Engst – Flächenbrand
Am 26.10. erschien das erste Studioalbum von Engst. Engst das sind vier Berliner, die über sich selbst sagen: „Wir passen in keine Schublade, wir sind der ganze Schrank“. Große Töne für eine Band, die mehr oder weniger unbekannt ist und jetzt das Debütalbum auf den Musikmarkt gebracht hat. Vor ein paar Jahren hatte Matthias Engst, die Pro7-Castingshow „Die Band“ gewonnen, schlug aber den Gewinn aus. Dieser war verknüpft mit der Auflage, nur vorgeschriebene Songs zu interpretieren. Er gründete seine eigene Band.
Insgesamt finden sich elf Songs zwischen Punk, Pop und Rock auf der Scheibe. Das Album beginnt mit „Ich steh wieder auf“ ruhiger, wird aber im Verlauf des Songs von Gitarre und Schlagzeug rockig aufgepeppt. Eine zerbrochene Beziehung wird in der aktuellen Single „Der Moment“ thematisiert. Im Gegensatz zum Thema kommt dieser Song auch „rockig“ daher und vermittelt eine grundpositive Stimmung, trotz des Trennungsschmerzes. Gute Laune bekommt man automatisch bei dem Song „Optimisten“, der mit fröhlichem Pfeifen startet. Etwas mit Selbstironie, kritisiert der Song „Sommer in den Charts“ mit einem radiotauglichen Rock die vielen Castings-Shows und Möchtegern-Sternchen am Casting-Himmel. Ruhig wird es bei „Ist mir egal“. Wieder wird eine vergangene Beziehung thematisiert, die wohl mit dem Song aufgearbeitet aber auch verarbeitet wurde. Bei diesem Song kommen die Emotionen absolut authentisch rüber und sorgen für Gänsehaut. „Mir egal wo du pennst, oder an mich denkst“, wer kennt diese Gedanken bei Liebeskummer nicht?!
Absoluter Kontrast hingegen ist der nächste Song „Fremdes Elend“, hämmerndes Schlagzeug und fast ein fast schon hektischer Gesang kritisieren den vorherrschenden Egoismus, der immer mehr zunimmt. Mehr Facebook-Likes, mehr Follower auf Instagram, fremdes Elend wird ausgeblendet, Hauptsache mir geht es gut. Mit „Morgen geht die Welt unter“ knüpfen Engst an „Fremdes Elend“ im Grunde an und stellen klar, was sie von Hungersnöten, Wirtschaftskrise, Klima und auch Frei.Wild auf Platz 1 halten. Sie rufen aber auch mit diesem Song dazu auf „Jeden Moment zu genießen“. „Mit Raketen auf Spatzen“ beziehen sie weitere Stellung und zwar zum Thema rechte Hetze und dass sich die Geschichte des Dritten Reiches nicht mehr wiederholen darf.
Mit „Träumer und Helden“ beenden Engst das Album. Ein Song, der ruhig mit Gitarrenklängen beginnt. Es kommt Lagerfeuer-Stimmung auf, die an alte Zeiten mit Freunden erinnert. Sie „erzählen“ von ihren ersten Gigs, von dem Wunsch sich von den anderen abzuheben. Und nun, Jahre später, sind sie immer noch die gleichen Jungs von früher, nur älter und mit ein paar Falten.
Fazit: Diese Platte ist kein typischer Deutschrock, den man vielleicht im ersten Moment von Engst erwarten würde. Ein bisschen Punk, ein bisschen Pop, ein bisschen Ska und Rock liefern ein gelungenes Debütalbum. Es hätten aber doch noch ein bisschen mehr „Ecken und Kanten“ sein dürfen. Trotzdem wird das Album nicht langweilig – die Lieder werden nicht langweilig, haben ein gutes Tempo und man erwischt sich oft dabei, wie der Fuß mitwippt. Was hervorsticht ist der Gesang. Sänger Matthias Engst gibt nicht den röhrenden Rocksänger, sondern schafft es mit viel Gefühl, aber auch Power die Songs zu vermitteln. Man kann sagen „Flächenbrand“ ist nicht das Rockalbum, das vielleicht viele erwartet haben, aber es ist gemacht für diejenigen, die gerne deutschsprachige Rockmusik mit etwas sanfteren Tönen mögen.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…