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Turbowolf – The Free Life

Das gibt es ja immer wieder mal, dass eine Band ankündigt, mit ihrem neuesten Werk alle geltenden Regeln brechen zu wollen. Auch die Briten von Turbowolf vermelden, mit ihrem dritten Studioalbum nicht nur die Regeln beugen, sondern sie vielmehr hochkant aus dem Fenster befördern zu wollen. Und, so viel vorweg: Sie meinen es offenbar ziemlich ernst und berufen sich dabei auf nicht weniger als den Punk in seiner grundlegendsten Form.

Gemeint ist damit, dass Chris Georgiadis (Gesang, Synths), Andy Gosh (Gitarre), Lianna Lee Davies (Bass) und Blake Davies (Schlagzeug) ihr sonst durch tief bruzzelnde Stoner-Gitarren, wilde Riffs und psychedelischen Vocals geprägtes Genre mit allerlei Anderem anreichern, um so die zutiefst ausgetrampelten Pfade der Gitarrenmusik zu verlassen und dabei alle Konventionen zu missachten.
Auf “The Free Life”, so der Name des neuen Albums, trifft eben besagte Stoner-Psychedelic-Musik mitunter auf Xylophon-artige Synthie-Klänge und futuristische Robo-Vocals genauso, wie auf soulige Gesangseinlagen von Gastsängerin Chantal Brown (Vodun), Akustik-Gitarren und poppig anmutende Hooks. Es sollte einfach die strangeste Turbowolf-Platte bislang werden. Dinge absichtlich falsch anzugehen sei schließlich der wahre Geist des Punk-Rock.

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Video zu “Cheap Magic (feat. Sebastien Grainger)”

Falsch hört sich das Ganze aber eben überhaupt nicht an. Hier gibt es (natürlich nicht persönlich) Ozzy meets Foo Fighters zu hören (Titelsong “The Free Life”), und genauso ruhigeren Indie-Rock (“Up & Atom”), down gestimmte OutKast (“Halfsecret”; das mit seinem Clap-Rhythmus irgendwie an “Hey Ya!” erinnert), groovende Rhythmen (“Last Three Clues”) und brummenden Stoner-Punkrock (“Blackhole”). Und das immer wieder natürlich in komplexen Kompositionen mit feinen Tempo- und Rhythmus-Wechseln.
Neben der schon erwähnten Frau Brown waren übrigens noch drei weitere Gäste zu den Album-Aufnahmen (im Andys Wohnung) eingeladen: auch Joe Talbot (Idles), Sebastien Grainger (Death From Above) und Mike Kerr (Royal Blood) bringen jeweils mit einem Gesangs-Part einen eigenen stilistischen Farbtupfer in die Songs “Capital X”, “Cheap Magic” bzw. “Blackhole”. Übrigens behält man sich vor, durchaus mal einen dieser Musiker auch bei den Live-Shows mit auf der Bühne zu haben.

Ob das ganze nun wirklich neu ist? Sicher nicht. Auch wenn der Gastauftritt von Chantal Brown schon ein toller Coup ist. Auf jeden Fall klingt “The Free Life” tatsächlich frisch, spannend und trotz des scheinbaren Durcheinanders tatsächlich schlüssig — zumal die Band Wert darauf legte, ein Album zu schaffen, das man gerne als Einheit hört.
So gesehen ist der grenzen sprengende Anspruch in gewisser Weise durchaus gut gelungen, auch wenn wir hier natürlich nicht gerade der Geburt einer neuen Stilrichtung beiwohnen. Scheißegal, letztendlich. Es geht um Punk, denn: “To not do what a punk band is meant to do, that’s another level of punk.” — Darauf ein Gläschen Champagner!…Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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