Royal Republic – Club Majesty
Wenn eine Band seit der Gründung in derselben Besetzung spielt, ist das entweder ein Indiz für viel Harmonie, oder die Band gibt es noch nicht so lange. Im Fall von Royal Republic aus Malmö scheint wohl ersteres zuzutreffen, denn die Jungs spielen schon seit zwölf Jahren zusammen und präsentieren uns nun ihr fünftes Studioalbum „Club Majesty“. Die früheren Werke reichten in den frühen 2010er Jahren bereits für Supportauftritte mit den Toten Hosen und Blink 182. Auch für Social Distortion und The Subways durften die vier Schweden bereits einheizen.
Ihr letztes Album „The Weekend Man“ (hier unser Review) hielt sich immerhin für drei Wochen in den deutschen Top 20 Charts, und auch mit den Singles konnte man immer mal wieder Überraschungserfolge feiern. Grund genug, mal in den neuen Silberling reinzuhören. Das Genre ist irgendwo im poppigen Alternative-, Indie-, Garage-Rock anzusiedeln. Lässt viel Spielraum für kreative Entfaltung, ohne sich zu sehr auf eine Richtung festlegen zu müssen.
Track Nummer eins nennt sich „Fireman & Dancer“ und begrüßt uns mit einem Gitarren-Intro in bester Status Quo-Manier. Dumpfe Gitarren und ein dezenter Schrei versprechen mehr als am Ende dabei rumkommt. Der Song groovt schön vor sich hin, hat einen netten Rhythmus und Synthesizer verzerrte Chöre im Refrain. Er wird etwas aufgemischt von einem unerwarteten Saxophon-Solo. Das Knie wippt ordentlich mit im Takt. Schmeckt, sommerlich leicht, geht gut ins Ohr, bleibt aber leider nicht hängen.
„Can’t Fight The Disco“ geht da erstmal etwas langsamer zu Werke, ist klar gesungen und hat auch etwas mehr Text als der vorherige Song. Der Refrain erinnert ein bisschen an die Blues Brothers, und wird von einer netten Percussion-Line getragen. An Disco erinnert hier aber herzlich wenig. Hat man alles irgendwo schon Mal gehört.
Die Bläser kehren zurück wie ein „Boomerang“. Ja, ich schäme mich für das Wortspiel, aber die Band provoziert es auch mit der Zeile „I’m going ’round, baby ‚round, baby ‚round / I’m never coming down, down, coming down / Yes, it’s true (ah), I come spinnin‘ right back to you”. Eingängig ist der Refrain auf jeden Fall, denn nun wippen beide Beine im Takt und verlangen nach einer größeren Tanzfläche. Das Infield des Rock am Ring dürfte gerade ausreichen, denn nicht nur tanzen, sondern auch mitgröhlen lässt sich die Nummer wunderbar.
Stampfender Beat am Anfang von „Under Cover“ lädt zum Kopfnicken ein. Um dann direkt melodisch im Refrain aufzumischen. Bei der Stimmhöhe von Frontmann und Sänger Adam Grahn hat man aber ein wenig Sorgen um sein Skrotum. Sei es drum, der Beat macht Spaß. Wenn man sich etwas näher mit dem Text bezeichnet und den Titel des Albums in den Kontext zieht, geht es hier weniger um einen Kriminal-Thriller. Eher um die kriminell heiße Disko-Bekanntschaft. Den Rest überlasse ich eurer Fantasie.
Passend dazu steigt „Like a Lover“ eher Richtung Blümchen-Sex ein, alternativ dazu geht auch der Schmuse-Blues. Man fühlt sich zwangsläufig an die Partykeller im befreundeten Elternhaus erinnert, wo man versuchte (hier Namen der Angebeteten einfügen) auf weniger als eine Armlänge Abstand ranzukommen, und vielleicht mit nervösen Fingern den BH-Verschluss unterm Top aufzufriemeln. Okay, genug Kopfkino. Zurück zum Song welcher sich im Outro nochmal steigert und vielleicht doch noch Erfolg verspricht.
