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Rhapsody of Fire – The Eighth Mountain

Ernsthaft jetzt?! – Ein Autor, der sich “Eightrocks” nennt soll über ein Album namens „The Eighth Mountain“ schreiben? Na gut, dann hören wir uns die Platte mal an und schauen was der große Bruder so kann…

Rhapsody of Fire blicken in den über 20 Jahren auf eine belebte Bandgeschichte zurück. 1997 vom Keyboarder Alex Staropoli in Triest (Italien) gegründet, wechselte bisher an alle Positionen teils mehrfach die Besetzung, sodass der Gründer auch das einzige verbliebene Stammmitglied ist. Alessandro Sala am Bass und der deutsche Schlagzeuger Manu Lotter durften sich bereits auf dem letzten Album „Into the Legend“ unter Beweis stellen. Das erste Mal mit Rhapsody of Fire im Studio ist Giacomo Voli gewesen. Der Teilnehmer der italienischen Ausgabe von „The Voice“ stieß kurz nach der letzten Produktion zur Band und leiht ihr seitdem seine Stimme. Komplettiert wird das aktuelle Line-Up von Roby De Micheli an der Gitarre.

Hat die Band sich zur ihrer Gründung noch ihr eigenes Genre namens „Symphonic Epic Hollywood Metal“ geschaffen, hat sich der Stil so oft gewandelt wie die Besetzung. Der aktuelle Sound lässt sich wohl am ehesten als „Symphonic Powermetal“ beschreiben. Der Ruck in Richtung Powermetal kommt vor allem durch hohe Kopfstimme des neuen Frontmanns.

„Abyss of Pain“ ist ein instrumentales Intro welches uns, durch einen Frauenchor unterstützt, der darauf vorbereiten möchte was nun folgt.

Ein typischer Powermetal-Einstieg in „Seven Heroic Deeds“ mit viel Double-Bass-Kicks und verspielten Gitarren-Soli. Der Chor kickt uns, getrieben von Breakdowns in den ersten Vocal-Part. Die Elemente des Songs hat man irgendwie alle schon mal vernommen, auch die Architektur klingt bekannt. Einziger Lichtblick: Die Damen im Chor werden noch durch ein paar singende Mönche mit ausgeprägtem Bariton unterstützt. 4:47 Minuten sind eher Standard in dem Genre, wirken hier aber irgendwie zu lang.

„Master Of Peace“ steigt etwas düsterer ein, und Sänger Voli versucht so tief runter zukommen wie es ihm möglich scheint. Leider wird die Stimme in diesen Lagen etwas dünn. Deshalb springt im Refrain heroisch ein Background-Chor zur Seite. Powermetal, der ernsthaft versucht, sich mit mystischen Themen auseinander zusetzen, hat immer in bisschen das Problem, dass ihnen Parodie-Bands wie Gloryhammer die Suppe versalzen. So geht es einem auch bei „Masters of Peace“. Der Text kommt einem zu bekannt vor, um ihn noch ernst zu nehmen. Und auch musikalisch ist er eher Durchschnittsware.

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Lyric-Video zu „Master Of Peace“

Keyboarder Alex nimmt uns mit auf eine symphonische Reise durch „Rain Of Fury“. Zum ersten Mal auf diesen Album wirkt das Arrangement harmonisch, die Stimmlage passt zu den Gitarrenriffs, und wir bekommen einen herrlich treiben Rhythmus spendiert. Da wirkt auch der verstärkte Refrain nicht aufgesetzt, sondern fügt sich sauber in die Instrumental-Parts des Songs ein. Im Höhepunkt kreischt uns die Gitarre fröhlich entgegen und schiebt uns den bombastischen letzten Refrain.

Puh, kurz Luft holen beim Streicher-Intro von „White Wizard“ — wobei die Streicher früh durch ein (synthetisches) Piano unterstützt werden. Die Powerballade nimmt klassische Tugenden des Genres auf: Epische Arrangements, so viele Vocals wie die Tonspuren hergeben und singende Gitarren. Kann man so machen, funktioniert, aber sorgt jetzt auch nicht für wahnsinnige Euphorie.

Erwartet man beim Titel „Warrior Heart“ eher wieder was Brutales, Schnelles, überrascht uns Rhapsody of Fire mit folkigen Flötenmelodien. Jetzt kann Neuzugang Voli seine ganze Stimmkraft ausschöpfen und nimmt uns mit in eine bedrückende Grundstimmung. Die Low-Tempo-Ballade nimmt sich gar nicht das Recht raus, mehr zu wollen. Die leidenschaftlichen Vocals bekommen einen druckvollen Refrain zur Seite gestellt, um sogleich wieder in herzzerreißende Melodien zu wechseln. Da verdrücken auch kleinere Felsen mal eine Träne.

