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Eskimo Callboy – MMXX (EP)

„Hypa Hypa“ die Jungs aus Castrop-Rauxel melden sich lautstark zurück. Das Jahr begann, wie für alle Bands, auch für Eskimo Callboy mit einer Reihe von Konzertabsagen, Unsicherheit und Chaos. Zusätzlich trennte man sich im Februar auch noch vom langjährigen Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler.

Doch Eskimo Callboy sollte weiter bestehen und so spielten die Jungs ausm Pott gekonnt auf der Social Media Klaviatur. Per Instagram, Facebook und Co. wurde zu einem großen Online Casting aufgerufen. Jeder der sich als Ersatz für Sushi würdig hielt, sollte sich bewerben. Laut eigener Aussage gingen dabei über Tausend Bewerbungen ein.

Unter ihnen auch Nico Sallach, der seit Januar 2020 arbeitslose Frontmann von „To the Rats and Wolves“, welche sich aufgelöst hatten. Das Eskimo Callboy und Nico schon seit längerem befreundet sind, ist entweder eine glückliche Fügung des Schicksals, oder eine geschickte Inszenierung.

Auf jeden Fall wurde die Bekanntgabe von Nico, als neuer Frontmann, am 24.04. direkt mit der Ankündigung einer neue EP garniert. Nun liegt das Werk namens „MMXX“ vor uns. Beim Namen hat man sich der römischen Nummerierung bedient, altbacken ist aber nichts an der Scheibe. Wie immer bei Century Media erschienen und quietschbunt, wurden sechs Songs auf den Silberling gepresst. Zwei davon haben auch schon die YouTube und Spotify Charts gesprengt.

Allen voran das bereits im Juni veröffentlichte „Hypa Hypa“, welches wohl zur Veröffentlichung der Scheibe die sechs Millionen YouTube Streams knacken wird. Viel schreiben muss man über den Song nicht mehr, denn niemand, der Metal hört, dürfte diesen Sommer an dem Song vorbeigekommen sein. Er ist die Essenz von Eskimo Callboy, man liebt ihn oder man hasst ihn. Mit einer Mischung aus New Kids und Magnum präsentiert sich die Klamauk-Core Band auf dem Balanceakt zwischen Blödsinn und Genialität. Genie und Wahnsinn waren schon immer nah beisammen.

Musikvideo zu „Hypa Hypa“
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Die zweite Nummer „Hate/Love“ wurde ebenfalls im Vorfeld veröffentlicht, zieht aber in eine ganz andere Richtung, als das erste Experiment in neuer Besetzung. Deutlich härter, näher am Hardcore, drückt der Song gewaltig auf die Trommelfelle. Nico und Kevin bilden stimmlich ein harmonisches Duo und können ihre unterschiedlichen Stärken sauber ausspielen.

Ich erwähnte ja bereits das die Costrop-Rauxeler durchaus erfahren im Umgang mit Social Media sind. Zwei Tage bevor die EP „MMXX“ erscheint, wird es ein weiteres Feuerwerk geben. „MC Thunder“ von der Erfolgsplatte „The Scene“ bekommt einen Nachfolger. „MC Thunder II“ hat bereits zwei Teaser-Videos erhalten. Wer sich jetzt denkt, dass alte musikalische Fäden wieder aufgenommen werden, liegt komplett daneben. Es regiert Chaos und Wahnsinn im ersten Teil. Cleane Refrains, gegrunzte Strophen, quäkende Frösche, K-Pop-Chöre, und noch viel mehr bilden das Gerüst. Klingt komisch, macht aber höllisch Spaß zu hören. Plötzlich steigert sich der Song nochmals, zelebriert einen Elektro Breakdown erster Güte, nur um in einem Element zu enden, welches ich am besten als Scooter auf Steroide beschreiben kann. Jau, ernst nehmen fällt schwer, aber das Grinsen kann ich nicht weg reden. Der Song macht süchtig und glücklich.

