Van Helsing vs. Jack The Ripper
Wieder einmal tauchen wir mit einem Splitter Double in die dunklen Gassen Londons während der letzten Jahre des neunzehnten Jahrhunderts hinab und bekommen es dabei mit Inspektor Frederick Abberline vom Scotland Yard (siehe Review zum gleichnamigen Comic) und dem mysteriösen Serienmörder Jack The Ripper (siehe Review zum gleichnamigen Comic) auch wieder mit altbekannten Figuren zu tun.
Sherlock Holmes bekommt diesmal dagegen keinen Auftritt. Und trotzdem muss er erwähnt werden, denn – so viel schon vorweg – “Van Helsing vs. Jack The Ripper” zeigt mehr Ermittlungsarbeit als das die beiden letzten Bücher zum Meisterdetektiv (“Sherlock Holmes und das Necronomicon” und “Crime Alleys”) taten.
Die Vorgeschichte findet 1886 in den Karpaten in Transsylvanien statt: endlich hat es Doktor Abraham van Helsing, der “berühmte Jäger von Chimären und anderen fantastischen Kreaturen” geschafft… Gerade als Dracula auf ihn los geht, rammt van Helsing dem Angreifer einen Holzpflock ins Herz, und der Vampir verglüht.
Doch anstatt sich über seinen Erfolg freuen zu können, steht van Helsing selbst zwei Jahre später noch unter den tiefen Eindrücken der Begegnung – speziell des Moments, als er in Draculas Augen das pure Böse sah. Er lebt zurückgezogen in seinem Haus, leidet unter Schlafstörungen und Albträumen und nimmt regelmäßig Morphium.
Als Abberline von der Metropolitan Police ihn um Unterstützung bei der Aufklärung einer Mordserie im Londoner Stadtteil Whitechapel bittet, sieht van Helsing das als willkommene Abwechslung und hofft, sich durch die Ermittlungsarbeit ein Stück weit therapieren zu können.
Van Helsing? Verheimlicht uns Scotland Yard etwas? Stehen womöglich Vampire hinter den Morden? Oder gar Werwölfe?
Nicht nur die Journalisten fragen sich, ob es möglicherweise einen speziellen Grund dafür gibt, dass gerade van Helsing in die Ermittlungen eingebunden wird. Auch der Leser kommt zwangsläufig auf die Idee, dass vielleicht Vampire hinter den blutrünstigen Morden stecken könnten. In den oben bereits erwähnten Holmes-Büchern z.B. wurde den Blutsaugern ja immerhin auch schon ein Teil der Londoner Unterwelt zugeschrieben.
Um aber – je nach Vorliebe – falschen Hoffnungen oder Befürchtungen gleich vorzubeugen: bis auf Draculas kurzes Gastspiel zu Beginn, begegnet man im ganzen weiteren Verlauf keiner einzigen phantastischen Kreatur mehr.
An Spannung mangelt es deswegen nicht. Besonders van Helsing zeigt sich mit gekonnten Schlussfolgerungen in bester CSI-Form, und die Geschehnisse rund um die Figuren regen den Leser zu ein paar verschiedenen Verdächtigungen an. Auf dem Weg zum Finale spielt Lamontagne aber den einen oder anderen Twist aus, und am Ende kommt es dann doch wieder anders als man denkt.
Die Zeichnungen der beiden Kapitel stammen aus zwei verschiedenen Federn, deren Strich sich aber wenig unterscheidet. Vergleichbar sind die Illustrationen ungefähr mit denen der zu Beginn schon aufgeführten Comics aus dem viktorianischen London (mit Ausnahme des aus der Reihe tanzenden “Jack The Ripper”). In sofern lautet die kurze Zusammenfassung zur Bebilderung: solide – klassisch – düster – stimmungsvoll.
“Van Helsing vs. Jack The Ripper” zeigt den Vampirjäger bei seinen Gast-Ermittlungen mit der H-Divison des Scotland Yard in Gestalt eines äußerst klugen und aufmerksamen Detektivs – sprich: eigentlich mehr als “Sherlock” als eben dieser zuletzt. Das Salz in der ganzen Suppe ist aber, dass van Helsing dabei nicht einfach den feinen Gelehrten geben kann, sondern Schwächen zeigt und in seiner Freizeit ein ziemlich gebrochenes Bild abgibt.
Eine Leseprobe mit ein paar Seiten findet ihr auf der Seite zum Buch beim Splitter Verlag.Viele weitere Comic-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…