Plume 01 – … wie eine Rauchwolke
Die junge Vesper Grey wohnt in Amerikas Norden bei ihrer überaus strengen Tante. Ein langweiliges Leben, das so gar nicht nach ihrem Geschmack ist. Ihr Vater, der seinen Archäologen-Job eher auf Indiana Jones’ Art und Weise interpretiert, unternimmt währenddessen Expeditionen durch die gesamte Weltgeschichte.
Als Vesper eines Tages in einen zugefrorenen See einbricht, wird sie unerwartet von einem geheimnisvollen Typen mit weißem Haar und leuchtenden Augen gerettet. Corrick, so sein Name, stellt sich als ihr Beschützer vor, der seit hunderten von Jahren dazu verdammt ist, für die Sicherheit des Besitzers desjenigen Amuletts zu sorgen, das Vesper einmal als Mitbringsel von ihrem Vater geschenkt bekam.
Kurz darauf kehrt Vater Magnus von seiner Reise zurück und eröffnet seiner “Grille” (Vesper), dass er sofort und mit ihr gemeinsam in den (Wilden) Westen ziehen möchte – mit ihr und zahlreichen wertvollen und mächtigen Artefakten von seinen Reisen. Als ihre Kutsche auf dem Weg aber von Banditen überfallen wird, können auch Corricks Zauberkräfte nicht verhindern, dass die Artefakte geraubt werden und Magnus getötet. Zumal Corricks Fokus speziell auf Vespers Unversehrtheit liegt.
In diesem Moment fasst Vesper den Entschluss, sich die archäologischen Funde von der Bande um den Anführer Dominic zurückzuholen und gleichzeitig ihren Vater zu rächen. Für Corrick bedeutet das natürlich jede Menge Arbeit…
Mein Vater sagte mir mal, dass Rache wie eine Rauchwolke sei. Sie scheint greifbar… doch wenn du Sie nehmen willst, fassen deine Finger ins Leere.… daher der Titel “Plume” (“Rauchwolke”)
Die Story um Vesper Grey und ihren mystischen Begleiter Corrick wurde von Fotografin und Designerin K. Lynn Smith zunächst als Webcomic gestartet. Mittlerweile kann sie stolz zahlreiche Fans und eben Printausgaben aufweisen.
Zeitlich ist “Plume” Anfang des 20. Jahrhunderts angesiedelt, wenn auch in einer selbst erdachten Welt und ohne historisch und historisch korrekt sein zu wollen.
Smith zeigt Vespers Rachefeldzug durchaus mit einigen recht blutigen Bildern. Hauptsächlich wirkt die Geschichte durch die vielen komischen Szenen aber eher spaßig. Gerade das aufbrausende Wesen Vespers und die coole Art Corricks harmonieren prächtig und sorgen für kurzweilige Unterhaltung.
Einen gelungenen Gastauftritt gibt es in diesem ersten Band (der übrigens aus den fünf Kapiteln besteht) mit der Freudenhaus-Angestellten Tegan. Sie bringt mit ihrem lockeren Mundwerk auf scharfzüngige, amüsante Weise eine tolle Ergänzung zu Vesper ins Spiel.
Du kannst echt froh sein, dass du so ein Gesicht hast… Sonst würde ich kaum wissen, ob du kommst oder gehst.Tegan beim Neueinkleiden von Vesper – mit Blick auf ihr Dekolleté
Dabei ließ mich der erste, rein optische Eindruck, um ehrlich zu sein, zunächst zweifeln. Extrem viele Panels zeigen vor allem die Köpfe der beiden Hauptcharaktere. Zudem gibt es oft Stellen, an denen von Panel zu Panel auf den ersten Blick kaum Bewegung zu erkennen ist. Das sind dann meist Szenen, bei denen gerade die zur Seite schielenden Augen Bände sprechen. Zum eigenwilligen Zeichenstil (Smith arbeitet übrigens durchgängig mit Photoshop) gehört auch die helle Umrandung der Personen im Vordergrund, die dadurch wie auf die Szene aufgeklebt wirken.
Es hat also ein paar Seiten gedauert. Spätestens aber nach der ersten Hälfte von “Plume 01: … wie eine Rauchwolke” war ich überzeugt. So sehr, dass ich zum Schluss sogar sagen möchte, dass Plume nicht nur durch den charmanten Witz, sondern eben auch durch eben diesen eigenen Stil richtig punktet.
Um es also auf den Punkt zu bringen: Plume ist ein moderner, unterhaltsamer, optisch eigenwillig umgesetzter Fantasy-Western, bei dem man hofft, dass Vesper ihre Rachegelüste nie befriedigt bekommen wird.
Wer das Buch kauft, erhält von dani books auf Anfrage zusätzlich eine digitale Ausgabe.
Eine Online-Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr hier bei mycomics.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…