Marmozets – Knowing What You Know Now
Knapp drei Jahre ist es her, dass uns die fünf bissigen Krallenäffchen aus Nord-England mit ihrem gelungenen Debütalbum “The Weird And Wonderful Marmozets” akute Atemnot beschert haben. “Come with me to a quiet place and get some rest” hieß es da im Opener. Die Musik dazu allerdings im Widerspruch: Giftig und wütend, progressiv, laut und nervös — gleichzeitig aber auch eingängig.
Nach den beiden bereits im Sommer (“Play”) und Herbst (“Habits”) 2017 ausgekoppelten Singles, die definitiv Lust auf mehr gemacht haben, legt die Band nun mit “Knowing What You Know Now” das gesamte LP-Zweitwerk vor.
Die “we don’t care, we don’t give a rip”-Einstellung ist darauf zwar nicht wirklich verloren gegangen, allerdings hören sich die zwölf Stücke im Durchschnitt schon auffallend weniger kantig und fordernd an. Natürlich gab es auch auf dem Vorgängeralbum ruhigere Songs: Vor allem das balladeske “Cry”, dessen Aufgabe auf dem neuen Album nun “Me & You” übernimmt. Und es gibt umgekehrt auch härtere Momente auf “Knowing …”, wie z.B. in “Meant To Be”, “Habits” doer auch “Major System Error”. Die heftigen Spitzen scheinen aber diesmal insgesamt ein Stück weit entschärft.
Video zu “Habits”
Vor allem fällt das an Beccas Gesang auf. Sie stellt ihre Variabilität zwischen bezaubernd cleanem Gesang und einschüchternden Screams und Shouts weiterhin eindrucksvoll unter Beweis. Letzteres Extrem kommt allerdings einiges weniger zum Vorschein. Auch musikalisch sind die progressiven Math- und die derben Post-Hardcore-Einflüsse etwas weiter in den Hintergrund gerückt. Die rohe Härte eines “Vibetech” ist diesmal sogar gänzlich unvertreten, während “Lost In Translation” anstatt auf komplizierte Rhythmus-Spielereien und Tempowechsel beispielsweise auf den einfachen Aufbau eines Drei-Akkord-Wunders setzt.
“Knowing What You Know Now” ist also Insgesamt weniger hart, komplex und nervös wie sein Vorgänger. Weniger experimentell, wollte ich eigentlich noch schreiben. Dabei kann das ganze Album als ein kleines Experiment gesehen werden — mit einfacheren aber schlagkräftigen Riffs und sogar mal mit Bläsern im Hintergrund (bei “Major System Error”).
Die Marmozetten haben jedenfalls, auch wenn der Vergleich mit dem Debütalbum (hier übrigens unser Review) etwas arg kritisch klingen mag, ihre Eigenständigkeit mit einem Mashup aus Eingängigkeit und Heftigkeit bis hier hin gut bewahrt und auch mit dem zweiten Album eines abgeliefert, das einfach richtig Spaß macht.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…