Warkings – Revenge
Die unehelichen Kinder von Sabaton und Powerwolf verstecken sich hinter Masken. Nein es sind nicht Sido und Cro. Ersterer hat seine Maske ja schon lange abgelegt und der Panda wäre wohl doch etwas zu zahm für das, was uns die vier Krieger in ihrem neuen Werk „Revenge“ präsentieren.
Warkings nennt sich die Kombo bestehend aus einem römischen Tribun, einem Wikinger, einem Spartaner und natürlich einem Kreuzritter. Erst 2018 gegründet weiß man genauso wenig über die Geschichte der Musiker, wie über die Charaktere die hinter den Masken stecken.
Fakt ist, sie entkamen dem Reich der Finsternis und stahlen vom Herrscher der Unterwelt ihre Seelen zurück. Nun wollen die Dämonen Rache (Revenge) üben, und machen sich auf die Jagd nach den Warkings.
Soviel zur Storyline, für einen Netflix-Plot würde diese auf jeden Fall reichen. Ob der Powermetal der vier Kämpfer auch in der Lage ist, den Kampf gegen die Kritiker zu gewinnen, muss sich nun beweisen. Die Presse-Arbeit ist auf jeden Fall ordentlich, da müssen andere Bands länger in die Schlacht mit den Plattenfirmen.
Auf in den Kampf
Warkings auf dem Metalacker Tennenbronn 2019Nun denn, wir steigen leicht folkig in „Freedom“ ein, doch sofort übernehmen die dröhnenden Gitarren. Eingängig und sauber gesungen präsentiert sich ein fröhlicher Tribun. Na klar, nach zwei Jahren in der Hölle wären wir wohl alle froh, wieder raus zu sein. Die Backing-Vocals geben den Kampfschrei „Freedom“ zum Besten während die Gitarre weiter die Melodie vorgibt und den Song in einem satten Solo auslaufen lässt. Der Einstieg ist auf jeden Fall schon mal geglückt.
Römische Fanfaren kündigen den berühmten Krieger „Maximus“ an. Man merkt eine starke Anlehnung an andere Bands im Battle-Metal, nur das die mit etwas modernerem Kriegsgerät unterwegs sind. Etwas stumpf kommt der Römer daher, wenig einfallsreich die Melodien. Noch ein paar Kampf-Trommeln, um die Lücke im Song zu füllen, dann ist das Gefecht auch schon vorbei. Leider näher am Untergang des römischen Reiches als an dessen Glanzzeiten.
„Warriors“ geht da schon deftiger und wilder zur Sache. Die Leadgitarre übernimmt eine feine Melodie, die von dumpfen Riffs begleitet wird. Der Refrain ist dann wieder ganz Powermetal und nimmt durchaus Anleihen bei den nordischen Vettern von Hammerfall. Die Warkings schlagen sich hier auf jeden Fall wieder besser und können ihren Vorsprung zur Unterwelt ausbauen. Der Rhythmus ist nämlich flott genug für einen Sprint. Zum Luftholen bleibt in einem genialen Breakdown, gefolgt von einer Gitarrenorgie, Zeit. Powermetal in seiner Reinform.
Ganz anders startet da „Fight in the shade“. Dunkel, düster, fast schon etwas doomig steigen wir in diesen Song ein. Auch der Gesang ist ein paar Oktaven tiefer und bildet so ein stimmiges Bild mit den Instrumenten. Dennoch bekommen wir im letzten Drittel wieder geschredderte Saiten serviert. Diese werden noch mit Kampfgegröhl garniert und siehe da, aus dem kreativen Beginn ist ein bekannter Modus geworden. Schade um das Potential.
Vielleicht ergeben sich in Song Nummer Fünf neue Kampftechniken. Denn für „Odin‘s Sons“ haben sich die Warkings Unterstützung von der „Queen of the Damned“ geholt. Wer sich dahinter verbirgt bleibt uns optisch verborgen, doch die Stimme klingt verdächtig nach Melissa Bonny von Ad Infinitum. Zusammen bilden die beiden Stimmen ein passendes Duett. Die Songstruktur ist deftig garniert mit Extravaganzen, das Spiel der Instrumente ausgefeilt. Mit 4:29 Minuten ist es auch der längste Song des Albums. Dieses ist übrigens mit knapp über 40 Minuten Gesamtspielzeit nur mit Wohlwollen ein Longplayer.
