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Dishonored: Die Maske des Zorns

Steampunk, Schwerter und Schleicherei! So oder so ähnlich könnte man den neuesten Streich namens „Dishonored: Die Maske des Zorns“ aus dem Hause Bethesda zusammenfassen. Als Corvo Attano, einem mit übernatürlichen Kräften begabten Attentäter, habt ihr es euch zur Aufgabe gemacht, euch an euren Peinigern zu rächen und eure Ehre wieder herzustellen! Ob dabei auch der Spielspaß übernatürliche Dimensionen annimmt, oder ob es sich bei dem Spiel doch nur um faulen Hokuspokus handelt, zeigt der Test.

Als Kaiserlicher Leibwächer hat man es nicht leicht. Dunwall, die Hauptstadt eines fiktiven Imperiums, wird von einer schrecklichen Seuche heimgesucht, aufgrund derer ihr als Leibgardist Corvo losgesandt werdet, um nach einer Lösung für das Problem zu suchen. Zu Beginn des Spiels kehren wir gerade von der Reise durch das Imperium zurück, um der Kaiserin Bericht zu erstatten, allerdings stehen wir mit leeren Händen da. Zu allem Unglück landen wir auch noch direkt nach unserer Ankunft in einem politischen Putsch mit dem Ziel, die Kaiserin zu stürzen. Im folgenden Anschlag wird die Herrscherin auf recht unsanfte Weise aus dem Leben gerissen und die junge Thronfolgerin entführt. Natürlich wird die ganze Schuld für den Verrat unserem treuen Leibwächter in die Schuhe geschoben. Nachdem es Corvo 6 Monate später mit Hilfe einer Untergrundorganisation gelingt, aus dem Gefängnis auszubrechen, kennt der entehrte Edelmann nur noch ein Ziel: Rache nehmen! Und um das in die Tat umzusetzen, bekommt unser Held nicht nur Unterstützung durch die „Kaisertreuen“, einer Untergrundorganisation, die die ursprüngliche Thronlinie wieder herstellen will, sondern bekommt von dem mysteriösen „Outsider“ auch noch übermenschliche Kräfte verliehen, die er beim Meucheln und Schleichen äußerst kreativ einsetzten kann. Die Story des Spiels hat, auch wenn sie sich anfangs nach einer Menge Polit-Geplänkel anhören mag, durchaus Potenzial und wirft beim Spieler stets genügend Fragen auf, um ihn zum weiterspielen zu motivieren.

Wenn man die Welt von „Dishonored“ zum ersten Mal betritt, fällt einem zuerst das beeindruckende Artdesign der Spielwelt auf. Dunwall ist eine düstere Industriestadt, die am ehesten als eine Art „viktorianisches- Parallel-London im Steampunk- Look“ zu beschreiben ist. Überall ragen qualmende Schornsteine in den Himmel, Schienen verlaufen durch die gesamte Stadt, Riesige Walfangschiffe liegen im Fluss der Stadt vor Anker und alles hat einen kühlen, metallischen Look. Dazu gesellen sich einige äußerst fortschrittliche technische Gerätschaften, die schier aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Kurzum: „Dishonored“ sieht unglaublich stylisch, düster und cool aus! Es ist schon lange her, das ein Spiel mich mit seinem Setting dermaßen vom Sockel gehauen hat. Man merkt an jeder Ecke der Stadt, wie liebevoll die französischen Programmierer der Arkane Studios die Stadt ausgeschmückt haben, um den Spieler völlig in der Spielwelt versinken zu lassen. Auch die Grafik hat es mir absolut angetan. Das liegt allerdings nicht daran, dass die Polygonmodelle der Figuren besonders detailliert sind, oder dass die Texturen gestochen scharf sind, denn eher das Gegenteil ist bei beidem der Fall. Das liegt vor allem daran, dass die Levels durch eine tolle Architektur, eine stimmige Farbpalette und atmosphärische Beleuchtung fantastisch in Szene gesetzt sind. Man merkt einfach überall, dass hier echte Künstler am Werk waren, die nebenbei noch eindrucksvoll beweisen, dass ein Spiel auch ohne Textur- und Polygonbombast großartig aussehen kann!

