Joss Stone ZMF Freiburg | 13.07.2023
Joss Stone ist eine Ausnahmekünstlerin – bereits als 13-Jährige hatte sie ihren ersten Fernsehauftritt und mit 15 Jahren ihren ersten Plattenvertrag („The Soul Sessions“). Seither ging ihre Karriere stets nach oben, und sie kann auf insgesamt neun Studioalben und mehrere Auszeichnungen stolz sein. Stone ist dabei immer sehr bodenständig geblieben.
Sie engagiert sich unter anderem für PETA, ist inzwischen auch stolze zweifache Mutter und hat mit ihrem Projekt „Total World Tour“ einen einzigartigen und von Herzen kommenden Input – oder besser: Output – zur Worldmusic beigetragen, den es sich lohnt auf YouTube anzuschauen: Über sechs Jahre (2014-2019) tourte Joss Stone durch unzählige Länder dieser Welt, die sie auch durch Asien, viele arabische Länder, Südamerika und Afrika führte – jedes Mal traf sie dabei lokale Künstler*innen mit denen sie in Unplugged-Settings musizierte und Videos davon drehte. Dabei ließ sie sich auch für ihre eigenen Songs inspirieren – so entstand unter anderem auch die Idee zum Song „Rain“ durch einen dieser lokalen Treffen.
„Rain“ performt sie auch beim Konzert im nicht ganz ausverkauften Zelt auf dem Mundenhofgelände. Beim ZMF ist Joss Stone nach 2009 zum zweiten Mal und hat das Publikum sofort auf ihrer Seite.
Nach dem die Band die ersten Takte spielt, kommt sie unter dem Beifall des Publikums singend auf die Bühne und man spürt regelrecht, dass diese zierliche Frau eine große Entertainerin ist. Zu fast jedem Song eine kleine Anekdote, immer ein kurze Ansprache zum Publikum, voller positiver Ausstrahlung, purer Lebensfreude und Energie. Diese Energie legt sie auch in ihre soul- und bluesgetränkte Stimme, mit der sie eine unglaubliche dynamische Spanne hinlegt.
Musikalisch ist ihre Musik on point, ihre achtköpfige Band agiert solide und routiniert im Hintergrund, ohne zu überfrachten. Interessant, dass der Gitarrist ein Mikrofon hat, dass ausschließlich über das In-Ear-Monitoring läuft, über welches er die Songs für die Band einzählt, da immer wieder auch Übergänge und Tempowechsel im Set vorkommen.
Auch mit Stone kommuniziert er so, die manchmal mit dem Kopf nickt, oder verneint – schön zu sehen, dass auch auf höchstem musikalischen Level nicht alles nur automatisch läuft, sondern Raum für Spontanität bleibt.
Den nimmt sie sich auch, wenn etwa durch ein Schild im Publikum ein Geburtstagskind benannt wird und Stone natürlich sofort zum „Happy Birthday“-Klassiker anstimmt.
Eher weniger spontan ist die Set-Liste entstanden: Im Vorfeld dieser 20-Jahre-Jubiläumstour hat Joss Stone ein Publikums-Voting initiiert, bei dem die Fans ihre Lieblingstitel wählen sollten, die live performt werden sollten.
Dabei war unter anderem dann auch „4 and 20“, den Stone selbst so gar nicht mehr auf dem Schirm hatte und ihn erst durch das Voting für sich neu entdeckt und zu schätzen gelernt hat. Joss Stone ist mit ihrer Musik immer auch Grenzgängerin gewesen und liebäugelt mit Anleihen aus Pop, Jazz und Reggae.
Natürlich sieht Stone im Reggae vor allem auch diese beschwingte Lebensfreude und erzählt von ihren ersten Erfahrungen durch Linton Kwesi Johnson, der allerdings eher Problemtexte zu schnellen Grooves rezitierte.
Es folgt jedenfalls ein Mix aus vielen, sehr unterschiedlichen Reggae-Covers, die der Band und dem Publikum gleichermaßen sichtbar Spaß machen und die eher ungelenkigen Bläser zu tänzerischen Choreo-Einlagen bringen. Ein Soulklassiker-Mix von „Put Your Hands on Me“, „Son of a Preacher Man“ und „Piece of My Heart“ darf natürlich auch nicht fehlen. Der Tourname “20 Years Of Soul” ist Programm und so kommen Song aus unterschiedlichen Epochen ihres kreativen Schaffens auf die Bühne, wie auch „Tell Me ´Bout it“ und natürlich „Karma“.
Nach guten 90 Minuten ist dann auch dieses tolle Konzert vorbei, und man weiß genau, warum Joss Stone mit Größen wie Dave Stewart, Mick Jagger, James Brown, Smokey Robinson, Robin Williams, Tom Jones oder John Mayer – um nur einige zu nennen – gemeinsam Musik gemacht hat.
Das ZMF geht noch bis zum 30. Juli, aber Joss Stone hat die Messlatte für alle weiteren Acts schon mal deutlich nach oben geschoben.
Galerie (Fotos: Gerald Backmeister)