The Jesus & Mary Chain – Damage And Joy
Ganze zehn Jahre, seit der Reunion 2007, reden Band und Fans gleichermaßen über ein neues Album von The Jesus & Mary Chain. So kommt das Brüderpaar Jim und William Reid, bekannt für seine gelinde gesagt – dynamische – Arbeitsweise, nicht ganz an ‚Chinese Democracy‘-Verhältnisse ran. ‚Damage And Joy‘, das siebte Studioalbum der Schotten steht nun, 19 Jahre nach dem Vorgänger ‚Munki‘ in den Startlöchern. Zusammen mit Bassist Phil King (Lush), Produzent Youth (Killing Joke), der ebenfalls einige Bässe einspielte, Tour-Schlagzeuger Brian Young, sowie einer wahren Armee von Sängerinnen entstand das Album in Studios in London und Spanien.
Die bereits vorab veröffentlichte Single ‚Amputation‘ eröffnet die jüngste Songsammlung wütend, mit aufgedrehten Gitarren und etwas schwachbrüstigem Drumcomputer. „I’m a Rock’N’Roll Amputation“ singt Jim Reid, über eine Zeit, als die Brüder medial abgemeldet waren, der Geist von The Jesus & Mary Chain aber von jüngeren Bands beschworen wurde. Noch etwas treibender, punkiger ‚All Things Pass‘, der kraftvolle Groove von ‚Always Sad‘ klingt dagegen wie eine Hommage an den College-Rock. Herausragend das wunderbar gechillte ‚War On Peace‘ mit seinen atmosphärischen Hall- und Feedbackspielereien – „Love Don’t Live Here Anymore“, Gänsehaut inklusive. Ungewoht die Duette; ‚Song For A Secret‘ und ‚The Two Of Us‘ mit Isobel Campbell und ‚Black And Blues‘ mit Sky Ferreira.
Die Band klingt poppiger, ruhiger, um aber in den richtigen Momenten auch wieder aufzubrausen. Doch sind TJ&MC nicht komplett altersmilde, der Gestus aufmüpfiger Teenager blitzt immer wieder durch, ist ‚Black And Blues‘ lyrisch doch eine Art Suicide-Pact, und auch Textzeilen wie „I Killed Kurt Cobain, I Put The Shot Right Through His Brain“ oder der triefende Sarkasmus in „God Bless America“ lassen auffhorchen, sollten aber nicht allzu ernst genommen werden.
‚Damage And Joy‘ knüpft den Faden musikalisch bei Werken wie ‚Honey’s Dead‘ oder ‚Munki‘ wieder an. Einige der 14 Songs, wie ‚Amputation‘, ‚Facing Up To The Facts‘ oder ‚All Things Pass‘ waren bereits in anderen Projekten früher veröffentlicht und wurden für das Album einem Facelift unterzogen. Was der Sache keinen Abbruch tut, es überwiegt die Freude, The Jesus & Mary Chain nach einer gefühlten Ewigkeit in einer solchen Verfassung wiederzuhören.