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Kallejon – Hartgeld im Club

Kallejon sind wieder da. Nach ihrem Erfolgsalbum „Man spricht Deutsch“ meldet sich die Metalcore-Band vom Niederrhein zurück und wirft uns mit „Hartgeld im Club“ ein fettes Brett voller Geschrei und harten Riffs vor die Füße. Nachdem man sich auf dem letzten unter diesem „Pseudonym“ veröffentlichten Album eher der deutschen Popmusik angenommen hat, müssen jetzt die lokalen Rapper herhalten und ihre Texte den findigen Händen von BastiBasti und seinen Jungs überlassen.

Nachdem auf dem letzten Studioalbum „Fandigo“ eher etwas ruhigere und nachdenkliche Töne angeschlagen wurden, stand durchaus die Frage im Raum, ob das neue Album diesem Stil treu bleibt, oder es zurück zu den Wurzeln geht? Zumal der letzte Bonustrack „Callejon is dead“ von Fans durchaus kontrovers diskutiert wurde und teilweise Zweifel an der Zukunft der Band aufkamen. Dass wir uns in diese Richtung keine Sorgen machen brauchen, beweisen die Düsseldorfer fulminant schon mit dem Einstiegs-Track in das Album.

„Von Party zu Party“ beschreibt das Motto der neuen Platte sehr gut, denn jeden Song kann man in sich feiern, hat jedoch immer das Gefühl, etwas Neues zu erleben. So kommt definitiv keine Langeweile auf. Das Original von SXTN wird mit bollernden Drumbeats und dumpfen Gitarrenriffs aufgepeppt, geht dabei aber noch angenehm sparsam mit dem Einsatz von Synthesizern um.

Mit „Schlechtes Vorbild“ folgt direkt darauf ein Klassiker des Deutschrap, welcher noch aus der Maskenzeit des Berliner (Ex-)Skandalrappers Sido stammt. Mit ebenjenem hat man schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet, so wundert es wenig, dass auch einer seiner Songs auf dem Album vertreten ist. Die treibende Doublebass verleitet zum permanenten Headbangen, und mit jedem neuen Atemzug von Leadsänger BastiBasti will man die Pommes Gabel in die Luft reißen.

Etwas aktueller wird es mit dem Marteria-Cover „Kids (2 Finger an den Kopf)“. Das Grundtempo etwas gesenkt könnte man meinen, der Song wäre schon immer von Callejon. Die Core-typischen Breakdowns fügen sich sehr gut ein, und auch der kurze Clean-Vocal-Part kurz vor dem Finale zeigt die musikalischen Qualitäten der Band.

„Palmen aus Plastik“ war der erste Song des Albums, welcher vorab schon im September veröffentlicht wurde. Ehemals von Bonez MC & RAF Camora geschrieben und gerappt, steigert der Song sein Tempo merklich und man hat zum Ende schon Sorgen um das Drumkit von Maximilian Kotzman. Die sauberen Gitarrenmelodien verleihen diesem Song nochmals eine eigene Note.

In „Was du Liebe nennst“ des Künstlers Bausa nähert man sich textlich wieder den Themen von „Fandigo“. Auch dieser Song wirkt, als hätte man ihn sich selbst auf den Leib geschrieben, so gekonnt schaffen es die Jungs, das Material an ihren Sound anzupassen. Versteckt auf Blitzkreuz hätte wohl niemand den Autor in Frage gestellt.

Alligatoah steuert den Text zu „Willst du“ bei, welcher ihn aus dem Untergrund in den Youtube-Himmel befördert hat. Die klare Aufforderung zum Drogenmissbrauch wird wohl einer der Gründe sein, warum das gesamte Album ein „Explicit“-Rating erhalten hat, aber auch das ist ja für Callejon nichts Neues. Musikalisch wechseln die Blastbeat-Passagen mit ruhigeren Clean Parts, ohne dabei das Grundtempo zu verlieren.

