänger er ist) oder „Das Glück auf Deiner Seite“ sind kitschunverdächtig und finden schöne und unverbrauchte Worte für ein altes, aber immer aktuelles Thema. „Weltweit Feuer frei“ bezieht eindeutig Stellung in Sachen Rüstungsexporte („sie schlachten sich damit im Nahen Osten, im Fernen und der ganzen dritten Welt. Wir kommen jedes Mal auf unsre Kosten, nie stinkt es nach im Blut gewaschenem Geld“).
Einen Glanzpunkt der Platte setzt Kunze sowohl textlich, als auch musikalisch mit einem Song über Mark Aurel („Erwarte wenig“; „Erwarte wenig und freu dich umso mehr, wenn das Glück dein Ufer küsst, geritten auf der Brandung von weit her“).

Heinz Rudolf Kunze erfindet sich nach über 30 Jahren im Musikgeschäft mit “Stein vom Herzen” nicht neu, Manches klingt vertraut – und doch klingt Kunze auf diesem Album wohltuend frisch. Man kann nur hoffen, dass Kunze diesen eingeschlagenen Weg weitergeht und sich zukünftig in erster Linie wieder als textlich versierter Rocksänger zeigt, und dass ihm seine Hörer folgen werden. Es wäre schade, wenn ausgerechnet der „Stein vom Herzen“ direkt auf seinem Fuß fällt.

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