Nas – ZMF 02.07.2013 Freiburg
Nas, die lebende Hip Hop Legende schlechthin, kommt auf das ZMF im beschaulichen Freiburg? Kaum zu glauben, aber wahr. So machte ich mich mit meiner Kamerausrüstung am vergangenen Dienstag auf den Weg Richtung Mundenhof, wo jedes Jahr das Zelt-Musik-Festival stattfindet. Dieses Mal war ich in doppelter Mission unterwegs: in meiner bewährten Rolle als „Sev, die Fotofee“, aber auch, um Euch meine Konzerteindrücke zu schildern.
Zunächst verging mir gleich beim Abholen meines Fotopasses erst einmal die Vorfreude. Bei Nas gelten ganz strenge Regeln für die Fotografen im Fotograben vor der Bühne. Das heißt: „3 Songs, no flash“ a.k.a. 3 Songs fleissig knipsen ohne Blitz – so der Standard – aber danach Kamera abgeben oder als Alternative das Konzert verlassen! Nach dem ersten Schock und auf Nachfrage wurde mir jedoch versichert, dass meine Kamera bei der Abendkasse während des restlichen Konzertes gut aufgehoben sein werde.
Nichtsdestotrotz suchte ich mir ein Plätzchen im großen Zirkuszelt und vertrieb mir die Wartezeit mit einem letzten Kamera- und Objektivecheck.
Gegen 20 Uhr war es dann soweit: DJ O-Sun gab sich die Ehre und drehte mit fetten Beats aus den Neunzigern von u.a. Tupac oder The Notorious B.I.G. so richtig auf. Ich befand mich mittlerweile mit einigen anderen Fotografen im Fotograben und wartete und wartete…DJ O-Sun war zwar vollends in seinem Element, aber nun wurde es wirklich Zeit für Fard.
Der Ruhrpottrapper kam dann endlich und ich musste mich erst einmal meiner Arbeit als Fotografin widmen. Nach den ersten drei Songs hatte ich dann den Kopf frei, um dem Treiben auf der Bühne zuzusehen. Ehrlich gesagt, der „Mann mit dem arrogantesten Flow Deutschlands“ (steht so auf seiner Facebookseite) kam so überhaupt nicht arrogant rüber. Im Gegenteil, sehr sympathisch und unglaublich witzig versuchte er das Beste aus seinem Auftritt vor der geringen Anzahl an Zuschauern zu machen. Mit an Bord war auch ein weiterer Rapper namens Asche. An Fard ist wirklich ein Comedian verlorengegangen. So erspähte er ein hübsches Mädel mit Beanie und Hotpants in der ersten Reihe und holte sie zu sich, um sie dann mit einer selbstgedichteten Rap-Serenade anzuschmachten. Hat leider nicht geklappt, die junge Dame gab dem armen Fard eine Abfuhr und verschwand wieder in der Menge. Mit seinem Song „Wunschkonzert“ verabschiedete sich Fard dann für den Abend.
Nach einer kurzen Umbauphase hieß es für mich wieder zurück in den Fotograben. Die Spannung stieg ins Unermeßliche. Immerhin würde ich gleich keinen geringeren als Nas himself vor meiner Linse haben, einem Helden meiner Jugend.
Leider ließen die Menschenmassen weiterhin auf sich warten. Wirklich schade.
Schließlich kündigte ZMF-Gründer Alexander Heisler höchstpersönlich den Hauptakteur des Abends an. Heisler konnte es selbst kaum glauben, dass derart wenig Leute den Weg ins Zirkuszelt gefunden haben, und das bei einer Ikone wie Nas! Er ermahnte noch alle, sie mögen bitte nicht rauchen und auf gar keinen Fall Fotos machen. Die letztere Bitte erwies sich im Laufe des Abends als relativ erfolglos, da viele ihr Smartphone mit integrierter Kamera zückten und entweder fleißig filmten oder Fotos schossen.
Nun enterten DJ Green Lantern sowie Drummer T’Challa King die Bühne und nahmen ihre Plätze ein.
Dann kam ER! Ganz in schwarz gekleidet und tief entspannt stimmte NAS „The Don“ an… Die Hip Hop Fraktion unter uns Fotografen konnte nicht umhin, während der Arbeit den einen oder anderen Verse mitzurappen.
Die Zeit verging wie im Flug, schnell mussten wir aus dem Fotograben und dem Zirkuszelt raus. Da ich ja das restliche Konzert unbedingt noch sehen wollte, habe ich schweren Herzens meine Kamera – natürlich ohne Speicherkarte – an der Abendkasse abgegeben.
Wieviele Songs ich in der Zwischenzeit verpasste, kann ich leider nicht sagen. Zurück im Zelt stellte ich fest, dass es mittlerweile doch ein bisschen voller geworden war. Das Nas-Publikum war übrigens bunt gemischt: von Teenagern über die Generation 30+ bis hin zu einer flotten Seniorengruppe.
Nas hatte enormen Spaß. Der ansonsten so ernst wirkende Rapper grinste des öfteren und heizte den Leuten mächtig ein. Egal ob „Nastradamus“, „I can“, „Nas is like“, „One Love“, „If I ruled the world“, ich könnte hier die ganze Setlist aufzählen, alle sangen stets lauthals mit. Die Stimmung war bei „Hate me now“ auf dem Siedepunkt. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass die Klassiker noch einen Funken besser ankamen als die Songs des neuesten Albums „Life is good“ (siehe mein Review). Man könnte fast sagen, Peace, Love and Happiness waren Motto des Abends. Immer wieder betonte Nas: „Live life to the fullest every day“. Das Leben ist ein Wunder, ein Geschenk.
Viel zu schnell verging die musikalische Reise in meine Teenagerzeit. Der Altmeister des Hip Hop verabschiedete sich mit den Worten: „Stay real. Life is good.“
Wie auch schon einige Tage zuvor bei Papa Roach gab es bei Nas leider keine Zugabe. Alle schrien, trampelten und klatschten, was das Zeug hielt. Die links und rechts oben an der Bühne hängenden übergrossen Dezibelmesser (mit der passenden Leuchtschrift „Make some noize“) zeigten teilweise über 108 db an. Leider nützte all der Lärm nichts. Schließlich musste unter Buhrufen Alexander Heisler allen klarmachen, dass das Konzert zu Ende sei und Nas wirklich alles gegeben habe.
Mein Fazit: Hip Hop is dead? No fucking way. Nas still rules, that’s all I can say.
Definitiv eines der geilsten und besten Konzerte seit einer gefühlten Ewigkeit! Wer nicht dabei war, ist selber schuld.
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