Mega! Mega! – Behalt die Nerven
Lametta! Lametta! Früher war einfach mehr davon. Und mehr Capri-Sonne sowieso. Dafür ist heute immer gleich alles Mega – wobei der Begriff ja auch schon wieder sowas von 2009 ist. Die in eben diesem Jahr gegründete Combo, bestehend aus Antonino Tumminelli (Gesang), Peter Weiler (Gitarre), Daniel Welsch (Bass) und Cornelius Lay (Schlagzeug), wollte sich jedenfalls wohl gleich doppelt glitzernd behängen und überschrieb ihren Indie-Rock selbstbewusst mit “Mega! Mega!”.
Dabei brachten die vier Neu-Berliner (die zur kompletten Verwirrung beim Bundesvision Song Contest 2013 auch nicht ihr Saarland, sondern Rheinland-Pfalz vertraten) gerade erst ihr Debütalbum “Behalt die Nerven” heraus und müssten eigentlich doch erst einmal kleine Brötchen backen – sollte man meinen.
Die Platte ist, gleich vorweg erwähnt, mit knapp 37 Minuten nicht gerade üppig lang ausgefallen, überzeugt aber mit insgesamt hohem Tempo und Beats, die gnadenlos in die Beine gehen.
Und nach den Gigs bringt der Manager den Wisch-Mop, Klinken putzen, morgen früh Mini-Job….über das schwere Musiker-Leben; aus “Zu Ende”
Und vor allem die (erfreulicherweise deutschsprachigen) Texte machen Spaß! So nehmen sie, wie in “Pro Anti” beispielsweise, einfach eine grundlegende Protesthaltung ein (“bist du pro, bin ich anti”) oder werfen dem Angesprochenen schon mal retro-coole Beleidigungen an den Kopf (“deine Mutter kann nicht kochen, nicht mal einigermaßen”).
Da die Band der Meinung ist, dass grundsätzlich alles in einem Song verpackt werden kann, solange es nur die Hörer bewegt bzw. berührt, sind die Themen insgesamt vielfältig. “Zu Ende” beschreibt die Schwierigkeiten aus dem Leben junger Musiker (s.o. Zitat) und “Bitte Bitte” rechnet ebenso kritisch mit C-Promis ab, und solchen die es werden wollen (“Einmal für Mutti von der Titelseite lachen, muss man doch gar nicht viel für machen”). Dagegen wird in der ersten Single-Auskopplung “Lieutenant Pumpe” einfach im Club gefeiert (“Am Selekteur vorbei, uns gehört die Theke”).
Einen Hinweis wert ist übrigens auch die Tatsache, dass man für den Titelsong Rapper Afrob zu einem Gastauftritt bewegen konnte. Ein hektischer, ziemlich stranger Titel, der beim Afrob-Part zwischendurch mal kurz lässig abhängen geht.
“Behalt die Nerven” ist einfach ein herrlich frisches Indie-Album, das einen irgendwie sofort erreicht, ohne wirkliche Aussetzer auskommt und somit als Debüt aller Ehren wert ist. Von wegen zu viel Strobo! – gerade richtig!
Anspieltipps: “Es kann nur besser werden”, “Lieutenant Pumpe”, “Strobo”, “Zu Ende”Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…