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Paradise Lost – Host (Remastered)

Paradise Lost, die Band aus dem britischen Halifax, ist schon ein Phänomen: Bestehend seit 1988, also seit 30 Jahren, kommt man auf stolze 15 Studioalben. Dabei blieb das Line-Up bis auf die Position des Schlagzeugers unverändert. Auch musikalisch kann man von einer beispiellosen Entwicklung sprechen. So starteten Sänger und Bassist Nick Holmes, Gitarrist Gregor Mackintosh und Schlagzeuger Matthew Archer als Trio, um später von Gitarrist Aaron Aedy und Bassist Steve Edmondson komplettiert zu werden. Man machte sich recht schnell einen Namen in der damals angesagten Death- und Doom-Metalszene Englands und war neben den Labelkollegen Anathema und My Dying Bride – die ebenfalls auf recht unterschiedliche Weise gediehen – eine wichtige Triebfeder für Peaceville Records. Während gerade die Todesmetaller ordentlich knüppelten fielen Paradise Lost eher durch ihren schwermütigen, schleppenden Sound auf. Die Langsamkeit haben sie also früh für sich entdeckt, diese melancholische Bedächtigkeit zieht sich durch alle Veröffentlichungen, auch wenn sich der Stil über die Alben änderte, der Gesang von finsteren Growls zu klarem, melodischen Gesang wechselte. Die Death/Doom-Gefilde verließ man mit dem Album ‚Gothic‘, mit ‚Icon‘ stieß man in die Heavy/Trash-Richtung vor, und ‚One Second‘ mit starker Neigung zum Gothic-Rock mit dominanter Elektronik war dann die Major-Bewerbung.

Das nun in einer remasterten Version vorliegende Album ‚Host‘ aus dem Jahre 1999 für das Major-Label EMI kann man in der musikalischen Entwicklung als Scheitelpunkt sehen. Gesang, dominante Elektronik, synthetische Beats, untergemischte Gitarren und eine glatte Produktion ließen ‚Host‘ wie ein Synthie-Pop-Album erscheinen, das sich in Sachen Härte nicht weit von Depeche Mode, De/Vision oder Mesh entfernt positionierte. Zu den poppigsten Vertretern der Songs zählen die beiden Singles ‚So Much Is Lost‘ und ‚Permanent Solution‘, dessen Video-Edit die Gitarren nahezu komplett amputierte, sowie ‚Behind The Grey‘ oder ‚Made The Same‘. In Sachen Songwriting und Originalität blieben Paradise Lost erstklassig. Die Songs funktionieren als Elektro-Rock-Hybriden, die besonders bei den leiseren Tönen von ‚Wreck‘ eine ganz eigene Wirkung entfalten. Dieser Schritt, dieses Experiment musste einfach gemacht werden.

Das Nachfolgealben ‚Believe In Nothing‘ konnte diese Klasse nicht ganz halten, hatte man doch öfter des Gefühl, dass sich hier verkappte ‚Host‘-Songs um ihre eigene Achse drehen. Mittlerweile haben Nick Holmes und Co. stilistisch kehrt gemacht und sind mit ihrem aktuellen Album ‚Medusa‘ wieder da angelangt, wo man begonnen hat: Mystische Schwere, massive Gitarren und ein finsterer Growl-Gesang, der von klaren, melodischen Passagen abgelöst wird, quasi als Erinnerung an die Orte, wo man musikalisch schon war. Auch diese Entwicklung brauchte wieder mehrere Alben und das Ergebnis klingt einfach richtig. Nach 30 Jahren ist diese Band immer noch spannend und relevant, phantastisch!

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Über den Autor des Beitrags

Chris

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