Chibi-Robo! Zip Lash
Zwar gab es schon den einen oder anderen Chibi-Robo!-Titel auf den Konsolen von Big N, bis auf das 2006 für den Gamecube veröffentlichte “Plug Into Adventure” kamen diese aber nur in Japan auf den Markt und zu einer wirklich bekannten Nintendo-Marke hat es der 10cm kleine Haushalts-Roboter (“chibi” kommt aus dem Japanischen und bedeutet soviel wie “mini”) bisher nicht geschafft.
Nun lässt die kleine Edelstahl-Büchse in ihrem neuesten Game den Haushalts-Alltag hinter sich und bekommt keine geringere Aufgabe, als die Welt vor den Gyorianern, ebenso kleinen Aliens, zu retten. Wie so oft ist die Story aber mehr als Nebensache.
Spiel-Typ und Modus
Im Gegensatz zu seinem ersten Abenteuer bekommt der Roboter mit “Chibi-Robo! Zip Lash” einen 2D-Platformer, ein Einzelspieler-Jump’n’Run für die Handheld-Konsole 3DS gewidmet. Natürlich ist das Spiel auf allen 3DS-Modellen und ebenso auf dem 2DS spielbar. Und natürlich lässt sich das Spiel auf dem 3DS auch mit 3D-Effekt spielen. Mit 2D ist lediglich die Spielvariante gemeint.
Vor jedem Level wird das Wohnhaus-Raumschiff von Chibi-Robo und seinem Freund Telly zum jeweiligen Einsatzort geflogen. Von da ab ist Chibi-Robo bzw. der Spieler dann aber auf sich gestellt.
Zunächst muss man bedenken, dass der Roboter-Knirps natürlich nur mit Strom funktioniert. Der Ladezustand des eingebauten Akkus ist an Hand eines Zählers abzulesen, der beginnend mit 999 herunterzählt. Berührungen mit den Gegnern und ähnliches bringt den Armen besonders in Stress und lässt den Akku gleich ein etwas größeres Stück auf einmal entladen. Um das Level nicht vorzeitig beenden zu müssen, kann Chibi-Robo hier und da aber an Ladestationen aufgeladen werden. Wobei auch diese Stromquelle nicht endlos verfügbar ist (Stichwort: Müll; später dazu mehr).
Das besonderste Merkmal an Chibi-Robo ist allerdings sein Stromstecker, den er an einem Stück Kabel mit sich herumträgt. In bester Cowboy-Manier kann das Roboterchen nämlich diesen Stecker schwingen und werfen und sich an bestimmten Stellen so an bzw. auf entfernte Plattformen ziehen, ansonsten nicht erreichbare Items einsammeln oder Gegner frühzeitig ausschalten.
Grafik und Sound
Aus der Figur lässt sich optisch nicht besonders viel herausholen. Es ist eben ein eher retro-designter Vertreter seiner Art. Am meisten Potenzial bieten da die auch wirklich recht nett und sympathisch gemachten Bewegungen. Aber auch die anderen Figuren, vor allem die Gegner, sind meist eher einfach gehalten und haben auch keinen so großen Wiedererkennungswert wie die Kontrahenten der italienischen Klempner-Brüder beispielsweise.
Verglichen mit den Mario-Titeln sind zwar auch die Levels nicht so liebevoll ausgestaltet, insgesamt geht aber die grafische Wirkung für 3DS-Verhältnisse schon in Ordnung.
Der Sound respektive die Hintergrundmusik war mir schon ein einigen Minuten zu aufdringlich und zu anstrengend. Im weiteren Verlauf – ich habe eben doch immer mal wieder reingehört – hatte sich das etwas gebessert. Von ansteckenden Rhythmen und Melodien fehlte aber weiterhin jede Spur.
Die Steuerung
Chibi-Robo kann springen (A-Taste), sich ducken (nach unten) oder auch eine sportliche Rolle hinlegen (R-Taste). Das eigentlich interessante ist aber das Kabel und der Stecker.
