Vernor Vinge – Das Ende des Regenbogens
Noch vor 20 Jahren konnte niemand so richtig etwas mit einem Computer anfangen, denn ein PC, sofern man einen hatte, war groß und langsam, kein Vergleich zu den heutigen Geräten. So kann man sich auch den Sprung in die Zukunft in „Das Ende des Regenbogens“ vorstellen. Noch kann niemand so recht mit dem Begriff eines Wearables etwas anfangen. Die Smartwatches, die derzeit auf dem Markt sind, sind kaum mehr als nette Spielereien.
Doch wer weiß, vielleicht „wearen“ wir in gar nicht so ferner Zukunft auch alle. „Wearen“ bedeutet hier das Tragen von intelligenter Kleidung, die auf bestimmte Bewegungen reagiert und, nach heutigen Maßstäben, ein Supercomputer darstellt.
Genauso vernetzt wie auch die Kleidung der Charaktere, ist die ganze von Vernor Vinge erschaffene Welt. Kaum ein Ort an dem nicht superschnelle Verbindungen ins Netz möglich sind oder der nicht von einer Kamera erfasst würde.
Davon einmal abgesehen sind die Probleme der Charaktere erfrischend normal. Da die Medizin erstaunliche Fortschritte gemacht hat, ist es möglich, Robert Gu von seinem Alzheimer zu heilen und ihm darüber hinaus auch noch den Körper eines 17-Jährigen zu verleihen. Doch Robert Gu ist von der alten Schule, ein Literatur-Superstar, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, andere schlecht zu behandeln und daraus seine Genugtuung zu ziehen. Nun muss er sich in dieser für ihn neuen Welt anpassen. Nichts ist mehr so wie er es kennt, und der ehemalige Professor, der sich immer für etwas Besseres gehalten hat, muss doch tatsächlich wieder in die Schule gehen. Zu allem Überfluss auch noch in eine, die für solche Kinder gedacht ist, die keine besonderen Talente an den Tag legen und es später vermutlich nicht sonderlich weit bringen werden. So ist es auch nicht verwunderlich dass der Start an der neuen Schule zuerst sehr holprig verläuft.
Darüber hinaus muss sich Robert auch noch mit seiner Enkelin, seiner Schwiegertochter und seinem Sohn arrangieren. Letztere sind nach dem „Ezra Pound“ Zwischenfall nicht gerade gut auf ihn zu sprechen.
Dann gibt es da noch Juan, einen Jungen, der mit der neuen Technik aufgewachsen ist und für den es ganz selbstverständlich ist, in einer hoch technologisierten Welt zu leben. Nach einem poetischen Vortrag von Robert entdeckt Juan die Schönheit der Poesie für sich und ist fortan sehr daran interessiert, das Abschlussprojekt der Klasse mit ihm zusammen zu erledigen…
Wie das knuddelig wirkende Häschen „Rabbit“, der Geheimdienst von gleich drei Nationen, ein Literaturstudent, Robert Gu´s Ex-Ehefrau, eine Ingenieurin, die ebenfalls eine Verjüngungskur durchlaufen hat, eine Bibliothek, zwei seltsame Glaubenszirkel und das amerikanische Militär in die Sache verwickelt sind, muss nun jeder für sich herausfinden. Es lohnt sich jedoch der Sache auf den Grund zu gehen.
Ein Blick ins Buch lohnt sich auf alle Fälle, nicht zuletzt durch einige witzige Anspielungen auf andere Autoren, die dem Buch eine Prise Humor verleihen. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass es nicht nur bei einem Blick bleiben wird, sondern man eher das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will.
Fünf von fünf Sternen für diesen fantastischen Science-Fiction Roman von Vernor Vinge — und eine Zukunft, in der ich auch gerne leben würde.