Joris – Hoffnungslos Hoffnungsvoll
Mit fünf war er ganz verzückt über ein Schlagzeug, das ihm seine Eltern geschenkt hatten. Mit elf schrieb er sein erstes Liebeslied – auf englisch, damit die Glückliche (Emma “Hermine” Watson) es auch verstehen könnte. Gitarre- und Klavier-Spielen kam irgendwann noch hinzu, Hochschule der populären Künste, Popakademie und schließlich hat er nun auch noch einen Vertrag beim Sony-Ableger Four Music im Sack. Das kurz zur Bio.
Es riecht nach Neustart. Hab endlich Rückenwind. Ich schaue nach vorn wenn Stunde null beginnt. […] Und ich renn, und ich renn, und ich renn. Weil ich jetzt wieder weiß wer ich bin.aus dem Opener “Neustart”
Nun präsentiert der 25 Jahre junge Künstler, stolz wie Oskar, sein Debütalbum “Hoffnungslos Hoffnungsvoll”. Mit dem Alter dürfte es fast hinkommen, aber nein, “Harry Potter” ist natürlich nicht gemeint – und Emma Watson geht auf dem Album auch leer aus.
Gemeint ist vielmehr Singer/Songwriter Joris, der auf dem Land, in der Nähe von Bielefeld, aufgewachsen ist. Und dort scheint öfters mal ein frischer Nordwind zu blasen, denn streckenweise klingt Joris’ Stimme ähnlich rau, wie die eines anderen bekannten Bielefelders namens Casper. Er kann aber auch sanfter, und so würde ich, auch angesichts der musikalischen Note, das Werk insgesamt irgendwo im Dreieck zwischen Maxim, Bosse und Casper verorten.
Elektronische Helferlein sind nur sehr selten zu hören. Für gewöhnlich gibt es stattdessen Piano und cleane bis etwas verzerrte Gitarren und uhh-Backing Vocals und ohh-Chöre in hin und wieder ganz ruhigen Stücken, aber auch in recht flotten Popsongs. Das Ganze meist in eingängigem, radiotauglichem Gewand und natürlich mit Joris’ Gesang und Zeilen garniert.
Deutsche Songs versteht Joris als Herausforderung, da Texte in der eigenen Muttersprache einfach viel mehr beachtet werden und daher für gewöhnlich wesentlich mehr Gewicht haben. In seinen Zeilen gibt es jedenfalls einiges zu entdecken, viele Schattierungen zwischen hoffnungslos und hoffnungsvoll, zwischen bittersüßer Melancholie und tanzendem Sommerregen.
Anspieltipps: die mitreißende Single “Herz über Kopf”, das sich zu einem großen Finale hin steigernde “Bittersüß” und vor allem das geheimnisvoll klingende Titelstück mit tollen Harmonien.
Ein gelungenes Album, das mir persönlich für die Singer/Songwriter-Schublade insgesamt aber etwas zu poppig klingt. Etwas ungeschliffener, unangepasster – vielleicht auch etwas experimenteller – dürfte es ruhig sein. Das Ganze einfach als Pop zu bezeichnen, scheint mir dagegen auch etwas unpassend. Gefühlt, also, irgend etwas zwischendrin.
Wer deutschsprachige – jetzt schreib’ ich’s doch – Popmusik mag, wird Joris und seiner Band auf “Hoffnungslos Hoffnungsvoll” jedenfalls sicher gerne zuhören – und das gleich hier und jetzt tun:
Und bei folgenden Terminen könnt ihr euch im Mai 2015 zudem von den Live-Qualitäten überzeugen – ein paar Gigs wurden wegen großer Nachfrage schon in größere Locations verlegt:
02.05. | Kaiserslautern | Cotton Club | 09.05. | München | Ampere | |
03.05. | Köln | Cologne Underground | 10.05. | Wiesbaden | Schlachthof | |
04.05. | Hamburg | Nochtspeicher | 11.05. | Leipzig | Täubchental | |
07.05. | Stuttgart | Keller Klub | 12.05. | Berlin | Lido | |
08.05. | Erlangen | E-Werk |
Darüber hinaus seht ihr Joris auch bei den Neuen Deutschpoeten, am 05.09. im IFA-Sommergarten in Berlin.
Alle Angaben natürlich ohne Gewähr.Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…