Zunächst verfügt der Robo über einen Schnellwurf (X-Taste) und einen Power-Wurf (Y-Taste). Der Schnellwurf kann, wie der Name schon verrät, sofort ausgeführt werden. Der Roboter schleudert seinen Stecker nach links oder nach rechs, oder schräg nach oben. Der Nachteil: das Kabel reicht auf diese Weise nicht sehr weit und man kann weder sonderlich gezielt noch in alle Richtungen werfen.
Der Power-Wurf hat i.d.R. die größere Reichweite, zumal das Power-Wurf-Kabel häufig erweitert werden kann – auf eine Gesamtlänge bis zu 300cm. Zwar dauert es einen Moment, bis Chibi-Robo den Power-Wurf vorbereitet hat, dann kann er damit aber weit entfernte Stellen erreichen. Zumal das Kabel beim Power-Wurf auch über Bande geschossen werden kann.
Der Power-Wurf ist definitiv der Schlüssel zum Spielspaß bei “Zip Lash”. Allerdings gibt es auch beim Schnellwurf noch ein paar Feinheiten zu entdecken: man kann während dem Springen schleudern oder mit gedrückter X-Taste den Sprung per Kabel-Rotor verlängern.
Etwas unschön ist, dass die beiden Wurftechniken auf zwei verschiedene Tasten verteilt wurde. Einziger Grund kann hierfür der Rotor-Sprung gewesen sein. Den braucht man aber wesentlich seltener als die beiden Würfe, weshalb eigentlich eher der auf eine separate Taste hätte verlegt werden dürfen.
Welten und Levels
Chibi-Robo hat insgesamt sieben “Welten” (Ozeanien, Nordafrika, Karibik, …) und darin jeweils einige Levels und einen Endgegner zu meistern. Neben den gewöhnlichen Levels gibt es vereinzelt auch welche, in denen sich der Roboter ein Fortbewegungsmittel zunutze macht: so kann man zur Abwechslung auch mal Skateboard oder Wakeboard fahren, mit Luftballons fliegen oder mit einem U-Boot tauchen.
So weit so gut. Was den Spaß etwas mindert ist die Art und Weise, wie entschieden wird, welches Level in der aktuellen Welt als nächstes gespielt wird. Nein, es ist nicht einfach das nächste in der Reihenfolge. Vielmehr darf muss man ein Glücksrad drehen und so ermitteln, wie viele Levels man ggfs. überspringt. So kann es also durchaus passieren, dass man Levels mehrfach spielen muss und man einfach nicht auf das letzte ungespielte Level in der Welt kommt.
Zum Glück kann man das Schicksal etwas schmieren: mit gesammeltem Geld können Felder auf dem Glücksrad ausgetauscht werden. Und je nachdem, wie man das vorige Level abgeschlossen hat, darf man das Glücksrad auch mehrmals drehen.
Items und Snacks
Innerhalb der Levels können natürlich verschiedene Items gesammelt werden. Es gibt Münzen, mit denen man sich kleine Helferchen oder auch selbst nummerierte Felder auf dem lästigen Level-Auswahl-Glücksrad kaufen kann. Auch können Kugeln eingesammelt werden, die das Kabel (meist das für den Power-Wurf, zum Teil aber auch das für den Schnellwurf) verlängern. Schließlich gibt es noch große Stern-Münzen und Chibi-Knirpse, die es zu finden und einzusammeln gilt. Sie sorgen am Ende für einen guten Punktestand und vielleicht für einen neuen Level-Rekord.
So weit so normal. Besondere Erwähnung verdienen noch zwei weitere Dinge, die es zu entdecken gibt: der Müll und die Snacks.
