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Donavon Frankenreiter
05.10.2018 Jazzhaus, Freiburg

Die Karriere von Donovan Frankenreiter verlief ähnlich wie die von Jack Johnson: Bereits als Jugendlicher war er Profisurfer und hatte stets seine Gitarre im Gepäck und spielte in den kalifornischen Sonnenuntergang am Strand. Kein Wunder, dass sich irgendwann ihre Wege kreuzten und Surf- und Musikerfreund Donovan Frankenreiter unter Jacksons Plattenlabel 2004 sein Debut-Album veröffentlichte. Inzwischen folgten vier weitere Studio- und zwei Livealben sowie zwei EPs. Auch wenn Frankenreiter immer etwas im Schatten von Jack Johnson stand und nicht ganz an dessen Bekanntheitsgrad heranreicht, war das Jazzhaus mit etwa 400 Gästen sehr gut gefüllt.

Und Donovan Frankenreiter bringt das kalifornische Lebensgefühl nach Freiburg. Mit Wildlederschuhen, weißer Hose, lockerem Hemd, klobigem Indianerschmuck, einem dunklen Hut und Schnauzbart sieht er etwas aus wie Dennis Hopper in Easy Rider. Routiniert und fast schon lässig – jedenfalls sehr gechilled – spult das Trio sein energiegeladenes Programm ab. An der ein oder anderen Stelle im Set entsteht der Eindruck, dass die Songreihenfolge improvisiert geändert wird, und auch das Publikum fordert Frankenreiter einmal spontan dazu auf, den nächsten Song doch einfach selbst per Zuruf anzusagen. Doch das war es dann auch schon fast mit der Konversation zwischen Donovan Frankenreiter und seinem Publikum – er konzentriert sich lieber auf´s Musikmachen. Gespielt wird von „Free“ aus dem ersten Album bis zu „Big Wave“ aus dem aktuellen Album, vor allem die groovigen und schnelleren Nummern. „Aktuelles Album“ ist aber relativ, denn immerhin erschien das Album „The Heart“ bereits 2015, bevor sich Frankenreiter zur aktuellen Tour durch Europa (mit einem straffen Programm aus 22 Konzerten, ohne einen Tag Pause) entschloss.

Und das Trio macht ordentlich Dampf: Gerade bei den dynamischen Nummern kommt die Doubleneck-Gitarre von seinem Mitmusiker in der Kombination aus Bass und E-Gitarre gut zum Einsatz, indem die Bassparts immer als Loops eingespielt werden, bevor dann mit zwei Gitarren die Post abgeht. Und die Drei haben sichtlich Spaß an dem was sie live tun, denn kaum ein Song vergeht ohne furios gesteigerte Gitarrensoli, wodurch sich die Songs sehr erfrischend nach eigenen Versionen und nicht nach CD anhören. Bereits das erste Gitarrensolo reißt nicht nur das Publikum mit, sondern der Gitarrist auch den Verstärker so auf, dass es in den ersten Reihen schon fast an die Schmerzgrenze geht, der Tonmann am Pult sich geschlagen gibt und fortan die Gitarre von der Front nimmt. Dem Groove und der Laune im Publikum schadet es nicht! Frankenreiter´s Mitmusiker sind aber auch erste Sahne: Nicht nur der zwischen filigran und druckvollem Spiel switchende Schlagzeuger singt ab und an die Refrains mit, sondern auch der Gitarrist entpuppt sich nicht nur als exzellenter Bass- und Gitarrenspieler, sondern bringt neben der zweiten Stimme auch noch bei zwei Songs eine Mundharmonika an den Start, dass kein Bein im Publikum mehr ruhig bleiben kann!

Als dann auch Frankenreiter ab Mitte des Sets zu seinem ersten Gitarrensoli ansetzt, ist das Publikum endgültig in Feierlaune. Sichtbar gerührt ist Frankenreiter als gegen Ende des Gigs – als nochmal die bekannteren Nummern auspackt werden – das Jazzhaus die Refrains lautstark mitanstimmt und mit dem Mitsingen gar nicht aufhören möchte, sodass Frankenreiter warten muss, bevor er die nächste Strophe singen kann. Ebenfalls sehens- und hörenswert ist die Bandvorstellung, wobei natürlich jeder ein kurzes Solo bekommt und der Drummer bei seinem Solo kurz einhändig spielt, um mit der anderen Hand sein Bier leer zu trinken. Kalifornische Lebenslust und Relaxedheit in Perfektion – ein sehens- und hörenswertes Konzert von Donovan Frankenreiter im Jazzhaus.

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Über den Autor des Beitrags

Tilo Fierravanti

Schlagzeuger mit zwei eigenen Bands, ist in vielen Musikrichtungen zuhause, vor allem aber in Sachen musikalischer Nachwuchsförderung im Raum Freiburg unterwegs und immer wieder auch in Jurys tätig (u.a. Play Live / Rampe).

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