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Wallis Bird – Home

Nennt eine Künstlerin ihr neuestes Werk “Home”, stellt man sich natürlich fast zwangsläufig die Frage, was denn mit diesem Zuhause gemeint sein könnte. Im Falle von Wallis Bird ist es ja nun so, dass die Irin nach ihrem 2012er-Album nach Berlin umgezogen ist. Aber fühlt sie sich dort etwa so wohl, dass sie das zum Thema ihres neuen Albums macht?
Oder ist es vielleicht musikalisch zu verstehen? Immerhin bekam die (Akustik-)Gitarre, die auf ihrem Debütalbum “Spoon” (2007) noch die erste Geige gespielt hatte, in den letzten Jahren immer mehr Konkurrenz. Will sie also andeuten, sie hätte ihre musikalische Heimat gefunden?

Weder noch! Mit “Home” ist vielmehr ihre Beziehung gemeint, in der sich Wallis Bird so wohl fühlt. Das Album ist also letztlich einfach eine etwas ausführlichere, an ihre Partnerin gerichtete Version von “Ich liebe dich”.
Auf die Spitze treibt es dabei der Titelsong: “I’m not good for you right now / I’m good for you forever / There’s so much to you makes me turn the page” singt sie da – ohne jegliche Begleitung -, während zumindest per Kopfhörer im Hintergrund Ton-Aufnahmen von einem gemeinsamen Essen mit Freunden zu hören sind. Von dem Abend, als Tracey und sie sich kennenlernten.
In den übrigen Stücken ist aber natürlich mehr als nur die nackte Stimme zu hören: Piano, Keyboards, Synth-Bassläufe und sonstige elektronische Spielereien, Hand-Claps und Fingerschnipsen und – eben zumindest im Studio meist eher begleitend als dominant – die Gitarre.
Mal klingt Wallis Bird soulig (“The Deep Reveal”), mal ein bisschen nach Florence Welsh (“Control”), mal überrascht ein Titel mit ungewohnt mystischer Stimmung (“Pass The Darkness”). Vehement wehren sich die Stücke gegen jede Schublade – wie auch immer sie beschriftet sein sollte – und bieten über die Gesamtspielzeit in puncto Tempo, Energie, Gefühl und Stil sehr viel Variation. Und obwohl sich Wallis Bird hier insgesamt ruhiger zeigt, wechselt sie hier und da in diesen heiser-kratzigen Gesang und setzt (nicht nur) damit energievolle Akzente.

“Home” ist schließlich ein sehr persönliches Album und die Stücke für Wallis Bird selbst sicher von größtem Wert. Für den Hörer ist es dabei aber natürlich ungleich schwieriger, in ähnliche Höhen abzuheben, in dieselbe Schwingung zu kommen und diese große Bedeutung annähernd nachzufühlen. Was als Eindruck daher unter dem Strich bleibt: Die Musik ist insgesamt ruhiger, weniger kantig, rhythmisch fordernd und (im positivien Sinne) schräg, als man das bisher von Wallis Bird kannte. Dafür beweist sie aber große Vielseitigkeit.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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