Thundermother – Road Fever
Die Rock’n’Roll liebende Gitarristin Filippa Nässil suchte 2010 in Stockholm Gleichgesinnte und fand diese in Tilda Stenqvist (Schlagzeug), Linda Ström (Bass), der aus Italien stammenden Rhythmus-Gitarristin Giorgia Carteri und der irischen Rockröhre Clare Cunningham. Die Girl-Rockband Thundermother war komplett und veröffentlichte Anfang 2014 schließlich ihr Debütalbum “Rock’n’Roll Disaster”. Keine zwei Jahre später legen die fünf Mädels nun Material nach.
Und, Holladiewaldfee, auf “Road Fever” geht ordentlich die Post ab! Eröffnet wird gleich mit Power satt. “It’s Just a Tease” (siehe eingebettetes Video) ist eingängig und lässt die Kernkompetenzen des reizenden Quintetts auf Anhieb erkennen. Der perfekte Opener, also. Anstatt den Fuß danach aber vom Pedal zu nehmen, streckt man das Bein mit “FFWF” gleich noch einmal richtig durch – bzw. macht, um im Bild der Coverzeichnung zu bleiben, noch einmal die typische Abwärtsbewegung am Gasdrehgriff. Neben der Verschärfung des Tempos zeigt Sängerin Clare mit ihrer bei Bedarf extrem bissigen Stimme hier noch klarer, dass keine Gefangene gemacht werden.
Natürlich wird nicht die gesamte gute halbe Stunde mit Karacho durchgebrettert. Aber auch die beiden langsamsten Titel “Vagabond”, so etwas wie die Ballade unter den zehn Songs, und das bluesige “Thunder Machine” rocken großartig. Dazu überzeugen beide im Chorus: ersteres mit einem ungewöhnlich klingenden und zweiteres mit einem zum Mitgrölen geeigneten. In der abschließenden Hymne “Rock’n’Roll Sisterhood” über das bewegte Rockerleben beweisen die fünf mit zwinkerndem Auge schließlich noch Selbstironie: “all money I earned I’ve spent on tattoos and therapy sessions”.
Video zu „Just a Tease“
“Road Fever” ist weder besonders innovativ noch sollte man das Album oder die Band aber als einfache Kopie von offensichtlichen Vorbildern wie AC/DC, Airbourne oder Joan Jett abtun. Bla bla… wie das eben so oft in diesem Genre ist, zumal es ja retro sein will.
Die sympathischen Stockholmerinnen spielen handwerklich gut und mit sichtbar und hörbar großem Spaß einfach authentischen Verstärker-auf-11-Hard-Rock. Und hey, von AC/DC hat in 40 Jahren Bandgeschichte auch niemand jemals eine innovative Platte gefordert.
Es muss einem jedenfalls das Rock-Herz gänzlich fehlen, um diesem Werk so gar nichts abgewinnen zu können…Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…