Konzertbericht – Hammerfall (Support: Serious Black & Battle Beast) – Z7 – Pratteln 16.02.2020
Im Zeichen des Hammers gastierten die schwedischen Power-Metal-Giganten von Hammerfall im Z7 und lieferten eine gigantische, ausverkaufte Show. Mit im Gepäck hatten die Metaller die nicht minder kraftvollen Battle Beast sowie das internationale Potpourri von Serious Black.
Ernsthaft Schwarz
Früh am Abend (17 Uhr) öffneten sich die Pforten der Konzertfabrik. Um diese Uhrzeit kann man normalerweise mit einer eher überschaubaren Masse an Zuschauern rechnen. Doch weit gefehlt. An diesem Samstag Abend will jeder die besten Plätze haben. So kommt es, dass das Z7 schon gut gefüllt ist, als Serious Black den Abend um 18.30 Uhr eröffnen. Ein paar wenige gönnten sich noch die letzten Sonnenstrahlen oder eben die ersten Kaltgetränke im Außenbereich.
Während der halben Stunde Spielzeit heizte die bunt gemischte Truppe dem Publikum ordentlich ein. Serious Black gibt es erst seit 2014, und die Besetzung hat schon mehrfach gewechselt. Von ehemals sechs Gründungsmitgliedern sind aber immer noch vier an Board. Mit Dummer Ramy Ali von Freedom Call ist auf jeden Fall jemand mit Power-Metal-Erfahrung dabei. Für den Gesang hat man sich den Schweden Urban Breed dazu geholt. Damit ist auch klar, dass der Abend fast komplett unter der blauen Fahne mit dem gelben Kreuz steht.
In 30 Minuten Spielzeit lässt sich natürlich nicht viel erzählen. Die einzige etwas längere Ansage wird von Bassist Mario Lochert durchgeführt, welcher als Bayer der deutschen Sprache zumindest ein wenig mächtig ist. Alles in allem liefern die Vier eine solide Leistung ab und werden dafür auch mit mehr als nur Szenen-Applaus honoriert.
Finnische Kampfbiester
Nach einer gefühlt kurzen Umbaupause betreten Battle Beast mit Frontfrau Noora Louhimo die heilige Bühne des Z7 und sorgen für die Frauen-Power des Abends. Die Finnen sind im Flaggen-Spiel des Abends die Ausreißer, geben sich davon aber ungebrochen. Mit „Unbroken“ aus ihrer aktuellen Platte „No more Hollywood Endings“ (unsere Review hier), starten die fünf in ein Feuerwerk aus Powersongs. „Familiar Hell“ und vor allem „Straight to the Heart“ sorgen für Gefühle den Songtiteln entsprechend. Wie eine große Familie grölt das zum bersten gefüllte Z7 die eingängigen Texte mit. Kaum noch jemand hält sich zu diesem Zeitpunkt draußen auf.
Die verkleinerte Bühne bietet kaum genug Raum für das ganze Equipment und die akrobatischen Einlagen von Noora. So kommt fast schon Club-Atmosphäre auf. Für einen Liegestützen-Contest zu „The Hero“ reicht es dennoch. Bassist Eero Sipila und Gitarrist Juuso Soinio tun sich hier besonders hervor.
Mit viel Humor und Energie drücken uns die sechs Finnen ein Power-Set in die Gehörgänge. Dieses besteht zu gleichen Teilen aus der schon erwähnten „No more Hollywood Endings“ sowie der Vorgängerscheibe „Bringer of Pain“. Nach 45 Minuten kommen wir mit „Beyond Burning Skies“ aber auch schon zum Ende. Das Publikum fordert zwar mehr, aber wir haben ja auch noch den Haupt-Act auf der Running-Order. Also wird die Bühne unter frenetischem Jubel geräumt, und die Bühnentechniker beginnen mit den Umbauarbeiten.
Hammers High
Man kann wohl viel über die Schweden sagen, aber eins ist sicher: Wenn Hammerfall die Bühne betreten, dann ist Action und gute Laune geboten. Die aktuelle Hammerfall-Tour bietet eigentlich genug Pyrotechnik, dies ist im Z7 allerdings immer sehr schwierig. Dennoch wurde dem Publikum auch so Feuer unter dem Arsch gemacht.
Um 20.30 Uhr betreten Joacim Cans und seine Mannen die Bühne. Oscar Dronjak schwingt die Hammer-Gitarre und spielt die ersten Riffs zu „Never Forgive, Never Forget“ an. Von dieser Sekunde an gibt es kein Halten mehr in der brodelnden Menge der Halle. Bis in die letzte Ecke wird gegrölt, gesprungen und die Fäuste in die Luft gereckt. Power-Metal scheidet bis heute die Geister, die einen lieben es, die anderen hassen es. Heute jedoch haben sich nur die Liebhaber dieses Genres ein Ticket besorgt und feiern die Legenden auf der Bühne.