„The Courage To Forgive“ gibt uns wieder Tempo zurück und erinnert uns daran warum der Silberling im Player liegt. Doch halt — hat man sich hier Tarja eingekauft? Ein ungewohnter Sopran verstärkt das Intro, auch sonst ist der Song wieder etwas symphonischer. Ob man den abgehackten Aufbau mag, muss wieder jeder für sich selber entscheiden. Der wiederholte Einsatz des Chors sei an dieser Stelle verziehen, eine einzelne markante Stimme hätte dem Song aber besser getan. So versucht der neue Frontmann wieder ungeahnte Stimmhöhen zu erklimmen, um die Lücke zu füllen.

Gitarrist Roby marschiert mit einem satten Solo zu „March Against The Tyrant“ auf, um direkt eine Akustikgitarre, Streicher und Flöten abzugeben. Man wird also wieder etwas folkiger. Erinnerungen an die ruhigen Stücke von „Blind Guardian“ kommen auf, ohne den Sound zu sehr zu imitieren. Der getragene Song kommt der neuen Stimme wieder zugute, dessen Stärken sich immer mehr in den tiefen ruhigen Passagen offenbaren. Nach dem ersten Drittel dreht der Song auf, steigert massiv sein Tempo ohne die eingesetzten Instrumente zu reduzieren. Zur Hälfte sind wir definitiv wieder im Symphonic-Metal. Schlagzeug getriebene Synthesizer-Einsätze, ausschweifende Jonglagen auf dem Griffbrett der Gitarre, alles was man so braucht. Habe ich schon erwähnt, dass dieses Epos über neun Minuten lang ist? Nein? Also ist auch noch Platz für diverse Vocals im Höhepunkt, bevor wir die letzte Minute nochmal der Akustikgitarre sowie den Streichern lauschen dürfen, die den Song sanft ausklingen lassen.

Achja, Powermetal. „Clash Of Times“ hat den wieder in sich. Kennt man, klingt sauber abgemischt, passt. Gitarrensolo – Check. Background-Vocals – Check. Double Bass – Check. Vermisst jemand noch etwas? Nö? Stimmt, Länge mal wieder etwas mehr als vier Minuten. Gut dann weiter.

„The Legend Goes On“ möchte uns mitnehmen in eine Welt voller Hoffnung, tapferer Krieger, drachentötender Helden und magischer Königreiche. Legendär an diesem Song ist allerdings leider nur seine Beliebigkeit. Zum Glück tauchen zum Ende dann noch die rettenden Adler auf. Ja, ernsthaft, das kann sich doch sonst keiner ausdenken. Sie tragen uns vom Plateau des Songs Richtung Outro, welches mit abruptem Absturz endet.

Wird mal wieder Zeit für Folk und Flöten. Das Intro von „The Wind, The Rain And The Moon” hat die Band sich selbst geklaut, nämlich von “Warrior Heart”. Zum Glück gelten Zitate bei sich selbst nicht als Plagiat, sondern nur als einfallslos. „I’ll be the rain to enclose your tears“, singen die Italiener, wohl in der Hoffnung, dass so der Schmerz beim Zuhörer etwas schneller vergeht. Versteht mich nicht falsch. „The Wind, The Rain And The Moon“ ist ein guter Song, der sich zum Ende nochmal druckvoll steigert, aber man hätte einfach mehr daraus machen können.

Vorhang auf für das epische Finale der Platte mit „Tales Of A Hero’s Fate“. Bombastisch symphonischer Powermetal, der wieder das komplette Kochbuch der Klischees in sich vereint, garniert von ungewohnten Grunts. Ansonsten wechseln sich in den fast 11 Minuten alte Bekannte ab. Hausmannskost mit ein wenig exotischen Gewürzen, also. „Why am I here?“, fragt uns Sänger Voli in der Mitte des Songs. Jau, die Frage stelle ich mir auch gerade. Denn eigentlich hätte der Song an dieser Stelle auch zu Ende sein dürfen. Etwas Neues erwartet uns nämlich jetzt auch nicht mehr.

Rhapsody of Fire servieren uns mit „The Eighth Mountain“ ein Album was für die Diskontinuität der Band steht. Die ganzen Wechsel in der Besetzung machen es schwer, einen eigenen Sound zu finden und diesen dann auch durchzuziehen. So wirkt das Symphonic-Power-Folk-Whatever-Metal-Album ein wenig wie eine Hollywood-Liebeskömodie. Die Protagonisten sind immer andere, die Story hat man so, oder so ähnlich, schon mal gesehen. Ein paar nette Witze sind die Lichtblicke, und am Ende bleibt das Gefühl, dass man diese letzten 80 Minuten seines Lebens irgendwie nicht sinnvoll genutzt hat. Doch auch für die seichte Unterhaltung gibt es Platz und Zeiten, und so wird sich auch das neue Werk von „Rhapsody of Fire“ bestimmt mal wieder in den Player verirren.

Erhältlich ist das Album übrigens seit 22. Februar beim Plattendealer des Vertrauens als CD und Doppel-Vinyl.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Eightrocks

Hört am liebsten Symphonic- sowie Powermetal, kann sich aber auch für Pagan und Metalcore begeistern. Wenn er gerade einmal nicht mit Achterbahnen spielt, ist die Kamera im Anschlag.

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