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The Knife – Shaking The Habitual

Das Geschwisterpaar The Knife, bestehend aus Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer, haben sich mit ihren Songs „Heartbeats“, „Pass This On“ und „Silent Shout“ bereits unsterblich gemacht und sind weit über die Elektro-/Synthiepop-Szene hinaus bekannt. So adelte José González die Band mit seiner Coverversion von „Heartbeats“, und auch die Leipziger Saint Aside versuchten sich an dem Stück. Nach dem dritten Album „Silent Shout“ 2006 wurde es erst mal still um das Duo. Nachdem Karin Dreijer Andersson 2005 als Gastsängerin beim Stück „What Else Is There?“ vom damaligen Röyksopp-Album „The Understanding“ mitwirkte wurde sie auch für den Song „Slow“ von dEUS und später noch einmal für zwei Songs von Röyksopp engagiert. 2009 erschien mit „Fever Ray“ ihr Soloprojekt. Bruder Olof remixte den NIN-Song „Me, I’m Not“ für das Album „Y34RZ3R0R3M1X3D“ und beschallte die Clubs als DJ.

7 Jahre Wartezeit auf ein neues Album lässt die Erwartungshaltung der Fans nicht gerade schrumpfen. Dieser Tatsache war sich das Duo wohl bewusst, und genau so wie sie ihre Musik live gerne dekonstruieren und neu zusammensetzen, so passierte es auch mit dem Sound der Band. Die undankbare Arbeit eines Rezensenten ist, ein Album mit ca. 2 Jahren Entstehungsgeschichte und einer gewissen Komplexität in wenigen Zeilen zusammenzufassen und auch noch zu beurteilen. Der Titel „Shaking The Habitual“ trifft dabei den Nagel auf den Kopf, das Geschwisterpaar rüttelt sprichwörtlich an den Gewohnheiten der Fans. Ein Befreiungsschlag von ähnlicher Dimension wie Radioheads „Kid A“?  Es herrscht von Beginn an ein sehr eigenwilliger Charakter vor, ob nun bei der eigentümlichen, karibisch anmutenden Rhythmik des Openers „A Tooth For An Eye“ oder „Without You My Life Would Be Boring“, der Art und Weise, wie sich der Sound von The Knife gegenüber akustischen Instrumenten wie Blockflöten oder Violinen geöffnet hat oder einfach aufgrund der Tatsache, dass sich die Kompositionen ihren Platz nehmen, die Strukturen ausladender und komplexer als zuletzt sind.

Dabei ist „Shaking The Habitual“ keine überdimensionierte, verspielte Jamsession, dafür sprechen die vielen unterschiedlichen Richtungen, die eingeschlagen werden, vom wummernden Clubtracks („Networking“, „Full Of Fire“) über kargen Ambient („Fracking Fluid Injection“) bis hin zu den poppigen Vertretern („Wrap Your Arms Around Me“). Beeindruckend ist die Gesangsleistung bzw. die stimmliche Wandelbarkeit Karins, oft fungiert ihre Stimme auch als Instrument, wie in „Networking“, in dem Vocalfragmente eingearbeitet wurden. Im Gegensatz dazu der recht verquere Einsatz von Instrumenten wie der Blockflöte – hyperventilierend in „Without You My Life Would Be Boring“ oder der Violine – kratzig in „Fracking Fluid Injection“. Kunst gegen Künstlichkeit, Komplexität gegen Längen, „Shaking The Habitual“ ist alles andere als unbeschwerter Pop, eher ein fiebrig pulsierender, organischer Klangkosmos, auf den man sich einlassen muss – oder auch nicht.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Chris

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