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Marteria – Zum Glück in die Zukunft II

Fiese Endbosse, laszive Marteria Girls oder vielleicht doch lila Wolken? Mal sehen, was uns Marteria mit “Zum Glück in die Zukunft II” von seiner Weltreise mitgebracht hat…

Auf seiner letzten Platte “Zum Glück in die Zukunft” (2010) besang Marteria auf feinstem Mario-Beat den obligatorischen Endboss, sein “Marteria Girl” und außerdem seinen Sohn – und er war ganz schön verstrahlt. Vor allem Letzteres liegt ihm, zumal er mit “Marsimoto”, seinem Alter Ego auf Helium (und was weiß ich noch alles), am liebsten über sein benebelndes Hobby rappt. Der breiten Öffentlichkeit dürfte er aber in den letzten Jahren vor allem durch die Kooperation mit Miss Platnum und Yasha und dem Resultat daraus, der überaus erfolgreichen Nachtschwärmer-Hymne “Lila Wolken”, im Gedächtnis geblieben sein.

Jetzt kommt irgendwie etwas anderes von ihm. Jetzt stellt er nüchtern fest: “bevor die lila Wolken kommen sind alle längst zuhaus” und “keiner hat mehr Bock auf Kiffen, Saufen, Feiern”. Und so geht auch die neue Platte – sinnvollerweise mit dem Namen “Zum Glück in die Zukunft II” versehen – in eine etwas gediegenere Richtung. Immer noch mit Beats, bei denen der Kopf anfängt zu nicken wie der vom Wackeldackel auf der Hutablage. Oft aber relaxt und noch lässiger. Mit großartiger Atmosphäre und detailreichem und warmem Sound.
Schon die im Vorfeld auf Youtube gezeigte “Track by Trek”-Teaser-Serie ließ erahnen, dass “ZGIDZ2” irgendwo anders ansetzt, als sein Vorgänger. Darin meldete er sich mit zwei- bis dreiminütigen Clips von seiner Weltreise, die er mit Fotograf und Kumpel Paul Ripke unternommen hatte – aus der Favela in Rio, dem “Dach der Welt”, dem Himalaya oder dem einsamen Alaska, und jeweils unterlegt mit Ausschnitten aus dem neuen Werk.

Wir leben auf einem blauen Planet / der sich um einen Feuerball dreht / mit einem Mond, der die Meere bewegt / und du glaubst nicht an Wunder?… aus „Welt der Wunder“

Die Themen sind sehr unterschiedlich. Die Scheibe beginnt nach einem kurzen Intro zunächst einmal mit der Single “Kids (2 Finger an den Kopf)”, der Charts-kompatiblen Hymne für eben diese in die Jahre kommende Generation, die eben nicht mehr unbedingt verstrahlt die Nächte durchmacht.
In “OMG!” fragt er sich “OMG! dieser Himmel, wie komm ich da bloß rein?! OMG! dieser Himmel, wo zum Teufel soll der sein?!” – amüsant und mit feinem Saxophon-Sample unterlegt. Beim Alkoholiker-Stück “Die Nacht ist mit mir” revanchiert sich Campino mit einem kleinen Beitrag für Marterias Mithilfe beim “Ballast der Republik” – “Jeder Schluck mach Glück, Glück, Glück”. Auch Materias grüner Zwillingsbruder Marsimoto steuert einen Krümel bei (“Auszeit”) und in “Glasklar / Herzglüht” findet sich mit Yasha und Miss Platnum das Erfolgstrio wieder zusammen.
Ansonsten geht’s um One-Night-Stands (“Eintagsliebe” mit Julian William a.k.a. J-Luv), noch einmal um Louis (“Gleich kommt Louis”) oder – richtig Klasse! – wie im elektrolastigen “Begalische Tiger” um Revolte: “In meiner Hand Pyro”.
Der Sound kommt hier und da auch mal ohne vordergründigen Beat aus – dann wird eher poppig mit Synth-Pads und Piano instrumentiert, wie in “Alt & Verstaubt”, oder auch mal ganz minimalistisch wie in “John Tra Volta”.

“Zum Glück in die Zukunft II” ist ein würdiger Nachfolger. Einer der vor allem mit großartigen Sound-Tüfteleien – warm, modern und trotzdem old-school, elektronisch – aber auch durch gelungene, zwischen ernster Politik, Alltags- und Spaßthemen schwingend – punktet. Alles richtig gemacht, würde ich sagen!Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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