KMFDM – Hell Yeah (Doppel-Review)
Am 18. August 2017 erscheint das 20. Studioalbum der Industrial-Rock-Koryphäen KMFDM, unter dem Titel „Hell Yeah“. Das Album stammt aus der Feder des Gründungsmitglieds Sascha Konietzko, der zudem für die Produktion zuständig war. Das von Aidan Hughes (BRUTE!) entworfene Cover-Artwork zeigt einen lachenden Protagonisten, der während seines Sturzes vom Eifelturm ein Selfie schießt.
Den Einstieg von „Hell Yeah“ bildet der gleichnamige Titel, der das Album mit EBM-typischen Klängen und dem energiegeladenen Ausruf des Titels einleitet. KMFDM bewegen sich musikalisch auf ihrem neuen Album zwischen Techno / Dance („Glam Glitz Guts Gore“) und Heavy Metal („Burning Brain“). Einige der Titel wurden von Konietzkos Frau Lucia Cifarelli eingesungen. Darunter befindet sich unter anderem der groovige Titel („Shock“), der mit einem eher moderateren Tempo aufgenommen wurde. Der Titel „Only Lovers“ tendiert durch seine düsteren Klänge eher in die Gothik-Richtung. Die Band nimmt mit ihren kontroversen Texten immer wieder mit einem ironischen und zum Teil humorvollen Unterton Stellung zu politischen Themen („Total State Machine“). Der Titel („Fake News“) arbeitet das gleichnamige Thema auf musikalische Weise erneut auf.
Mit dem Album bleibt die Gruppe ihren Wurzeln zwar treu, jedoch gelingt es ihnen auch sich im aktuellen Milieu zu etablieren. Es ist abzuwarten, ob das Album auch bei den Fans der Szene Anklang findet. Ab September besteht zudem die Möglichkeit, die Band bei einem Konzert während ihrer UK-Tour zu sehen. (Marvin)
Über die Jahre hinweg haben KMFDM so konstant neue Studioalben geliefert, man könnte glatt meinen, es wären Ideen und Themen so unerschöpflich vorhanden, dass ein neues KMFDM-Album immer erscheint, sobald Haus- und Hof-Designer Aidan Hughes wieder ein passendes Cover dafür gestaltet hat. Da kommen einem die ca. drei Jahre seit „Our Time Will Come“ schon fast wie eine längere Schaffungspause vor. Nach der im Frühjahr vorausgeschickten EP „Yeah“ erscheint nun jedenfalls das sage und schreibe 20. Studiowerk namens „Hell Yeah“, dessen Cover diesmal einen Mann zeigt, der vom brennenden Eifelturm stürzt und dabei noch ein spektakuläres Selfie für seine Social-Media-Timeline knipst – unzählige Likes dürften ihm sicher sein.
Video zu „Hell Yeah“
Es zeigt somit auch schon, dass in den Songs zum Teil wieder aktuelle Themen kritisch verarbeitet wurden. Und das natürlich vor allem im KMFDM-typischen, techno-metallischen Sound mit Gitarren-Stakkatos, bohrenden Synthie-Hochtönen und stampfenden Bässen und mal dem düster verzerrtem Gesang Konietzkos und mal mehr melodischen Vocals von Lucia Cifarelli.
Trotz allen erwartbaren Elementen entwickelt sich ihr Spektrum mit einigen ungewohnten Parts aber auch wieder etwas weiter: So wird das gängige „Total State Machine“, das im Chorus zu „your government hates you“ heftig knüppelt, durch zwei „Oppression“-Interludes in futuristischem Reggae-Offbeat-Stil eingerahmt. Und das swingende „Murder My Heart“ erinnert in den Strophen irgendwie an die Garbage der 90er, während „Freak Flag“ zum Teil recht Dance-lastig wirkt und das langsame „Only Lovers“ mit schwerem Beat leicht in Richtung Nero u.ä. geht. Aber auch schon der eröffnende Titeltrack kommt verwundernd spacig daher.
Fake News-Abhandlungen, System-Kritik und „Völker dieser Welt vereinigt euch“-Messages (frei interpretiert). Aber auch persönlichere Themen und zahmere Klänge. Das eine oder andere Stück braucht vielleicht zwei, drei oder möglicherweise auch vier Durchgänge. Spätestens dann ist aber festzustellen, dass KMFDM mit „Hell Yeah“ wieder ein abwechslungsreiches Album ohne Aussetzer gelungen ist. (Gerald)
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