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The Waterboys | ZMF-Freiburg, 25.07.2023

The Waterboys sind nicht gerade für ausufernde Deutschlandtourneen bekannt: Auch 2023 gibt es nur ein einziges Konzert in Deutschland und das beim Zelt-Musik-Festival in Freiburg.

Dieter Pfaff erwies hier beim Booking ein geschicktes Händchen, sind die Waterboys doch seit 1984 eine solide Rockband mit stetigen neuen Plattenveröffentlichungen: So auch die aktuelle Erscheinung „All Souls Hill“ von 2022. Mike Scott, der charismatische Frontmann und Bandleader wird unterstützt von seiner vierköpfigen Band – auffallend dabei, dass die Band eher eng beieinander steht und die beiden Keyboarder den optischen Rahmen bilden.

Mike Scott liebt die Interaktion mit seiner Band zu der er immer wieder den Blickkontakt sucht und durch die Songs „dirigiert“ – dabei lässt er seinen Mitspielern auch genügend Raum und zieht sich dezent in den Hintergrund, wenn etwa Brother Paul, der Derwisch an der Hammondorgel, eines seiner fulminanten Solos hinlegt.

Vor dem vierten Song kündigt Scott ein Country-Konzert für diesen Abend an – seine Affinität zu den USA und seiner Musik ist ja bekannt und auch optisch durch Schlaghose und Cowboyhut leicht zu erkennen.

So folgt eine Country-Version des Stones-Songs „Dead Flowers“, dem gleich noch ein klassischer Countrysong nachgeschoben wird. Gerade als man anfängt zu überlegen, ob das Konzert bei dieser Ankündigung wirklich gut wird, meint Scott, dass es „jetzt auch genug sei mit dieser seichten Musik, Motherfuckers“ und setzt nach Gitarrentausch zum brachialen Riff von „Where the Action is“ an, gefolgt von „Glastonbury Song“.

Ab hier beginnt das Konzert und Scott überrascht mit genialen Momenten, wenn etwa „Because the Night“ von Patty Smith in „The Pan Within“ übergeht, als wäre es so schon immer gewesen. Auch vom Songaufbau her kommen öfter Van Morrisson-Qualitäten zum Tragen, wenn die Songs wiederholt alleine durch dynamische Steigerungen bei Soloparts ins endlose ein Dichte und Dramaturgie entwickeln, die live absolut zündet.

Hier überzeugt auch das fein aufeinander abgestimmte Spiel der beiden Tastenmänner Hallawell und Paul, die sich sauber in Klavier und Orgel aufteilen. Aongus Ralston am Bass und Eamon Ferris an den Drums agieren sehr solide und routiniert, mit dem nötigen treibenden Druck, wenn es ihn braucht und der entsprechenden Zurückhaltung, wenn die feinen, genialen Harmonie-Folgen im Vordergrund stehen und einen emotional berühren.

So etwa bei einer sehr gefühlvollen Version von „This ist he Sea“, die nochmal kurz das Tempo heraus nimmt, bevor wieder Waterboys-Klassiker der schnelleren Gangart aneinander gereiht werden. Die aktuelle veröffentlichte LP bleibt bis auf einen Song außen vor, dafür dürfen „Fisherman´s Blues“, „Medicine Bow“ und natürlich „The Whole oft the Moon“ als Zugabe nicht fehlen.

So zündet Scott wirklich ein geniales Rockfeuerwerk und lässt nach knapp 90 Minuten ein völlig begeistertes Publikum zurück, welches dankbar den Mittelgang des Sitzplatzkonzertes zum Tanzen genutzt hatte. Völlig unverständlich, dass The Waterboys in Deutschland eher unbekannt geblieben sind und auch das einzige Konzert in Freiburg bei weitem nicht ausverkauft war. Sehr schade…

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Über den Autor des Beitrags

Tilo Fierravanti

Schlagzeuger mit zwei eigenen Bands, ist in vielen Musikrichtungen zuhause, vor allem aber in Sachen musikalischer Nachwuchsförderung im Raum Freiburg unterwegs und immer wieder auch in Jurys tätig (u.a. Play Live / Rampe).

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