„Banners High“ ist zumindest vom Titel leicht mit Hammerfalls „Hammer High“ zu verwechseln, aber sobald die ersten Töne erklingen ist es mit der Verwechslungsgefahr vorbei. Der Song klingt wie eine 2000er Powerballade von Bon Jovi oder Nickelback. Ungewollt sieht man vor dem inneren Auge kein Schlachtfeld, sondern lustige Beachboys die sich vor einem Gewitter in die Rettungsschwimmerhütte verziehen und dabei Bikinischönheiten anhimmeln. Okay, machen wir es kurz, das Banner ist wohl die neue Langnese-Werbetafel mit den Spezialitäten der Saison.
Kommen wir zu Blind Guardian, oder den Gebrüdern Grimm? Bei einem von beiden wurde sich zumindest der Titel „Mirror, Mirror“ ausgeliehen. Die Leihgabe ist aber wenigstens auf einen schönen Powermetal Song gemünzt worden. Typischer Aufbau, ein bisschen sakrale Chöre in der Bridge, fertig ist das Metal-Pottpurie. Die Warkings lassen immer noch ihren eigenen Stil vermissen. Zu stark sind die Anlehnungen an andere Größen dieses Genres.
Den Todesengel „Azrael“ zu besingen ist vielleicht nicht die klügste Idee wenn man gerade den Niederungen der Hölle entkommen ist, dafür ist der Text aber sehr optimistisch. Die Drums laden zum zustimmenden Kopfnicken ein, die Fäuste rücken sich schlachtbereit im Takt in die Höhe. Eine Hymne die Warkings würdig ist. Der orientalisch angehauchte Part kommt überraschend und endet in einem satten Riff. Geht doch, so hätte der Rest der Scheibe auch werden sollen.
„Battle of Marathon“ ist zwar eher ein Sprint, greift aber direkt mit hohem Tempo an. Schnelles Spiel an allen Instrumenten treibt uns an, ergreift von uns Besitz und jagt uns über das Schlachtfeld. Aggressiv überlagert der Gesang die Beats und treibt uns und die Band zu Höchstleistungen an. Wir können den Kampf doch noch gewinnen.
Die letzte Schlacht ist dann schon mit dem „Warking“. Martialisch marschieren die Truppen auf – gliedern uns in ihre Kampfreihen ein. Im Refrain lassen düstere Melodien die Fantasie fliegen, die Strophen treiben uns vorwärts ins Gefecht. Jetzt packen uns die Warkings und wir stehen für ihre „Revenge“ an ihrer Seite. Die Hymne „Warking“ ist ihnen würdig und wird die Reihen ihrer Gefolgsleute noch anreichern.
Wer hat die Schlacht gewonnen?
„Revenge“ ist natürlich erst das zweite Album der Warkings und jeder Newcomer Band würde man die Schwächen, die geleistet wurden, verzeihen. Wenn man allerdings die Promo-Maßnahmen in Relation setzt, hätte hier schon etwas mehr kommen können. In den ersten zwei Dritteln hat die Platte deutliche Schwächen, wirkt teilweise zu sehr abgekupfert und beliebig. Erst das letzte Drittel zeigt unter anderem mit „Azrael“, dass aus der Feder der vier Krieger gute und einzigartige Powermetal-Songs entspringen können.
Es lohnt sich dennoch einmal reinzuhören und auch auf hoffentlich bald wieder stattfindenden Festivals macht die Band, unter anderem durch ihre fantastischen Kostüme, eine Gute Figur.
„Revenge“ erscheint am 31.07.2020 bei Napalm Records auf CD und Vinyl. Im kommenden Frühjahr gehen die Kämpfer dann mit Gauklern von Feuerschwanz auf gemeinsame Tour.
05.01.21 DE – Nürnmberg / Löwensaal
07.01.21 DE – Frankfurt / Batschkapp
08.01.21 DE – Hannover / Pavillon
09.01.21 DE – CKöln / Carlswerk Victoria
14.01.21 DE – Berlin / Huxleys Neue Welt
15.01.21 DE – Leipzig / Felsenkeller
16.01.21 DE – Hamburg / Große Freiheit 36
21.01.21 AT – Wien / Szene
22.01.21 AT – Graz / Dom Im Berg
23.01.21 DE – München / Backstage
28.01.21 DE – Saarbrücken / Garage
29.01.21 DE – Stuttgart / LKA Longhorn
30.01.21 CH – Pratteln / Z7
05.02.21 DE – Bremen / Aladin
06.02.21 DE – Oberhausen / Turbinenhalle Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…