Nach über 20 Jahren Bandgeschichte bewiesen die Schweden, dass sie ihr Handwerk verstehen. „Heading the Call“ und „Any means Necessary“ reißen das Publikum mit, lassen kaum Zeit zum Verschnaufen. Auch ohne Pyro passiert ständig etwas auf der Bühne. So mobil wie die Musiker sind, so gekonnt wie sie ihre Instrumente beherrschen, so impulsiv wie Joacim die Menge anfeuert, kann man gar nicht anders, als permanent auf die Bühne zu starren.
Einen selten gespielten Song gibt es heute Abend auch noch: „Hallowed be my Name“ vom gefeierten Album „No Sacrifice, No Virctory“ wird zum Besten gegeben. Nicht jeder kann den Song direkt einordnen, dennoch bekommt auch er seine Würdigung vom Publikum. „Hector‘s Hymn“ kennt dann wieder jeder, der Frontmann braucht eigentlich gar nichts singen, denn dies nehmen ihm stimmgewaltig die knapp 1500 Besucher ab. Es ist schon eine beeindruckende Kulisse heute Abend.
Der Gänsehaut-Moment
Im Grunde waren das sogar zwei Momente. Den ersten gab es, als Sänger Joacim Cans zusammen mit Battle Beast-Frontfrau Noora Louhimo die Ballade „Second to One“ im Duett anstimmt. Zwei gigantische Stimmen die sich perfekt ergänzen. Wenn man die Augen schließt, wird es allerdings schwierig die hohe Stimme zuzuordnen. Den zweiten Gänsehaut-Moment gab es als die Band rein akustisch ein Medley aus den Stücken des Albums „Renegade“ gab. Dieses feiert jetzt 20-jähriges Jubiläum und kann als Grundstein für den Erfolg der Schweden angesehen werden.
Im Anschluss wird nochmal richtig Gas gegeben. Das aktuelle Album „Dominion“ steuert noch seinen Titel-Track zur Set-List bei. „Last man standing“ und „Let the Hammer fall“ komplettieren die Metal Party, lassen die Stimmbänder auf und vor der Bühne vibrieren. Die Reaktionen der Menge hinterlassen auch auf der Bühne Spuren. Die Band grinst, spielt und schäkert mit dem Publikum. Sänger Joacim scherzt über seine eigenen Songtitel und lacht uns entgegen. Die Sympathie, die diesen Abend durchströmt, geht von beiden Seiten aus.
Final Battle
Natürlich darf bei einem Hammerfall Konzert der Hit „Hearts on Fire“ nicht fehlen. Nach einer kleinen Kunstpause gab die Band diesen Song, nach knapp zwei Stunden Spielzeit, zum Besten. Vorweg gab es als Zugaben aber noch „Hammer High“ und „(We Make) Sweden Rock“ zu hören. Die letzten Kraftreserven wurden für diese drei Hits hervorgeholt. Kollektives Ausrasten in der Halle und selbst beim Personal des Z7 zeugen vom Besuch dieser Power-Metal Legenden.
An dieser Stelle muss ich einfach nochmal meine Verwunderung niederschreiben. Das kleine Z7 am Rande von Basel, hat es geschafft, sich zum Metal-Mekka zu machen. Jede Band, die etwas auf sich hält, spielt hier. Bands die auch Arenen und Stadien füllen, denen Zehntausende auf Festivals zujubeln. Sie alle zieht es in das Prattelner Gewerbegebiet. Einer der Gründe könnte das immer sympathische Publikum sein.
Unser Herz ist in Flammen als Joacim und seine Mannen die letzten Akkorde von „Hearts on Fire“ spielen. Unter nicht endendem Jubel und Gegröle verlassen sie die Bühne und beenden den Abend mit lauter glücklichen Gesichtern.
Setlist Hammerfall:
- Never Forgive, Never Forget
- One Against the World
- Heeding the Call
- The Way of the Warrior
- Any Means Necessary
- Hallowed Be My Name
- Blood Bound
- Redemption
- Hector’s Hymn
- Natural High
- Second to One (mit Noora Louhimo)
- Renegade Medley (Templars of Steel / Always Will Be / Living in Victory / Destined for Glory / A Legend Reborn)
- The Flame Burning
- Dominion
- The Dragon Lies Bleeding
- Last Man Standing
- Let the Hammer Fall
Zugaben:
- Hammer High
- (We Make) Sweden Rock
- Hearts on Fire
Text: Adrian Sailer | Eightrocks
Fotos: Eightrocks