Slash – World On Fire
Erst in diesem Sommer dieser Regenperiode wurden wieder irgendwelche Aussagen auf die Goldwaage gelegt und darüber spekuliert, ob denn eine Reunion der Gunners (auf der Bühne) im Bereich des Möglichen läge. Irgendwie schließt keiner der Beteiligten irgendetwas aus, und doch scheint eine wirkliche Annäherung zwischen Axl und Slash noch nicht wirklich begonnen zu haben.
Und nun das: als wollte Slash damit wieder ein Gegenstatement abgeben, präsentiert der Gitarrengott sein drittes “Solo”-Album “World On Fire” und sich selbst in Interviews extrem ausgeglichen und mit dem Status Quo sehr glücklich.
Um Slash hat sich quasi eine neue Band gefunden: “Slash featuring Myles Kennedy & The Conspirators” (man verzeihe mir, dass ich das im Titel abgekürzt habe). In dieser Formation spielte man auch schon den Vorgänger “Apocalyptic Love” ein, und Myles (“Alter Bridge”) am Mikrofon war schon auf Slashs selbstbetiteltem Solo-Debüt einer der zahlreichen Gast-Sänger. Mittlerweile hat sich aber eine fertige Band herauskristallisiert bzw. gefestigt.
Vor allem Slash und Myles, die hauptsächlich das Songwriting übernehmen, harmonieren (auch persönlich) bestens. Aber auch die Conspirators (Todd Kerns am Bass und Brent Fitz mit Schlagzeug und Keyboard) sind in dieser Combo etabliert. Fehlt eigentlich nur noch ein handlicherer Bandname…
Mit der “Real to Reel”-Videoreihe und deren Szenen aus dem Studio samt einigen Riffs und Songausschnitten hatte man uns schon über einige Zeit hinweg die Zähne langgemacht. Man konnte schon da erahnen, dass der Lockenschopf mit dem Zylinder und seinem Mahagoni-Zauberstab wieder jede Menge ass-kicking “Rock & F’n Roll”-Riffs zaubert. Und der vorweg veröffentlichte Titelsong (und Opener des Albums) machte schon klar, dass keine Gefangenen gemacht werden würden.
Im Großen und Ganzen wird das Konzept von “Apocalyptic Love” weitergeführt. Während der gesamten rund 78 (!) Minuten Spielzeit gibt es ähnlich straighten Rock galore auf die Ohren – mit rollenden Riffs, bluesigem Groove, virtuosen Soli und warmem Gitarren-Sound à la Hudson und dem unverkennbaren Kennedy-Stil in den Vocals. Im Gegensatz zum Vorgänger wurden die 17 “World On Fire”-Songs allerdings nicht live im Studio eingespielt, sondern mehr produziert – was der Sache aber keinen Abbruch tut. Produzent “Elvis” Baskette hatte stets das löbliche Ziel vor Augen, eine Ergebnis zu schaffen, das sich ein langjähriger Slash-Fan wünschen würde.
Abwechslung geben die beiden Balladen “Bent To Fly” und “Battleground” oder das vom Meister komplett alleine geschaffene Instrumental-Stück “Safari Inn”. Auch das etwas geheimnisvoll und teilweise schräg klingende “Wicked Stone” oder der schwergewichtige Blues-Rhythmus von “Beneath The Savage Sun” zeigen weitere Nuancen. Wer sich immer wieder gerne an Appetite-Zeiten erinnert, hört bei “Iris Of The Storm” vielleicht auch ein bisschen “Sweet Child O’ Mine” und bei “30 Years To Life” zumindest zu Beginn etwas “Paradise City”-Artiges. Naja, dazu mag zugegebenermaßen etwas Einbildung nötig sein – aber vielleicht geht es ja auch anderen so…
Um einen Strich darunter zu machen: “World On Fire” ist das, was man sich von so einem Rock-Gitarristen erhofft hatte. Eine solide Rock-Platte ohne wirklichen Aussetzer (nur „Avalon“ überzeugt mich nicht so recht). Man muss festhalten: der Gitarren-Meister kann Songwriting, hat sichtlich bzw. hörbar Spaß bei seiner Arbeit und befindet sich in bester Gesellschaft. Eine GnR-Reunion würde sicher für ausverkaufte Hallen sorgen – und mich sicher auch begeistern. Aber vielleicht wäre es ja auch besser, wenn sich das alle einfach wieder aus dem Kopf schlagen…
Liebe Kinder: das macht dieser Mann mit der Zottel-Mähne aus “Guitar Hero” heute. Hört’s euch an!
Anspieltipps: „Automatic Overdrive“ (süchtigmachende Riffs), das monumentale „Beneath The Savage Sun“, das groovige „Dirty Girl“ und natürlich der Instrumental-Song „Safari Inn“.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…