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Eve of Extinction – Tödlicher Regen

Ein schweres Unwetter, ein Virus, der Männer in blutrünstige Monster verwandelt, eine schwierige Familienbeziehung und starke Frauen. Das sind die Zutaten für das Comic-Debüt “Eve of Extinction” der Brüder Salvatore und Steve Simeone, das im englischsprachigen Original beim von Salvatore mit gegründeten Verlag TKO Studios und bei uns nun mit dem Untertitel “Tödlicher Regen” bei Panini erschienen ist.

Über dem Golf von Mexiko hat sich ein Hurrikan gebildet, der sich nun auf Houston zubewegt. Dort leben die drei Hauptfiguren der Story: die Teenagerin Antonia Nguyen, ihre Adoptivmutter Elizabeth und ihre leibliche Mutter Christine, die wegen ihrer Suchtprobleme bis zuletzt ein eher nicht so enges Verhältnis zu ihrer Tochter hatte, um es mal vorsichtig auszudrücken. Nun ist sie allerdings seit einem Jahr clean und sucht, unter der besorgten Beobachtung von Elizabeth, verstärkt den Kontakt zu ihrer Tochter.

Gerade als Antonia auf einer abendlichen Schulparty ist und sich ihre beiden Mütter zuhause aussprechen wollen, bricht der Regen über Houston los. Und der bringt so einiges Unheil. Denn er hat wohl ein Virus im Gepäck, das Menschen, die mit ihm in Kontakt kommen, in kürzester Zeit zu gefährlichen Monstern mutieren lässt. Aber halt! Es trifft keineswegs alle Menschen. Nur Männer werden infiziert!

Als erstes trifft es den armen Eddie, Elizabeths Mann, der schon die ganze Zeit angestrengt versucht, zwischen den beiden Frauen zu vermitteln. Nach dem Kontakt mit dem Regen fährt er aus der Haut, könnte man etwas doppeldeutig sagen, und geht in monströser Gestalt auf die Frauen los. Die aber wehren sich erfolgreich mit Messer und Bratpfanne. Und klar, gleich nachdem Eddie erledigt ist, ist beiden klar, was zu tun ist: Sie müssen es irgendwie zur Schule schaffen, um Tochter Antonia von der Party zu retten…
Der Virusausbruch wird also zur Teambuilding-Maßnahme, oder zur Familientherapie. Schließlich müssen Antonia und Elizabeth zwangsläufig ihre Differenzen mit Christine beiseiteschieben und mit ihr an einem Strang ziehen, um diese Testosteron-überladene Horrornacht zu überleben. Und die unkonventionelle Christine wiederum hat natürlich die Chance, sich mit ihren eigenen Qualitäten in besseres Licht zu setzen.

Regen als das Übertragungsmedium für ein Virus, das ist natürlich nicht neu. Ähnliches haben wir zuletzt in der dänischen Netflix-Serie “The Rain” sehen können. Hier allerdings geben die Betroffenen weder den Löffel ab noch werden sie etwa zu lahmen Zombies. Zugegeben, die Intelligenz scheint das Virus nicht zu fördern, körperlich macht es die Infizierten aber zu überstarken Bestien.

Die Story ist relativ einfach und kurz gehalten. “Komme in der Monstervirus-Apokalypse so lebendig wie möglich von A nach B”, lautet hier die Aufgabe. Survival-Horror pur, wäre da nicht die besondere Familienbeziehung zwischen den Protagonistinnen.
Bemerkenswert finde ich, dass ausgerechnet zwei Männer eine solche Story schreiben, in der von der Männerwelt plötzlich eine so eine heftige Gefahr für die Frauen ausgeht. Das könnte ja durchaus als Metapher verstanden werden. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass eine solche Story aus der Feder einer Frau hier und da noch etwas mehr Bedeutung hätte bekommen können.

Jedenfalls hat mich die Story trotz ihrer Einfachheit irgendwie doch bei der Stange gehalten. Gelangweilt habe ich mich definitiv nicht. Ich denke derartige Horror-Stories müssen auch nicht unbedingt komplex aufgebaut sein.

Allerdings sind dennoch einige Kritikpunkte zusammengekommen: Zunächst verstehe ich nicht, warum man bei einem Comic mit sechs Issues einen Zeichnerwechsel (1-4: Nik Virella; 5-6: Isaac Goodhart) nicht vermeiden kann. Das fällt schon stark auf, vor allem wenn Gesichter plötzlich anders aussehen. Auch bei den Farben gab es einen Wechsel (1: Nik Virella; 2-6: Ruth Redmond), allerdings fällt der nicht so sehr ins Gewicht.
Was die Erzählweise angeht, so versäumt es das Buch, den Charakteren wirklich ein Profil zu verpassen — mal abgesehen von den drei Frauen im Mittelpunkt. Der Rest wirkt austauschbar, man hat das Gefühl kaum mehr zu kennen, als den Namen. Hier würde es sicherlich gut tun, mit dem linearen Erzählen zu brechen und mit Rückblenden Eigenheiten der Figuren mehr herauszuarbeiten. Diese Austauschbarkeit wirkt umso stärker, da man die Personen oft auch nur anhand der Kleidung auseinander hält.

Insgesamt ein Buch, das schon irgendwie okay ist und bei dem ich doch auch immer wieder gerne umgeblättert habe, das aber schon auch einige Schwächen zeigt.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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