Das hört sich zugegebenermaßen komisch an, wobei das mit dem Müll noch Sinn ergibt. Hier und da sind in den Levels Müllreste zu finden, die man einfach aufhebt. Jedes gefundene Stück Müll kann später im Chibi-Haus wiederverwertet bzw. zu Energie für den kleinen Roboter umgewandelt werden.
Schräg wird es dann so richtig mit den Snacks. Die Aliens haben die Snacks geklaut und man muss sie wieder einsammeln. Netterweise sind es nicht irgendwelche Süßigkeiten, sondern reale Produkte aus der ganzen Welt – mit freundlicher Unterstützung der Branche. Erst einmal eingesammelt bringt man die Snacks dann zu einem Freund, der sich darauf hin erkenntlich zeigt. In der Sammlungs-Galerie im Chibi-Haus kann man die Snacks dann samt Werbetext begutachten. Aha.
amiibo-Unterstützung
Wie es sich für ein aktuelles Nintendo-Spiel gehört, kommt “Zip Lash” natürlich mit amiibo-Unterstützung. Nicht nur das, sondern das Spiel kann zusammen mit dem Chibi-Robo! als amiibo-Figur im Bundle gekauft werden.
Wer den Chibi-Robo-amiibo sein eigen nennt, kann es an drei verschiedenen Stellen scannen. Zunächst einmal im Level selbst. Der Protagonist lässt sich so einmal am Tag in den goldenen Super-Chibi-Robo verwandeln, der schneller rennen kann und eine höhere Batterie-Kapazität besitzt.
Nachdem ein Level gemeistert ist, kann der amiibo gescannt werden, um die erreichten Punkte auf der eigenen Plastikfigur gutzuschreiben. Mit dem Gesamtpunktestand kann dann gelevelt werden, wie der geneigte Rollenspieler sagen würde. Soll heißen: wenn eine bestimmte Summe erreicht wurde, gibt es einen Bonus (beispielsweise kann man sich dann zwei Mal pro Tag in Super-Chibi-Robo verwandeln o.ä.).
Außerdem kann der amiibo auch im Chibi-Haus verwendet werden. Dort kann man auf diese Weise Überraschungskügelchen aus einem Automat ziehen und so Sammel-Items bekommen – virtuelle natürlich.
An dieser Stelle muss natürlich darauf hingewiesen werden, dass für die Kopplung des Spiels mit einem amiibo eine sog. NFC-Schnittstelle benötigt wird. Im neuesten Konsolenmodell New 3DS(XL) ist diese integriert. Anwender eines der Vorgängermodelle (3DS bzw. 3DS XL) benötigen zusätzlich eine externe Schnittstelle, die drahtlos per Infrarot mit der Konsole verbunden wird. Dieses 3DS NFC-Lese-/Schreibgerät muss aber (für rund 20 EUR) zusätzlich erworben werden.
Fazit
Eine etwas arg konstruierte Story ist man ja von anderen Spielen durchaus gewöhnt. Ein paar andere Dinge stören da schon eher: Der fragwürdige Zufallsfaktor bei der Levelauswahl beispielsweise, das Product Placement, das vor allem deshalb stört, weil es so sinnlos platziert wirkt, oder die ungünstige Aufteilung der verschiedenen Würfe auf die beiden Tasten X und Y.
Aber auch wenn sich das nach massig Kritik anhört: ja, die genannten Punkte mögen verhindern, dass man “Chibi-Robo! Zip Lash” uneingeschränkt empfehlen kann. Da man sich sein Glück bei der Levelauswahl aber erkaufen kann, die beworbenen Snack-Marken hierzulande oft gar nicht bekannt sind und man sich an das Dilemma mit den Wurf-Tasten ein Stück weit gewöhnt, kann man unter dem Strich doch sagen, dass das Spiel mit seinen recht eigenen Spielelementen ziemlich großen Spaß macht. Und darauf kommt es doch an.
Für das Review wurde uns freundlicherweise die Special-Edition inkl. amiibo zur Verfügung gestellt.