Foo Fighters – Sonic Highways (Blu-ray)
Dass Dave Grohl bzw. die Foo Fighters und das Thema Film gut zusammenpassen, das haben in den vergangenen Jahren schon zwei Rockumentaries gezeigt: die Band-Doku “Back And Forth” (2011) und schließlich “Sound City” (2013), Grohls Aufarbeitung der Geschichte des gleichnamigen Tonstudios in L.A., in dem u.a. Nirvanas “Nevermind” entstand.
Mit dem Album “Sonic Highways” (hier unser Review) und der dazugehörigen, 8-teiligen HBO-Serie lieferte die Band im vergangenen Herbst ein weiteres Mal Doku-Futter für Fans mit Interesse an Rock- bzw. Musik-Geschichte.
Die Serie ist nun auf Bluray und DVD bei uns erschienen.
Genauer gesagt geht es darin um acht US-Städte, um deren Musik-Geschichte und Musiker und schließlich um acht legendäre Tonstudios. Getreu dem Motto “every city has a sound – and every sound has a story” nistete sich die Band jeweils für eine Zeit lang in den Städten ein, um sich durch die “heiligen Hallen”, die großen und kleinen Stars der lokalen Szene und die so verschiedenen musikalischen Strömungen und Entwicklungen inspirieren zu lassen und schließlich je einen Song mit einem Gastmusiker der Stadt oder der Region aufzunehmen.
Die Städte – die Studios – die Gastmusiker
Diese acht Folgen sind dabei entstanden – eine kurze Übersicht zusammen mit den Aufnahmestudios und den gefeaturten Musikern:
Something From Nothing | Chicago (IL) | Electrical Audio Studios | Rick Nielsen (Gitarrist, Background-Sänger und hauptsächlicher Songwriter der Rockband Cheap Trick) |
The Feast and the Famine | Washington D.C. bzw. Arlington County (VA) | Inner Ear Studios | Peter Stahl und Skeeter Thompson (Sänger bzw. Bassist der Hardcore-Band Scream) |
Congregation | Nashville (TN) | Southern Ground Studios | Zac Brown (Frontmann der Country-Rock-Band Zac Brown Band) |
What Did I Do? / God As My Witness | Austin (TX) | Studio 6A des Fernsehsenders KLRU | Gary Clark Jr. (Gitarrist) |
Outside | Los Angeles bzw. Joshua Tree (CA) | Rancho De La Luna | Joe Walsh (Gitarrist, Multiinstrumentalist, u.a. bei Eagles) |
In The Clear | New Orleans (LA) | Preservation Hall | Preservation Hall Jazz Band (New Orleans Jazz) |
Subterranean | Seattle (WA) | Robert Lang Studios | Ben Gibbard (Sänger und Gitarrist bei Death Cab For Cutie) |
I Am a River | New York City (NY) | The Magic Shop | Tony Visconti (u.a. Bass bei David Bowie), Kristeen Young (Singer/Songwriterin, Pianistin, u.a. David Bowie, Morrissey) |
Inhalt: Interviews, historische Aufnahmen, aktuelle Bands und mehr…
In jede der etwa einstündigen Folgen sind neben der Dokumentation der Arbeit am jeweiligen Song jede Menge Interview-Szenen hineingeschnitten. Zu Wort kommen zahlreiche Musiker verschiedenster Genres, z.B. Joan Jett (The Runaways), Billy Gibbons (ZZ Top), Thurston Moore (Sonic Youth), Josh Homme (Kyuss, QotSA), Emmylou Harris, Duff McKagan (Guns’n’Roses) und viele mehr. Aber auch Produzenten wie Daniel Lanois und Rick Rubin, Festival-Organisatoren, Label-Gründer und natürlich die Betreiber der Studios hat Grohl vor das Mikrofon geholt. Das Ganze konzentriert sich natürlich auf die lokale Szene mit ihren Clubs und sonstigen Lokalitäten und die legendären Bands und Solo-Musiker der Stadt.