„Monsieur Moustache“ hat da eher Anleihen an eine Stadionhymne. Nicht falsch verstehen. Von Songs wie „An Tagen wie diesen“ sind wir genauso weit weg, wie Eskimo Callboy von Schwiegermamas Liebling. Die Hookline ist aber derart eingängig, dass man gar nicht anders kann als mitzusingen. Musikalisch bewegen wir uns irgendwo zwischen Metalcore und miesesten 2000er Club-Songs. „Monsieur Moustache“ funktioniert also genauso auf Metalfestivals, wie auf Mallorca Partys. Ein Spagat, den wohl kaum eine Band schaffen wird.

Einen haben wir noch. „Dramaqueen“ könnte aus der Feder von Drummer David Friedrich stammen. Hat er doch erfolgreich die Trash-TV Perle „Bachelorette“ durchgespielt, gewonnen und nach, vom Boulevard ausgeschlachteter Trennung, die Grundlage für die mediale Aufmerksamkeit an „The Scene“ gelegt. Beim Song greift man sich auf jeden Fall wieder ein erfolgreiches Eskimo Callboy Rezept. Harte Riffs, ein bisschen mit dem Synthesizer gespielt, eingängige Texte. Funktioniert, macht gute Laune, ist aber, meiner Meinung nach, der schwächste Song auf dieser EP.

Ganz andere Töne werden auf dem Abschluss der EP angeschlagen. Angeschlagen trifft es sehr gut, denn man hat sich Unterstützung von Tobias Rauscher geholt. Wer mit dem Namen erstmal nichts anfangen kann, ich kannte den 20-jährigen Berliner bisher auch nicht. Mit seinen Fingerstyle-Gitarren Videos begeistert er aber regelmäßig mehrere Millionen Zuschauer/-hörer.

Der letzte Song von „MMXX“ ist eine Neuinterpretation von „Prism“ aus dem letzten Album „Rehab“. Nur von der Akustik Gitarre begleitet zeigen die beiden Sänger von Eskimo Callboy, was in ihren Stimmen steckt, wenn kein Krawall außen rum ist. Sauber und kraftvoll, sanft und gleichzeitig präsent beweisen sie, dass hinter dem Chaos viel Leidenschaft und Können steckt. Die Begleitung von Tobias Rauscher fügt sich symbiotisch mit den Stimmen zusammen und hinterlässt eine wohlige Wärme beim Zuhörer.

Muss man sich „MMXX“ jetzt kaufen?

Als Fan der Band natürlich schon, als geneigter Zuhörer vielleicht. Das massive Bespielen und veröffentlichen von Songs auf YouTube ist zwar förderlich für die breite Bekanntheit, den Absatz einer EP, die dann nur noch 50% exklusives Material enthält, wird es aber eher behindern.

Musikalisch bewegen sich Eskimo Callboy durch den Zugewinn von Nico nicht wirklich auf neuem Terrain. Eine Spur härter, ein kleines bisschen abgedrehter. Sonst bleibt man der bekannten Linie treu. Der propagandierte Neuaufbruch ist vermutlich nur Live zu spüren, denn, dass Nico dort stimmlich ganz andere Qualitäten als Sushi hat, konnte er ja schon bei „To the Rats and Wolves“ beweisen.

„MMXX“ erscheint am 11.09. bei den gängigen Plattendealern, online und analog. „MC Thunder II“ könnt ihr bereits am 09.09. bei YouTube bewundern.

Sofern es möglich ist, kommen die sechs im nächsten Jahr auch wieder auf Tour.

08.01.21 Kiel – MAX
09.01.21 Rostock – M.A.U
11.01.21 (PL) Wroclaw – Pralnia
12.01.21 Dresden – Schlachthof
13.01.21 Stuttgart – Im Wizemann
15.01.21 (AT) Graz – PPC
16.01.21 Lindau – Club Vaudeville
17.01.21 (CH) Pratteln – Z7
18.01.21 Saarbrücken – Garage
20.01.21 Aschaffenburg – Colos-Saal
23.01.21 (NL) Amsterdam – Q-Factory
24.01.21 Hanover – CapitolViele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Eightrocks

Hört am liebsten Symphonic- sowie Powermetal, kann sich aber auch für Pagan und Metalcore begeistern. Wenn er gerade einmal nicht mit Achterbahnen spielt, ist die Kamera im Anschlag.

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