Lasst uns wieder Tanzen, zu „Blunt Force Trauma“. Retro-Feeling kommt auf mit dem Song, der viel an die alten Killers erinnert. Allgemein greift das Album bisher viele Elemente des frühen 2000er California-Indie-Rocks auf. Gedanklich irgendwo zwischen O.C. California und Beverly Hills 90210 schwebt man wohlig im warmen Sound, spürt den Sand zwischen den Zehen und vergisst fast, dass nebenbei Musik läuft. Schon ein bisschen schade, dass bisher viel von dem gehörten so leicht wieder aus dem Ohr ist, wie es reingekommen ist.
„Fortunes Favores“ tut uns da leider auch keinen anderen Gefallen, auch wenn der Moby-Synthesizer ein wenig Auflockerung mitbringt. Etwas eintönige Lyrics in Kombination mit bisher viel gehörten Elementen machen den Song zum bisher schwächsten der Platte. Eine Hookline von Junkie-XXL aufgegriffen und schon sind wir wieder im Refrain und damit am Ende. Ist jetzt nicht so schade drum.
Bei „Flower Power Madness“ kommt der Groove wieder zurück. Da die Band das rhythmische Klatschen schon mit eingebaut hat, beschränke ich mich aufs Mitwippen und merkwürdige Blicke in der Rooftopbar, welche sich als idealer Ort zum Schreiben des Artikels herausstellt. Sommerliche 30 Grad und ein kühles Bier passen perfekt zu dieser Platte. Ich bin fast versucht, den Pre-Release mal an die Anlage hier anzustöpseln, um zu sehen, wie die restlichen Besucher reagieren. Da Arising Empire das aber nicht so gerne sieht, beschränke ich mich aufs heimliche Grinsen und Mitwippen. Achso ja, der Song. Groovt, macht Spaß wie Hölle, schreit nach einem Dancefloor und Sommer im Herz.
Passend dazu animiert uns „Stop Movin‘“ richtig durchzudrehen, unsere Nachbarn mit Glitter und Holi-Pulver zu beschmeißen aber dabei bloß nix von der Club-Mate zu verschütten. Besucher von Rock am Ring, Southside, Hurricane und Co. wissen was ich meine, Metalheads schütteln verständnislos den Kopf. Irgendwo zwischen 2000er-DJ-Remix eines unbekannten Indie Songs und kreativem Durchdrehen auf der Bühne bietet der Song eine Menge verschiedene Elemente, die sich gut zusammenfügen. In der letzten Bridge will man nochmal so richtig ausrasten und mit wedelnden Armen das Infield zum Kochen bringen.
„Anna Leigh“ wurde bereits im Vorfeld als Single veröffentlicht. Ein Refrain irgendwo zwischen Bee Gees und Death Cab for Cutie transformieren die Band ein weiteres Mal auf diesem Album. Ein klarer Stil ist schon erkennbar, aber die vielen Verzweigungen in die letzten 30 Jahre der Musikgeschichte sorgen sowohl für Stimmung, als auch Verwirrung. “Anna Leigh“ ist ein guter Song, als Single hätten aber auch andere auf diesem Album getaugt.
Als letztes bekommen wir Besuch von einem „Bulldog“. Endlich dürfen die Gitarristen mal zeigen was die draufhaben und schrabbeln satte Soli zwischen die einzelnen „Bulldog“-Rufe. Gesanglich erinnert der Song von seiner Struktur eher an alte Rock’n’Roll-Scheiben. Knallt auf jeden Fall gut und macht einen schönen Abschluss.
Royal Republic beweisen mit diesem Album viel Varianz. Springen zwischen Genres und Zeitaltern hin und her, greifen einen Sound auf, der für manche von uns schon wieder Retro wird. Das Album macht Spaß, passt gut auf eine sonnige Terrasse oder das Nachmittagsprogramm eines Mainstream-Festivals. Macht Spaß, aber tut nicht weh. Wenn das nicht das Motto einer majestätischen Clubnacht ist, weiß ich auch nicht.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…