Die Gespräche über die Entstehung des Stoner-Rocks, über Punk-Wellen, die Geburt des Hip-Hop, die Bedeutung von Country und Jazz, die Musik-Industrie, erste Auftritte bekannter Stars oder eben besondere Orte wie z.B. die Preservation Hall in New Orleans werden mit vielen historischen Aufnahmen illustriert. Beispielsweise Szenen von Nirvanas erstem Live-Auftritt mit “Smells Like Teen Spirit” oder einer Bandprobe bei Krist Novoselic zu Hause, bei der Kurt Cobain gegen die Wand singt.
Schließlich gipfeln die Folgen dann im Musikvideo. Das ist meist im jeweiligen Studio aufgenommen und mit den Lyrics (deren Bezug auf die Städte nach dem Sehen der Folge sehr deutlich wird) unterlegt. Und natürlich werden auch die gefeaturten Künstler gezeigt.
Der Umfang / Die Bonusinhalte
Die Bluray-Ausgabe kommt auf drei Scheiben, von denen die ersten beiden jeweils vier Folgen beinhalten. Die Tonspur ist (im Gegensatz zur Fernsehausgabe im deutschen Pay-TV) ausschließlich in englischer Sprache zu haben. Allerdings können Untertitel in zahlreichen Sprachen eingeblendet werden (englisch, deutsch, französisch, italienisch, spanisch, niederländisch, portugiesisch, schwedisch).
Vermutlich ist der Originalton auch die beste Art, das Ganze zu genießen. Die deutschen Untertitel gehen im Großen und Ganzen in Ordnung, wenn es auch etwas seltsam ist, wenn Begriffe wie “Stagediving” und “Mainstream” übersetzt sind, oder “tabulature” mit “Tabulator”.
Die dritte Disc enthält einige Zusatzinhalte (hier keine Untertitel!): Das Feature “Inside the Recording of Sonic Highways” gewährt weitere Einblicke in die Aufnahmen des Albums. Außerdem gibt es weitere ausführliche Interviews mit folgenden Personen:
- Dan Auerbach (The Black Keys)
- Chuck D (Public Enemy)
- Billy Gibbons (ZZ Top)
- Gibson “Gibby” Haynes (Butthole Surfers)
- Joan Jett (The Runaways / The Blackhearts)
- Ian MacKaye (Minor Threat / Fugazi)
- Barack Obama
- Dolly Parton
- Carrie Underwood
- Joe Walsh (Eagles)
Fazit
Die Veröffentlichung wurde durchaus auch kritisiert. Das Konzept sei gescheitert, man könne den einzelnen Stücken nicht anhören, in welcher Stadt sie entstanden sind, konnte man hier und da lesen.
Aber mal ehrlich, Leute. Wer das erwartet hat, hat die Idee nicht richtig verstanden. Es ging doch nicht darum, einen Country-Song aus Nashville abzuliefern, oder Jazz aus New Orleans. Natürlich blieben die Rockmusiker ihrem Stil treu und die Einflüsse weniger direkt hörbar – und vor allem nicht einer Stadt klar zuordenbar. Aber wer würde nach diesen Aufnahmen schon der Theorie widersprechen, dass sich die Songs in anderen Städten, in anderen Studios aufgenommen, irgendwie anders angehört hätten?!
Grohl war Drummer einer der bedeutendsten Rock-Bands, schrieb und spielte nach dem Ende von Nirvana das erste FF-Album komplett selbst ein und ist nun Gitarrist und Sänger dieser wiederum großen Band. Chapeau! Und zu allem Überfluss ist er, wie auch seine komplette Band, irgendwie sympathisch und geerdet geblieben. Ein ganz großer des Rock, der nun auch noch mit solchen lobenswerten Ideen um die Ecke kommt…
Kurz: “Sonic Highways” (auch als DVD erhältlich) ist eine großartige Dokumentation der amerikanischen Musik und der Foo Fighters selbst. Natürlich können die Folgen nur an einigen Stellen in die Tiefe gehen, und sie wollen selbstverständlich auch keine alles umfassende Informationsquelle sein. Aber das tut sowas von gar keinen Abbruch!
Noch einmal USA, oder doch die weltweite Variante? Ich freue mich schon jetzt auf eine (irgendwie bereits angekündigte) Fortsetzung.