Leftfield – Alternative Light Source
Dieses Jahr wird das legendäre Album “Leftism” der britischen Elektrotüftler Leftfield 20 Jahre alt. Ein Album, das mit zahlreichen Gastsängern aufwarten konnte, den bisher recht eng gefassten Rahmen der elektronischen Tanzmusik bei weitem sprengte und Hits wie „Open Up“, „Original“, „Afro-Left“ oder „Inspection“ in die Clubs und auf die Live-Bühnen brachte. Damals bewegte man sich geschickt im Umfeld von Techno, Trip Hop, Reggae und Dub. Mit dem zweiten Album „Rhythm And Stealth“, das nicht ganz mit der Brillianz des Debuts mithalten konnte, gelangen mit „Afrika Shox“ und „Dusted“ aber ebenfalls Hits. Nach dem Beitrag „Snakeblood“ zum Soundtrack „The Beach“ wurde 2002 das Kapitel Leftfield vorerst geschlossen, Neil Barnes und Paul Daley gingen ihre eigenen Wege. Seit 2010 bestreitet Neil Barnes nun wieder Konzerte unter dem Leftfield Banner, mit Band, bestehend aus Neil „Djum Djum“ Cole, Earl 16, Sebastien Beresford, Cheshire Cat und dem Produzenten Adam Wren, mit dem wohlbekannten Liedmaterial. Es sollte aber bis 2015 dauern, bis mit „Alternative Light Source“ ein neues Studioalbum erscheint, das dritte innerhalb von 26 Jahren Bandgeschichte.
Vorab wurde schon „Universal Everything“ veröffentlicht, ein geradezu klassischer 4-To-The-Floor-Track mit monoton stampfender Rhythmik und den typischen, breit ausladenden Synthieflächen. Eröffnet wird „Alternative Light Source“ aber von „Bad Radio“, mit der kraftvollen, tiefen Stimme von Tunde Adebimpe (TV On The Radio). Beide Stücke geben schon einmal die Grundstimmung des Albums vor, die eher dunkel, um nicht zu sagen düster ist. Behäbig pulsiert „Dark Matters“, wie das gediegene „Storm´s End“ eher ein ambientes Stück. Auch Titelstück „Alternative Light Source“ beginnt sehr chillig, mit Akustik-Gitarren-Schmuck, lädt sich dann aber immer mehr auf, um dann elegant in das hämmernde „Shaker Obsession“ überzuleiten, das mit verzogener Rhythmik und seinen abstrahierten Klängen und Samples wohl eines der anspruchsvollsten Stücke des Albums darstellt. Poppig dagegen „Bilocation“, ein kühler Synthie-Pop-Song mit dem Gesang von Channy Leaneagh (Poliça). „Head And Shoulders“ kommt mit den Vocals des britischen Hip Hop Duos Sleaford Mods, die auch schon mit The Prodigy für deren Stück „Ibiza“ auf dem Album „The Day Is My Enemy“ zusammengearbeitet haben. Das Elektro-HipHop-Gemisch erinnert tatsächlich auch etwas an den Sound von Prodigy. Schlusstrack „Levitate For You“ verquickt sehr eigen Soul, karge Elektronik und Dub.
„Alternative Light Source“ ist nicht „Leftism“. Es ist fraglos ein schweres Erbe, das Neil Barnes hier antritt, die Erwartungshaltung dementsprechend groß. Mit Produzent Adam Wren an der Seite ist mit „Alternative Light Source“ aber ein Album entstanden, das wie auch „Rhythm And Stealth“ der Marke Leftfield durchaus gerecht wird. Dafür spricht die enorme Bandbreite und die frischen Ideen, gleichzeitig klingt es noch etwas dunkler und härter als der Vorgänger.
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