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Sharkey The Bounty Hunter: Krawall im All

Laser-Kanonen, Holo-Anzüge, lebendige Asteroiden, die, vom Aussterben bedroht, verzweifelt auf der Suche nach Geschlechtspartnern sind, fremdartig aussehende Kreaturen und Raumschiffe mit Hyperspace-Antrieben — Mark Millars neuester Comic ist ganz klar Science-Fiction, hat aber eine zentrale Figur, die so richtig retro daherkommt:
Sharkey, so der Name des kosmischen Kopfgeldjägers, trägt einen dicken Schnurrbart, eine dunkle Piloten-Sonnenbrille und einen Hut auf der Halbglatze, den ein Totenkopf ziert. Und so lautet auch der Name des Buches: “Sharkey the Bounty Hunter”. Es ist die, nach “The Magic Order” und “Prodigy”, dritte Kreation für oder in Zusammenarbeit mit Netflix, nachdem der Streaming-Dienst Millars Unternehmen Millarworld 2017 übernommen hat.

Deutsche Ausgabe: © Panini Verlags-GmbH

Der notorisch klamme, etwas abgehalftert wirkende Sharkey spacet also mit seinem alten Raumschiff in Eiswagen-Gestalt (die “Snow-Cone”) durch die Gegend, verteilt seine frisch laminierten Visitenkarten und bekommt von seinem Agenten Aufträge vermittelt. Lukrativ sind die aber meist nicht, so dass die Spielschulden aus vergangenen Zeiten nur schwer zu begleichen sind. Klar also, dass er den neuesten Job besonders gerne übernimmt: Für die unglaubliche Summe von einer Milliarde Kodona soll er die meistgesuchte Terroristin Edra Deering dingfest machen.
Der Haken: Der Wichtigkeit wegen bekommen den Auftrag gleichzeitig auch alle anderen lizenzierten Kopfgeldjäger (man kennt und verabscheut sich). So geht es also nicht nur darum, die gewiefte Zielperson zu schnappen, sondern sich dabei auch die Konkurrenten vom Leib zu halten. Dazu kommt auch noch, dass er von einem zehnjährigen Waisenjungen überrumpelt und als Kümmerer eingespannt wird. So trifft unser lilafarbener Held nicht nur auf seine Ex-Frau (ebenfalls Kopfgeldjägerin), sondern bekommt ungefragt und ungewollt auch einen kleinen quirligen Sidekick in Grün. Und kaum ist Team Sharkey dem Milliarden-Lohn nahe gekommen, nimmt das Ganze auch noch eine unerwartete Wendung…

Nach Millarworlds Fantasy-/Horror-Franchise “The Magic Order” und der Abenteuer-Story “Prodigy”, hat man sich wohl recht bewusst für das Science-Fiction-Genre entschieden. In einem Statement zum Ursprung der Idee berichtet Millar sogar davon, dass sie den Plan eines “großen Sci-Fi-Universums von Filmen” gefasst hätten. Ob das so verstanden werden darf, dass kommende Stories mit anderen Figuren ebenfalls im Sharkey-Universum angesiedelt werden, geht daraus aber nicht klar hervor. Fakt ist jedenfalls, dass Sharkey als Film bei Netflix erscheinen wird und mit “Space Bandits” bereits ein zweiter Sci-Fi-Titel in den Startlöchern steht (für Ende Mai als Comic bei Panini geplant), der aber wohl nicht im Sharkey-Universum spielt.

Deutsche Ausgabe: © Panini Verlags-GmbH

Die Science-Fiction-Titel aus dem Hause Millarworld sollen die Lücke zwischen Superhelden und “düsteren und verregneten Dystopien” füllen, und ein bisschen Lockerheit und Humor im Genre bieten. Die Story von “Krawall im All”, so übrigens der Untertitel, ist somit nicht sonderlich kompliziert gestrickt, braucht zudem etwas, um in Fahrt zu kommen, macht dann aber doch ziemlich Spaß.
Was der Zeichner Simone Bianchi auf’s Papier gebracht hat, kann leider nur an wenigen Stellen überzeugen und enttäuscht oft sogar. Der Hintergrund bleibt in den Dialogen immer wieder weiß. Die Zeichnungen wirken dazu oft etwas lustlos, undeutlich, wechselhaft und skizzenhaft, und letzteres nicht unbedingt nur in den Randbereichen, wo es vermutlich den Fokus lenken soll. Man kann nur mutmaßen, ob das eventuell der Tatsache geschuldet ist, dass Bianchi nach Vorgaben von Netflix (die im Bonus-Teil zu sehen sind) gearbeitet hat und sich somit kreativ bestimmt wenig selbst austoben durfte. Auf der Positiv-Seite habe ich dabei die engen und ungewöhnlichen Perspektiven notiert, die bei den Dialogen immer wieder gewählt wurden.
Im Bonus-Teil sind übrigens einige Variant-Covers von verschiedenen anderen Künstlern aufgeführt. Im Stil der dort zu sehenden großartigen Covers von Karl Kerschl (z.B. “Isola”) oder von Frank Quitely hätte der Comic sicher wesentlich stärker gewirkt.

Insgesamt ein Comic, der optisch leider eher durchwachsen wirkt, inhaltlich aber Spaß macht und einen vor allem auf den kommenden Film freuen lässt.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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