UNS – Gegengift
Die Band Uns im www zu finden ist relativ schwierig. Und sucht man nach „Gegengift“, dann landet man schnell an Stellen, an denen man als kultivierter Musikgenießer gar nicht landen will. Uns stammen aus Berlin, das Trio Sn Cleemann (Gesang/Gitarre), Sepp Ingermann (Keyboard) und Jens Gathemann (Schlagzeug) verdankt seine Existenz einer fixen Idee, und es gibt sicher keine besseren Gelegenheiten dafür, eine Band aus dem Boden zu stampfen.
Uns haben tatsächlich noch gefehlt: Ein Sänger der klingt wie ein komplett hysterischer Grönemeyer auf Speed, Keyboards, die dem ganzen einen 80er-Touch geben, eine Gitarre und an Schlagzeug, die die Mucke um die Wette voranpushen; so der erste Eindruck. Der hektische Gesang, genauer die Stimmlage, ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch ist es die einzige Art der Artikulation, die so wunderbar lyrische Sätze wie „was würden gute Menschen tun?“ oder „Realität ist kein Freund von mir“ wirkungsvoll in den Raum zu werfen vemag. Melodien wie im „Kapitän“ werden zielsicher von der Stimme verätzt. Das zweite Hauptmerkmal in der Musik von Uns sind die alten Keyboards, die dem Sound der Berliner einen Retro-Touch geben. Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass die Band mit Fehlfarben einige Gigs bestreitet. Schlagzeug und Gitarren treiben die Musik voran und sorgen für den rockigen Charakter und unwiderstehlichen Wumms auf „Gegengift“, irgendwo zwischen NDW, Indie und Punk: Psycho-Disco sozusagen.
Nach wenigen Runden „Gegengift“ weiß man gar nicht mehr, wie man ohne UNS ausgekommen ist. UNS ist laut, hektisch, sonderbar und liebenswert.