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Heather Nova, 17.10.2017 im Z7 Pratteln
Support: Ed Prosek

Mit ihrem zweiten Album “Oyster”, und vor allem ihrer bekanntesten Single “Walk This World” daraus, gelang der bermudischen Singer/Songwriterin Heather Nova 1994 der internationale Durchbruch. Zur Feier des Albums ist sie nun 23 Jahre später auf “Oyster Live 2017”-Tour, auf der alle Stücke des Albums — und ein paar weitere — in voller Bandbesetzung gespielt werden. Zwischen Alestorm und Anathema fand sie auch einen Platz im Terminkalender der sonst hauptsächlich für Hard-Rock- und Metal-Konzerten bekannten Z7 Konzertfabrik in Basel/Pratteln (Schweiz). Dort startete Heather Nova am Dienstag (17.10.2017) ihre Tour durch Europa.

Hier und da gab es schon im Voraus Anzeichen, dass das Konzert eher in Wohnzimmer-Atmosphäre stattfinden würde, wie es Support-Act Ed Prosek etwas später bei seinem Auftritt nennen sollte. Der große Parkplatz etwas abseits des Z7 war an diesem Abend nämlich gesperrt, stattdessen die Flächen direkt bei der Konzerthalle freigegeben, und bei Einlassbeginn um 19 Uhr hatten sich auch nur wenige Leute bereits in einer Schlange aufgestellt — zahlenmäßíg deckte sich das ungefähr mit den 35 Personen, die auf Facebook für den Abend zugesagt hatten.
Heather Nova-Fans sind aber natürlich auch nicht mehr unbedingt die jüngsten, die schon Stunden vor dem Einlass vor demselben campen oder in irgendeinem Social Media posieren müssen. Es blieb also spannend, zumal sich die Halle nach und nach füllte.
Zum etwa um 30 Minuten verspäteten Beginn des Programms dürften es schließlich zwischen 200 und 300 Zuhörer gewesen sein — Schätzen ist aber zugegebenermaßen nicht gerade meine Disziplin. Das Publikum war übrigens, was Alter und Typ betrifft, sehr bunt gemischt. Es war also kaum auszumachen, wer sich von der Musik von Heather Nova dieser Tage am meisten angesprochen fühlt. Bei einer später von Heather durchgeführten Blitz-Umfrage gaben jedenfalls die allermeisten an, “Oyster” damals miterlebt zu haben.

Fotogalerie Ed Prosek

Der aus San Francisco stammende Ed Prosek kam also um 20:30 Uhr auf die Bühne und spielte sein gut halbstündiges Programm solo und lediglich mit einer Akustikgitarre “bewaffnet”. Das an der Wand hängende Schalldruck-Messgerät pendelte demnach hauptsächlich im für diesen Veranstaltungsort “harmlosen” Bereich zwischen 80 und 90db — ein Wohnzimmer-Konzert, eben. Thematisch zwischen Ode an die Heimat (“California”) und Schlussmachen (“A Final Word”), musikalisch zwischen vielen ganz ruhigen und gefühlvollen Parts und einigen rhythmisch auf den Saiten und dem Korpus geklopften, vor allem aber gesanglich (besonders die mit der Kopfstimme gesungenen Parts) beeindruckend.

Eine knapp halbstündige Pause später kam dann die Hauptband auf die Bühne und deren Hauptperson Heather Nova an den mit drei weißen Blüten geschmückten Mikroständer — übrigens in einer lila-pink glänzenden Hose, die original noch aus der Oyster-Zeit stammt. Das im selben “Dachbodenfund” ebenfalls wieder aufgetauchte Paar rote Stiefel und das Kleid, dass Heather z.B. im “Walk This World”-Video oder zum Teil auf der damaligen Tour trug fand allerdings keine Verwendung mehr auf der Bühne. Die Teile werden stattdessen aktuell zugunsten von Hurricane-Opfern in der Karibik versteigert.

