I Heart Sharks – Anthems
„One english boy. One german boy. One lost boy.“ lautet gemeinhin die Beschreibung des Trios “I Heart Sharks”. Der “lost boy” dürfte mittlerweile der Drummer Georg Steinmaier sein, der die Combo 2011 verließ und anschließend durch den ebenfalls deutschen Martin Wolf ersetzt wurde. Die übrigen zwei Drittel machen die Band international: Sänger Pierre Bee ist in London aufgewachsen und Gitarrist und Sythesizist (kann man das so sagen?!) Simon Wangemann kam aus New York, als sich die Gründungsmitglieder 2007 im Berliner Techno-Schuppen Berghain kennengelernt haben.
Ja, 2007 war das schon. Danach gingen rund drei, vier Jahre ins Land, bis es 2010 mit “Wolves” eine erste EP und 2011 mit “Summer” ein Debüt-Longplayer zu hören gab. Das “German-british Post-Pop”-Album “aus Berlin” wurde der künstlerischen Freiheit zuliebe von der Crowd mitfinanziert und im Anschluss von allen Seiten ordentlich gehypet. Eine internationale Hipster-Boygroup auf Indietronic mit Wahlheimat Berlin und dann auch noch im Berghain geboren?! Kein Wunder, letztlich…
Mittlerweile haben sich “I Heart Sharks” aber von der Rundum-Eigenregie verabschiedet und bringen nun ihr Nachfolgealbum “Anthems” über Island Records heraus. Für die Produktion zeichnet Joseph Cross verantwortlich, der auch schon für Hurts tätig war.
Es hat sich also etwas verändert. Und das nicht nur hintergründig. Die 14 Songs bieten so ziemlich genau das, was der LP-Titel verspricht. Sowohl was den Sound und die Arrangements angeht, als auch das Songwriting, bietet “Anthems” fast durchgängig Stadion-Hymnen. Dabei klingt das Ganze um Längen ausgefeilter als noch auf dem vergleichsweise experimentell wirkenden Erstlingswerk.
Viele tanzbare Beats und Synthies, hier und da auch mal 80er-Anleihen, vor allem aber Leichtigkeit und catchy Hooks – das sind im Großen und Ganzen die Bestandteile von “Anthems”. Besonders stark wirkt der Song “Headlines”. Weitere Anspieltipps: das etwas langsamere Titelstück “Anthems”, das mit fettem Bass und Beat unterlegtem “Karaoke”, die erste Single “To Be Young” und das abschließende “Half A Heart”, weil es einfach anders ist.
“Wir wollen Björk in einem Tal in Island heiraten”, “auf High-Heels mit Karin Dreijer durch’s Moos rennen” und “mit David Bowie schauen, ob es Leben auf dem Mars gibt” – das wünschen sich die drei u.a. auf ihrer Facebook-Seite. Natürlich eine Referenz an ihre Einflüsse (neben den genannten z.B. auch Grauzone, Midge Ure, The Maccabees und Anne Clark).
Was die Jungs mit “Anthems” aber ganz offensichtlich auf jeden Fall wollen, ist, den Gehörgängen der Nation einfach ohrenschmeichelnde Indie-Elektronik zu bieten. Diese Mission kann man getrost als accomplished ansehen. Und Kritiker, denen der Hype auf die Senkel ging, dürften sich eingeladen fühlen, die Band neu zu bewerten. Dass das Ganze insgesamt fast zu euphorisch und zu glatt klingt, steht dabei wieder auf einem anderen Blatt – aber das ist ja auch Geschmackssache.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…