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Heinz Rudolf Kunze – Meisterwerke:Verbeugungen

Dass es durchaus reizvoll sein kann, wenn sich Sänger bei anderen Interpreten oder Bands bedienen und ausgesuchten Liedern eigene Farben oder gar einen neuen Anstrich verleihen, beweist nicht nur der Erfolg der VOX-Sendung „Sing meinen Song“. Viele erfolgreiche Künstler haben sich an Coveralben herangetraut, eines der gelungensten Coveralben stammt von Wolfgang Niedecken, der 1995 auf dem Album „Leopardefell“ Songs von Bob Dylan ins Kölsche übertragen hat.

Nun wagt sich auch Heinz Rudolf Kunze mit „Meisterwerke:Verbeugungen“ an ein Album heran, auf dem er zum ersten Mal in seiner Karriere Lieder singt, die nicht aus seiner Feder stammen. Dabei bietet er einen Querschnitt durch die deutsche Musikgeschichte. Die Songauswahl verwundert nicht nur, weil er sich selber nach eigenen Angaben ausschließlich mit englischsprachiger Musik intensiv beschäftigt, sondern auch, weil er sich in Interviews immer deutlich vom deutschen Schlager abgrenzt, nun aber auch Roy Black, Freddy Quinn oder der Münchener Freiheit die Ehre erweist.
Mit DAFs „Mussolini“, „Haus der Lüge“ der Einstürzenden Neubauten oder „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ von Thees Uhlmann befinden sich zwar Lieder auf dem neuen Album, die sehr gut zu Kunze und seiner Stimme passen und die auch von ihm selber stammen könnten, bei anderen Liedern aber scheitert der Versuch der Verbeugung. Manche Coverversionen klingen eher nach einer Verbiegung statt nach einer Verbeugung.

Man darf gespannt sein, wie sich die Ärzte und die Toten Hosen zu den gecoverten Liedern „Deine Schuld“, bzw. „Alles aus Liebe“ äußern. Gerade bei diesen Liedern klingt die Produktion gedämpft, kraftlos und uninspiriert, was beim Zutun des aktuell angesagten Produzenten Swen Meyer verwundert. Auch „Solang man Träume noch leben kann“ klingt fast schon lustlos zahm, zumal, wenn man die Wucht des Originals im Ohr hat.
Lieder wie „Wenn ein Mensch lebt“ (Die Pudhys) oder „Ich steh auf Berlin“ (Ideal) sind dagegen so nahe am Original, dass sie nicht neu interpretiert, sondern lediglich nachgesungen klingen. Bei Hildegard Knefs „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“ erkennt man durch Kunzes Neuaufnahme einmal mehr die Größe des Originals.

Die Idee, dass Heinz Rudolf Kunze, der ohne Zweifel zu den begnadetsten Sängern in der deutschen Pop- und Rockmusik zu zählen ist, Lieder anderer Künstler interpretiert, ist an sich toll und hätte mit Sicherheit stimmig und glaubhaft umgesetzt werden können. Hierfür wäre aber wohl eine andere Liedauswahl nötig gewesen. Unterschiedliche Stile der letzten fünf Jahrzehnte deutscher Musikgeschichte auf einem Album zu versammeln ist in diesem Fall nur in Ansätzen gelungen.

Trackliste:

  1. „Ganz in Weiß“ (Roy Black, 1966)
  2. „Blumen aus Eis“ (Karat, 1982)
  3. „Junge, komm bald wieder“ (Freddy, 1962)
  4. „Hinterland“ (Casper, 2013)
  5. „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ (Thees Uhlmann, 2011)
  6. „Der Mussolini“ (DAF, 1981)
  7. „Ich steh auf Berlin“ (Ideal, 1980)
  8. „Was ich dir sagen will“ (Udo Jürgens, 1967)
  9. „Deine Schuld“ (Die Ärzte, 2003)
  10. „So lang man Träume noch leben kann“ (Münchner Freiheit, 1987)
  11. „Alles aus Liebe“ (Die Toten Hosen, 1993)
  12. „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ (Hildegard Knef, 1968)
  13. „Wenn ein Mensch lebt“ (Puhdys, 1973)
  14. „Haus der Lüge“ (Einstürzende Neubauten, 1989)

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