Tatsächlich spielte die Band zunächst zwei Drittel von “Oyster” in Album-Reihenfolge, was natürlich bedeutete, dass das Programm gleich mit (wenn man so will) dem Hit “Walk This World” begann. Danach “Heal”, “Island” mit seinen sirenenhaften Vocals, “Throwing Fire At The Sun”, “Maybe An Angel”, “Truth And Bone” und “Blue Black”. Mit “Home” und “Blind” (das zum ersten Mal überhaupt live gespielt wurde) folgten dann zunächst zwei B-Sides der “Walk This World”-Single, bevor die Album-Playlist schließlich mit “Walking Higher”, “Light Years”, “Verona” (mit “Smells Like Teen Spirit”-Einwürfen) und dem den Schweizern und ihren Bergen gewidmeten “Doubled Up” abgeschlossen wurde. Das auf der US-Version des Albums vertretene “Sugar” wurde später im letzten Block gespielt.

Fotogalerie Heather Nova 1/2

Nach bis hierhin rund 70 Minuten verließ die Band nun zunächst die Bühne, kam dann aber noch einmal für einige Stücke aus dem übrigen Repertoir zurück: “Winter Blue” (aus “Siren”), “Sea Glass” (aus dem aktuellsten Album “The Way It Feels”) und “Save a Little Piece” (“300 Days At Sea”).
Als Überraschung kündigte Heather Nova anschließend Nadia Lanman an, ihre frühere, langjährige Cellistin, die auf “Oyster” genauso zu hören war wie auf “Siren” und diversen Touren, auf denen sie “crazy things” zusammen erlebt hatten. Sie kam allerdings nicht einfach so auf die Bühne, sondern mit einem besonderen Anliegen: Jahre nachdem sie damals mit dem Cellospielen aufhören musste, wurde bei ihr Parkinson diagnostiziert. Nun ließ sie einen Hut durch das Publikum gehen, mit der Bitte, die Forschung auf dem Gebiet mit einer Spende zu unterstützen.

Nach einem von der Ansprache gerührten, in Richtung Nadia gerichteten “this one’s for you” setzte Heather Nova und Band dann zu “I Wanna Be Your Light” an. Nach dem sehr rockigen “Sugar” ging die Band zu einem anhaltenden verzerrten Gitarrensound noch einmal von der Bühne. Den Abschluss-Punkt setzten Heather und die (aktuelle) Cellistin dann alleine. Sie spielten gemeinsam das Neil Young-Cover “Like a Hurricane”, bevor Heather mit einem kurzen “Thank You! Good Night!” keinen Zweifel daran ließ, dann nach rund 110 Minuten nun wirklich Schluss war.

Das Fazit? “Don’t ask me to explain it just feels good, like poetry” — Es war eine schöne, ausgiebige Zeitreise mit einigen der besten Songs von Heather Nova, die auch noch weitgehend originalgetreu, also ohne zwanghafte Veränderungen und mit ordentlich Dampf (der Drummer durfte ordentlich zuhauen und die Gitarristin sich auch mal in wildem Geschraddel verlieren) gespielt und natürlich mit bezaubernder Stimme gesungen wurden.
Wenn überhaupt, dann kann man höchstens den fehlenden Merchandising-Stand (dort hätte eigentlich ein Buch namens “Behind The Music”, mit Bildern und Infos rund um die Oyster-Zeit, erhältlich sein sollen) nennen können. Oder die Tatsache, dass das auf dem Setlist-Zettel notierte “Like Lovers Do” offenbar ersatzlos entfiel und kein richtiger Kracher den Schlusspunkt setzte (“London Rain” hätte mir z.B. noch gut gefallen).
Aber alles kein wirklicher Grund für Kritik. Wenn Heather jedenfalls in ein paar Jahren zur “Siren Live 2021”-Tour oder zur “Glow Stars 30th Anniversary”-Tour lädt, wäre ich definitiv gerne wieder mit dabei!

Fotogalerie Heather Nova 2/2

Die Setlist von Heather Nova:

  1. Walk This Way
  2. Heal
  3. Island
  4. Throwing Fire At The Sun
  5. Maybe An Angel
  6. Truth And Bone
  7. Blue Black
  8. Home (B-Side von “Walk This World”)
  9. Blind (B-Side von “Walk This World”)
  10. Walking Higher
  11. Light Years
  12. Verona
  13. Doubled Up
  1. Winter Blue (Siren)
  2. Sea Glass (The Way It Feels)
  3. Save a Little Piece (300 Days At Sea)
  1. I Wanna Be Your Light (Storm)
  2. Sugar (US-Version von “Oyster”)
  1. Like A Hurricane (Neil Young-Cover)
  • Der Bühnen-Zettel führte an vorletzter Position noch “Like Lovers Do” auf. Das wurde aber nicht gespielt.

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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