Stratovarius – Under Flaming Winter Skies – Live In Tampere
Fans des FC Bayern München wird vom Erwerb dieser DVD dringend abgeraten. Über weitere Teile der aufgezeichneten Musikdokumentation ist ein Fan-Schal von Borussia Dortmund zu sehen, der die Meisterschaft 2012 feiert.
Wäre das also auch geklärt. Und warum hat eine finnische Power-Metal-Band einen BVB-Schal am Schlagzeug kleben? Ganz einfach: Der Drummer ist Deutscher. Jörg Michael heißt er, ist ein teutonisches Kompaktkraftwerk mit der Unermüdlichkeit eines Duracell-Hasen. Und Jörg Michael ist schon vor einigen Jahren an Krebs erkrankt und musste deswegen als Drummer von „Stratovarius“ aufhören. Die Live-DVD „Under Flaming Winter Skies – Live In Tampere“ ist das Abschiedsgeschenk an Jörg Michael und die „Stratovarius“-Fans. Das Heimspiel im finnischen Tampere aus dem Jahr 2011 enthält alle alten und neueren Klassiker von „Stratovarius“, von „Eagleheart“ bis „Hunting high and low“ und profitiert von der enormen Spielfreude, die insbesondere Jörg Michael an den Tag legt. Es scheint, also müsste er nicht die Drumsticks gegen seine Krebstherapie eintauschen, denn fast durchweg sitzt er breit grinsend hinter seiner Schießbude und knüppelt mit der ihm eigenen Präzision durch die Songs.
Die Songauswahl ist also ebenso gelungen wie das Bild der DVD, das weitgehend rauschfrei und ohne Artefakte auch auf großen Displays die Show gut einfängt. Optisch macht die „Stratovarius“-Party nicht so viel her, die Bühne ist nicht die größte, die Lightshow passend, aber nicht üppig. Spezialeffekte sucht man vergebens, es ist also sehr authentisch. Das gilt auch für den Sound, der wie ein Live-Konzert klingt. Gut für Puristen, aber ein sauberer Mix wäre aus meiner Sicht besser gewesen. Hier geht’s nicht um schmutzigen Rock’n’Roll, sondern um teils filigran instrumentierten Power Metal. Doch ausgerechnet das bodenständigste Instrument mit den wenigstens Schnörkeln dominiert den Mix: das Schlagzeug. Gitarre und Keyboard gehen im Gewummer der Bass Drum oft unter, auch der Gesang könnte präsenter sein. Hier hätte der Sound Engineer einfach die Frequenzen besser aufräumen müssen, wenigstens in einer der beiden Abmischungen. So trifft das Problem sowohl den Stereo- als auch den Surround-Mix. Wobei der Surround-Mix auch nicht gerade referenzverdächtig ist, denn auf den Rear-Lautsprechern passiert so gut wie gar nichts. Schade.
Nicht falsch verstehen: Der Sound ist nicht schlecht, nur eben nicht optimal – zumindest auf guten Anlagen mit kräftigen Lautsprechern. Die DVD wird noch durch ein interessantes Interview mit Jörg Michael ergänzt und ist so vor allem für „Stratovarius“-Fans ein gelungener Abschied von Jörg und der beste Weg, ihm gute Besserung und alles Gute im Kampf gegen den Krebs zu wünschen.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…