Groovenom – Wir müssen reden
2013 gründete sich Groovenom, und nun erschien das dritte Album der Jungs aus Dresden, die mit ihren alten Alben den Spagat zwischen Deathcore und Popmusik schafften. Die Visionen von Groovenom waren klar, stylisch, rhytmisch, heavy und tanzbar. Nun ist einiges passiert bei den Dresdnern. Sie haben einen neuen Plattenvertrag beim Label Out of Line Music unterschrieben, und von sechs Bandmitgliedern sind nur noch vier an Board. Das offensichtlichste ist jedoch die neue Platte „Wir müssen reden“. Sie ist im Gegensatz zu den alten Alben komplett auf Deutsch, und ja, es war eine gute Entscheidung! Die Neuausrichtung der Band merkt man aber nicht nur an den deutschsprachigen Texten, sondern auch daran, dass der spaßige Feier-Trance düsterem Industrial oder auch NDH-Einflüssen weicht.
Im Dezember veröffentlichten sie mit „Unter deiner Haut“ den ersten Song ihrer Trilogie, zusammen mit den Songs „Grau“, „Du und Ich“ und den dazugehörigen Musikvideos entstand ein Kurzfilm, der in einem Dresdner Programmkino ausgestrahlt wurde. Nun aber zurück zum Album, in dem die bunte, kitschige, grelle und pinke Zeit der Band vorbei ist. Sie sind gereifter, der Sound wirkt schwerer und tiefgründiger und die Geschichten/Themen, von denen die Songs handeln, ernster. Gleich im ersten Song „Alter Freund“ kommt die Band auf den Punkt und thematisiert den Verrat an sich selbst — „Der Hunger ist geblieben und trotzdem sind wir satt“, es wird ein neues Kapitel in der Bandgeschichte angebrochen und der nächste Schritt nach vorne gemacht.
In „Medizin“ kommt der alte Größenwahn der Band durch, aber dem Ganzen wird eine neue Richtung gegeben – die Partynächte und der Rausch sind vorbei, es wird sich den Problemen gestellt, das Motto lautet: Therapie, statt das Ganze zu verdrängen.
In den drei oben genannten Songs zur Trilogie lässt sich schnell erkennen, dass zerstörerische Beziehungszustände zum Thema gemacht werden. Abhängigkeit, die Zerrissenheit zwischen den Stadien einer Beziehung – festhalten oder loslassen?! Besonders der Song „Du und Ich“ sticht aus der Trilogie hervor. Es liegt eine Rock-Melancholie in der Luft, die für Gänsehaut sorgt. Was ist der richtige Weg — irgendwann muss eine Entscheidung getroffen werden: „Wir haben gekämpft! Wir haben verloren! Wir haben geschworen: Lass uns gemeinsam untergehen, einander uns das Leben nehmen!“
Nicht nur um das Thema „schwierige Beziehungen“ geht es in der dieser Song-Trilogie. Man hört auch Themen wie Selbstaufgabe bei „Nimm mich“ oder häusliche Gewalt bei „Faust“ heraus.
Hat man das Album zu Ende gehört, wird schnell klar – in dem gesamten Album geht es um Beziehungen, die uns zweifeln lassen, über die Selbstzerstörung, die einsetzt wenn wir Beziehungen retten wollen, die schon am Ende sind. „Wir müssen reden“ bildet den Abschluss des Albums. Ein Satz, der Stress bei uns auslösen kann. Man muss sich in die Augen schauen, die Probleme von Angesicht zu Angesicht klären und kann sich nicht hinter einem Facebook-Account verstecken. Im heutigen Zeitalter wählt man oft die bequemste Lösung, schreibt schnell eine Nachricht auf Whats App oder eben auf Facebook, und bekommt man Gegenwind, gibt es ja noch die Möglichkeit das Ganze zu ignorieren oder sogar die Person online zu blockieren. Sitzt man sich allerdings persönlich gegenüber wird die Sache schon emotionaler — was aber nur ein Vorteil sein kann, denn Emotionen bringen zum Ausdruck was wir tief in unserem Inneren fühlen. Dieser Song vermittelt auch, dass wir den Mut haben sollten, Beziehungen zu beenden, wenn sie uns nicht guttun und uns eben nicht verzweifelt an sie klammern sollten.
Fazit: Kitsch und bunt das war einmal – Groovenom haben bekannte Pfade verlassen und sich neu gefunden, ohne die Wurzeln zu verleugnen. Ein Schritt nach vorne in der Entwicklung – tiefgründiger, ernsthafter und erwachsener. Ein Schritt in die richtige Richtung, zu der man der Band nur gratulieren kann!Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…