Grafik war aber offensichtlich sowieso nicht das Hauptaugenmerk der Entwickler, sondern eindeutig das Gameplay. Und das hat es wirklich in sich- so viel sei schon einmal verraten! „Dishonored“ präsentiert sich im Kern als waschechtes First Person Adventure in bester „Deus Ex“-Manier. Das wirklich interessante an dem Spiel ist aber, dass es keine eindeutige Vorgehensweise gibt, die euch das Spiel vorschreibt. Je nach Vorliebe könnt ihr euch also einen ganz eigenen Spielstil aneignen und Corvos übernatürliche Kräfte auf eure Spielweise ausrichten. Ihr könnt beispielsweise euren Fokus auf Schleichen legen und versuchen, das Spiel möglichst unentdeckt und widerstandslos zu meistern, oder aber ihr geht volles Risiko und nietet einfach Alles und Jeden zwischen euch und eurem Ziel um. Deutlich reizvoller ist allerdings die „Schleich-Variante“, da diese auch eher vom Spiel durch geringeren Gegner widerstand im späteren Verlauf des Spiels belohnt wird. Äußerst einfallsreich und vielseitig einsetzbar sind dabei Corvo‘s Kräfte. Per „Teleport“ kann man sich beispielsweise über Häuserschluchten hinweg transportieren, per „Nachtsicht“ zum ultimativen Schattenkrieger werden oder per „Kontrolle“ in die Köpfe der Gegner (Oder sogar der Kanalratten in den Straßen!) eindringen, um sie wie Marionetten zu kontrollieren. Dabei entstehen teils wirklich bemerkenswerte Spielsituationen. So kann man beispielsweise eine Ratte als mobile Bombe einsetzten! Wie? Ganz einfach: Einfach eine Haftmiene auf einen der kleinen Nager anbringen, anschließend die Ratte per „Kontrolle“ fernsteuern und schnurstracks auf das bemitleidenswerte Ziel eurer Wahl zusteuern lassen. Das war nur ein recht simples Beispiel- ihr könnt eure Kräfte noch weitaus kreativer zum Einsatz bringen. Neben euren übersinnlichen Fähigkeiten steht euch für den Kampf natürlich auch eine breite Palette an Equipment zur Verfügung, welches von Armbrüsten über Pistolen bis hin zu Schwertern reicht. Durch all das erhält „Dishonored“ ein herrlich flexibles und motivierendes Gameplay, wie man es auch schon vom Genrekollegen „Deus Ex: Human Revolution“ kennt. Für findige Schleicher ist ein mehrmaliges Durchspielen also schon beinahe Pflicht, nicht zuletzt deshalb, weil eure Vorgehensweise auch direkte Auswirkungen auf den Ausgang der Geschichte und das Schicksal der Stadt Dunwall hat!

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Amazon.de WidgetsEin wenig seltsam kam nur hin- und wieder die K.I. des Spiels daher. Die Wachen werden zwar oftmals misstrauisch, wenn man etwas unvorsichtig in ihrer Nähe von Deckung zu Deckung huscht, allerdings schien es sie dann irgendwie oft doch nicht groß weiter zu interessieren. Oftmals hat man den Eindruck, dass sich die Wachen auf Teufel komm‘ raus nicht von ihrem Posten entfernen wollen. Hier haben die Wachen aus „Deus Ex“ beispielsweise doch meist etwas gründlicher nachgesehen. Solche K.I.-Aussetzer sind aber auch in „Dishonored“ zum Glück eher selten, sodass der Hervorragende Eindruck zum Gameplay erhalten bleibt. Ebenfalls wünschenswert für das Spiel wäre eine frei begehbare Stadt gewesen. Das Spiel ist strikt in Missionen unterteilt, die immer in einem festgelegten Teil von Dunwall stattfinden. Da die entsprechenden Areale allerdings immer sehr weitläufig ausfallen und ausreichend Erkundungsmöglichkeiten bieten, fällt auch dieses kleine Manko nicht so sehr ins Gewicht.

Nicht nur aus optischer und spielerischer Sicht, sondern auch akustisch gesehen ist „Dishonored: Die Maske des Zorns“ ein echtes Schmuckstück geworden. Zum einen unterstreicht die stimmige Musik, die stets eher sparsam eingesetzt wird und sich im Hintergrund hält, die Atmosphäre des Spiels hervorragend, zum anderen ist die deutsche Vertonung des Spiels wirklich phänomenal! Momentan fällt mir eigentlich kein anderes Spiel ein, bei dem die deutschen Sprecher bei mir einen so bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Jede Rolle, bis hin zum kleinsten Statisten scheint perfekt besetzt zu sein. Sogar einige richtig bekannte Stimmen, wie die von Jürgen Thormann, den man nur allzu gut als die Stimme des Schauspielers Michael Cain (Batman’s Buttler Alfred aus den „Dark Knight“ Filmen) kennt, sind mit an Bord. Thormann haucht in „Dishonored“ dem bösen Lordregenten, der mit seinen regelmäßigen Lautsprecher-Bekanntmachungen in Dunwall allgegenwärtig ist, eindrucksvoll Leben ein.

Fazit: Ich mache keinen Hehl daraus- „Dishonored: Die Maske des Zorns“ ist (zumindest bis jetzt) mein absolutes Lieblingsspiel dieses Jahres! Die künstlerische Gestaltung, das flexible Gameplay, die liebevoll ausgearbeitete Spielwelt und die fantastische Präsentation machen dieses Spiel zu einem echten Hit! Die Jungs und Mädels von den Arkane Studios haben hier eine echte Perle abgeliefert, die sich durch ein cleveres Spielprinzip angenehm von anderen Titeln abhebt und es schafft, mit Inhalt anstatt mit tausenden riesigen Explosionen zu überzeugen. Dieses Meisterwerk solltet ihr euch also nicht entgehen lassen!

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