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Tom Morello – The Atlas Underground

No samples, keyboards or synthesizers used in the making of this record”, hieß es damals (1992) im Booklet des legendären Debütalbums von Rage Against The Machine. Das war schon irgendwie ein stolzes Statement, zumal so mancher Ton, den der Gitarrist da auf seiner Klampfe fabrizierte, “revolutionär unnatürlich” klang. Nach Auflösung von RatM gründete Tom Morello, eben deren Gitarrist, zuerst die Rockband Audioslave (2001-2007; zusammen mit Soundgarden-Sänger Chris Cornell) und 2016 die nächste Crossover-Supergroup namens Prophets of Rage (RatM + Public Enemy + Cypress Hill). Daneben kümmerte sich Morello seit 2003 außerdem um seine Solokarriere und produzierte so unter dem Namen Nightwatchman drei Folk-Alben, auf denen sein typischer GItarrensound natürlich nicht zu hören war.
Warum nun diese kurze Abhandlung der “Morellografie”? Weil diese Historie und besonders auch das einleitende Zitat es umso erstaunlicher erscheinen lassen, dass sich Gitarren-Legende Tom Morello mit seinem neuesten Album “The Atlas Underground” nun in elektronische Gefilde vortastet — nein, Moment… ersetze hier “sich vortastet” doch besser mit “vorprescht”.

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Video zu “We Don’t Need You” (feat. Vic Mensa)

Gucken wir erst einmal auf die zahlreichen Features: Da wären zunächst ein paar US-Rapper und -Hip-Hopper wie Big Boi (Outkast), Killer Mike (Run The Jewels), sowie RZA und GZA von Wu-Tang Clan und ein paar Gäste aus dem Alternative-Bereich, zum Beispiel Marcus Mumford (Mumford & Sons), Portugal. The Man, K. Flay und Tim McIlrath (Rise Against). Dazu gesellen sich dann aber eben diverse Gäste aus dem elektronischen Musik-Spektrum: Steve Aoki, Bassnectar, Pretty Lights, Knife Party und mehr steuern Dubstep, House, Drum’n’Bass und so weiter für die insgesamt zwölf Songs bei.

Nun fragt sich natürlich, wie viel Morello denn in den Songs wirklich steckt — was ist von ihm zu hören und welche Ideen kommen neben dem natürlich wieder politischen Hintergrund von ihm?
Sein unverkennbarer Gitarrensound dominiert beispielsweise die erste Hälfte des instrumentalen Album-Openers “Battle Sirens”. So weit so gewohnt. Dann aber übernimmt hauptsächlich das australische Duo Knife Party mit allerhand Dubstep, in dem die Gitarre dann nur noch ein Sound von vielen ist. Ähnlich verhält es sich bei “How Long”, dessen Hauptteil die Dance-Mucke von Steve Aoki und die Vocals von McIlrath bilden und die Gitarre eigentlich erst einmal gänzlich verschwunden ist.
Wo der Stil eher von Hip-Hop geprägt ist, bewegt sich Morello eher auf vertrautem Grund und konnte sich sicher auch wesentlich mehr einbringen. Beispiele wären “Roadrunners”, die Kollaboration mit NY-Rapperin Leikeli47 oder “Rabbit’s Revenge”, bei dem der Einfluss von Big Boi und Killer Mike doch wesentlich stärker zu spüren ist als der von Bassnectar. Prompt hören sich die Symbiosen gelungener an — aber eben auch wieder weniger Limits auslotend. Gleiches gilt für die Alternative-lastigen “Every Step That I Take” (auch wenn hier Morello kaum zu erkennen ist), “Find Another Way” und “Lucky One”.

I wanted to make a record that was the Hendrix of now”, sagte Morello bei Lars Ulrichs Radioshow “It’s electric” — ein Album mit “guitar playing that is outside of the norm”. Nun gut, Letzteres ist Morello mit seiner Spielart ohnehin schon lange gelungen. Das neue Album setzt diesbezüglich keine neuen Marken. Und was das Verschmelzen der Stile zu einem neuen Genre angeht, wie Morello im Interview mit Ulrich weiter ausführt: Das hat eben auch nur zum Teil geklappt. Während die beiden Welten von Electro und Gitarre hier weiter eher nebeneinander existieren, ist die Fusion mit Rap und Hip-Hop ja schon längst vollzogen.
Wer Morello von RatM oder den Prophets mag, mit elektronischer Musik aber wenig am Hut haben, wird mit “The Atlas Underground” wohl (erst einmal?) seine Probleme haben. Ansonsten ist das Album sicher interessant, auch wenn das hoch gesteckte Ziel damit nicht erreicht werden kann.

Hier die Tracklist mit sämtlichen Features:

  1. Battle Sirens (feat. Knife Party)
  2. Rabbit’s Revenge (feat. Bassnectar, Big Boi & Killer Mike)
  3. Every Step That I Take (feat. Portugal. The Man & Whethan)
  4. We Don’t Need You (feat. Vic Mensa)
  5. Find Another Way (feat. Marcus Mumford)
  6. How Long (feat. Steve Aoki & Tim McIlrath)
  7. Lucky One (feat. K.Flay)
  8. One Nation (feat. Pretty Lights)
  9. Vigilante Nocturno (feat. Carl Restivo)
  10. Where It’s At Ain’t What It Is (feat. Gary Clark Jr. & Nico Stadi)
  11. Roadrunner (feat. Leikeli47)
  12. Lead Poisoning (feat. GZA, RZA & Herobust)

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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