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Fantastic Negrito – Please Don’t Be Dead

Es klingt erst einmal paradox: Fantastic Negrito ist schon 50 Jahre alt und ist doch erst 2014 geboren — und darüber hinaus zählt er schon sein drittes Leben. Na klar, mit “Leben” sind natürlich seine durch Erfolge und Misserfolge gekennzeichneten Lebensabschnitte gemeint. In prekären Verhältnissen aufgewachsen, hat er sich für Musik interessiert, sich selbst das Spielen verschiedener Instrumente beigebracht und schließlich einen dicken Plattenvertrag mit dem Ex-Manager von Prince bekommen. 1996 erschien auch tatsächlich ein erstes Album unter seinem bürgerlichen Vornamen Xavier. Dann der kreative Totalausfall, ein Autounfall, Koma, eine zertrümmerte Spielhand. Er hängte schließlich die Musik wieder an den Nagel und baute als kleinkrimineller Farmer Gemüse und Gras an.
2014 startete er dann einen neuen musikalischen Anlauf, nun eben unter dem aktuellen Namen, und veröffentlichte er ein “erstes” selbstbetiteltes Album. Zwei Jahre später heimste er für den Nachfolger “The Last Days of Oakland” dann sogar einen Grammy für das beste zeitgenössische Blues-Album ein.

Nun also sozusagen das dritte Album “Please Don’t Be Dead”. Dessen Cover zeigt ein Foto aus dem Krankenbett, das kurz nach dem Aufwachen aus dem Koma entstanden ist. So nimmt es zwar noch einmal Bezug auf den Unfall und seine Folgen, letztendlich ist das Album allerdings vor allem aus jeder Menge Zukunftssorgen rund um seinen Sohn im Speziellen und die verkorkste Gesellschaft und Politik im Allgemeinen entstanden.

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Video zu “Plastic Hamburgers”

Seine “black roots music for everyone” zeigt vor allem eine bluesige und ursprüngliche Seite und meint es also durchaus ernst mit dem Roots-Begriff. Mit ihren souligen und eingängigen Momenten, sowie leichten AOR-Ansätzen, ist sie aber auch stets modern genug, um eben auch ein etwas breiteres Publikum heutzutage anzusprechen.
Bei dem Anspruch “derivative is the devil” verbieten sich Vergleiche eigentlich. Allerdings erinnert “A Cold November Street” etwas an “House of the Rising Sun”, das gesanglich (weil sehr cleane) aus dem Rahmen fallende “Dark Windows” an eine ruhigere Bryan Adams-Ballade und das leicht orientalische “Na-na-na” in “A Boy Named Andrew” — haltet mich für verrückt — an den irren Stil von System of a Down (ich denke, ihr wisst was ich meine und erwartet hier keine Metal-Einflüsse, oder?!). Spätestens aber bei der starken Single “The Duffler” kommen einem aber automatisch Namen wie Lenny Kravitz und Prince (und das sind schließlich die Ähnlichkeiten, die am meisten zu erkennen sind und immer wieder auf dem Album aufblitzen) und möglicherweise auch Led Zeppelin in den Kopf.

Great art comes from great struggle”, philosophiert Fantastic Negrito auf seinen bewegten Werdegang zurückblickend und formt diese Weisheit in der abschließenden “Bullshit Anthem” zu dem plakativen Motto “take the bullshit and turn it to good shit”. Wenn schließlich etwas derart spannendes wie “Please Don’t Be Dead” dabei herauskommt, hat sich der ganze “Struggle” jedenfalls tatsächlich gelohnt.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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