Mumford & Sons – Wilder Mind
So ungewöhnlich es scheinen mag, ist das dritte Album von Mumford & Sons doch nur die logische Konsequenz auf die beiden Vorgänger. Zum einen dürfte sich natürlich die Frage gestellt haben, wie lange man dieses Folk-Rock-Ding noch erfolgreich weiterbetreiben könnte. Außerdem schlug man auch schon mit “Babel” (hier unser Review) den Weg hin zur breiter aufgestellten Hörerschaft ein.
Für “Wilder Mind” wurden also nun Banjo, Akustik-Klampfe, Kontrabass, Akkordeon, Schellenkranz und die obligatorisch stampfende Bassdrum in die Ecke gestellt und stattdessen E-Gitarre und -Bass, Keyboard, Schlagzeug und elektronische Helferlein ins Studio geschleift.
Video zu “Snake Eyes”
Das Ergebnis sind zwölf Stücke, die insgesamt grob in die Radiorock-Richtung von Kings of Leon gehen. Sie rocken mal mehr und mal weniger, beginnen nicht selten ruhig mit Piano und flächigen Synthie-Sounds, um dann erst in der zweiten Halbzeit mit Rhythmus und Kraft durchzustarten. Eine große Schwachstelle am Sound ist bei den Drums zu verorten, die vermutlich häufig vom Drumcomputer kommen – auch angesichts der Tatsache, dass die Schlagzeuger-Position in der Band bislang ja unbesetzt war, hätte man das sicher geschickter lösen können.
Die Songs sind nahezu alle interessant geschrieben – auch wenn jetzt nicht der ganz große Wurf dabei ist. Eine Arbeit, die sich die Band diesmal übrigens geteilt hat. Und auch wenn zunächst nur die Stimme unverändert geblieben zu sein scheint, ist doch hier und da der besondere Mumford-Stil wieder erkennbar.
Anspieltipps sind die Stücke “Ditmas”, “Tompkins Square Park” und “Snake Eyes”.
Ich habe da wenig Zweifel… “Wilder Mind” wird wieder ein Erfolg werden. Den Charme eines “Little Lion Man” beispielsweise entwickelt es zwar nirgends wirklich, aber das hatte das zweite Album, das ja sogar noch erfolgreicher war als Debütalbum “Sigh No More”, auch nicht geschafft.
So ein radikaler Richtungswechsel wird für einige Fans schwer zu verdauen sein. Aber der Wunsch nach Veränderung ist mutig und, wie ich meine, auch legitim. Und im Falle von Mumford & Sons habe ich auch nicht das Gefühl, dass man dabei schlicht höhere Verkaufszahlen durch noch mehr Radiotauglichkeit im Auge hatte.
Was den eingefleischten Mumford-Fan also schockieren dürfte, erweist sich schließlich als der richtige Weg. Es bleibt noch etwas Luft nach oben, aber das Experiment ist unter dem Strich geglückt, und Marcus Mumford wird sich wohl weiter damit anfreunden, einen Akkord nur alle vier Takte anschlagen zu müssen.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…