Der Deichkind Megahit „Arbeit nervt“ wirkt etwas hektisch und experimentell vom Sound, was aber auch eine Hommage an die kreativen Köpfe der Urheber sein könnte. Im ersten Moment könnte man meinen, der Verstärker hätte nach den Orgien der letzten Songs den Geist aufgegeben und matscht nur noch im Sound rum, aber das scheint so gewollt zu sein.

„Urlaub fürs Gehirn“ wurde von K.I.Z. beigesteuert, die ja in der jüngsten Vergangenheit schon öfter mal für eine Kooperation herhalten durften. Passend zum Titel übernehmen hier die Melodien wieder die Führung im musikalischen Gerüst und lassen dem Gehirn des Zuhörers eine kleine Verschnaufpause.

Beim bisherigen Line-Up der Cover fehlt eigentlich nur noch der Shooting-Star Casper. Seinem Song „So perfekt“ widmet man sich in Song Nummer 9 und kommt zurück zu alten Tugenden. Harmonische Melodien mit treibenden Rhythmen kombiniert bilden den gewohnten Sound der Rheinländer und zaubern ein seliges Grinsen ins Gesicht.

Callejon20142Adrian Sailer

Callejon @ Summer Breeze 2014

„Bros“ von RIN wird dann wieder experimenteller und läutet das Finale der großen Party ein. Die Jungs gehen vor, und so lehnt BastiBasti das ihm angebotene After-Party-Date ab und nimmt in dieser langsamen Rap-Shout-Nummer nochmal Anlauf.

Zum Abschluss der Cover-Party nimmt man sich dann noch „Ich rolle mit meim Besten“ von Haftbefehl vor. Treibende Kraft ist hier ein ähnlich dumpfes Riff wie in von „Party zu Party“, sodass ein runder Abschluss der fetten Party gefunden wird.

Die Afterparty findet dann mit eigenen Songs statt. So ist der Titelsong „Hartgeld im Club“ eine Eigenkomposition, welche in den Rap-Parts von Antifuchs & Pilz unterstützt wird. Man bleibt dem Grundstil des Albums treu und behält die Kopf-Nicker-Rhythmen bei. Gerade die Rapperin Pilz lockert den Song nochmal merklich auf und gibt ihm eine besondere Note.

Zum Schluss wird es noch Zeit für die Fortsetzung der „Porn from Spain“-Reihe. In Teil 3, welcher auf diesem Album zum Besten gegeben wird, widmet man sich wieder den Anfängen. Der Erste Teil wurde bereits 2008 veröffentlicht und in Anlehnung an die niederländischen Hardcore-Punker „Born from pain“ benannt. Die bereits bekannten K.I.Z. sowie Ice-T treten zur Unterstützung an und sorgen dafür, dass der Song zwischenzeitlich sogar eine politische Note bekommt.

Damit endet die Standardversion des Albums in einem fulminanten Finale und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Das Album gibt es in insgesamt drei Versionen seit dem 3. Januar. Die hier besprochene Standardversion auf CD und Vinyl, sowie eine Bonus-Track-Version, welche neben dem Das Bo-Cover „Türlich Türlich“ auch noch drei Remixe enthält. Diese hinterlassen allerdings eine leichte Katerstimmung und wirken etwas sehr übertrieben, nach einer solchen Party sollte ein dezenter Kater allerdings auch nicht verwunderlich sein.

Callejon schafft es gekonnt die beatgetriebenen HipHop-Songs in ihr Core-Gerüst einzuflechten und dabei das bereits bekannte Tempo an den Tag zu legen. Die Spielfreude, mit denen die fünf Jungs ans Werk gehen, lässt für die kommende Tour Großes erwarten. Nach „Fandigo“ könnte man meinen, die alten Callejon wären zurück, doch meiner Meinung nach sind es immer noch dieselben. Sie zeigen gekonnt ihre Bandbreite, aber auch ihre Einflüsse in ihr musikalisches Schaffen. Man darf gespannt darauf sein, was uns als nächstes präsentiert wird.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Eightrocks

Hört am liebsten Symphonic- sowie Powermetal, kann sich aber auch für Pagan und Metalcore begeistern. Wenn er gerade einmal nicht mit Achterbahnen spielt, ist die Kamera im Anschlag.

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