Lana Del Rey – Honeymoon
Etwas unscharf, vergilbt oder auch wie koloriert. So präsentieren sich die auf alt getrimmten Promotion-Fotos zu ihrem neuen Album. Und das passt natürlich zu diesem besonderen Vintage-Image, das Frau Del Rey spätestens seit ihrem bisher größten Erfolg mit “Born To Die” (2012) weg hat.
Niemand zelebriert die Schwermut schließlich so glamourös wie sie. Keiner vermischt diese düster melancholische Grundstimmung mit scheinbar so Widersprüchlichem zu etwas mit ähnlich wirkender Atmosphäre. Ausgerechnet die gebürtige New Yorkerin definiert mit dieser “summertime sadness” seit drei Jahren erfolgreich ein neues kalifornisches Feeling – ein “California Noir”.
Komischerweise war ich damals überhaupt nicht müde oder ausgelaugt. Im Gegenteil. Ich war voller Inspiration – und ich wollte direkt weitermachen.Del Rey über die direkte Weiterarbeit nach “Ultraviolence” (aus einem Interview mit der BBC)
Auch mit “Honeymoon” ändert sich daran nicht viel. Doch obwohl die Musik nun laut der Künstlerin selbst mehr von “Born To Die” anstatt des direkten Vorgängers “Ultraviolence” (2014) haben soll, sucht man gängige Popsong-Strukturen und ähnlich eingängige Melodien auf dem Album über weite Strecken vergebens.

Video zu „High By The Beach“
Der im Sommer ausgekoppelte Titelsong stimmte darauf schon ein: Größenteils sind die Stücke, von denen nur der Coversong “Don’t Let Me Be Misunderstood” unter vier Minuten Länge bleibt, ganz ruhig mit Streichern und Piano instrumentiert. Dazu das typisch laszive Del Rey’sche Gesäusel, gerne auch mit zusätzlichen gesanglichen Einsätzen im Background. So versetzen einen die Songs langsam aber sicher in einen rund einstündigen Trance-Zustand, in einen kalifornischen Tagtraum in flirrender Hitze – “I wanna get high by the beach”. Durchaus positiv zu verstehen.
Daran, dass “Honeymoon” über die gesamte Distanz aber etwas eintönig wirkt, ändert auch die starke und herausragende, mit tiefem Hip-Hop-Beat versehene Single “High By The Beach” (das mit dem Video mit der Kampfansage an all die Paparazzi, s.o.) wenig. Nun liegt Lana Del Rey vermutlich nicht viel daran, den nächsten Sommerhit zu liefern. Dass aber trotzdem mehr drin gewesen wäre, zeigen einige weitere großartige Stücke wie “Freak” (ebenfalls mit ganz langsamem, ganz tiefem Bass-Beat), “Religion” oder “24”.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…