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22 – You Are Creating

“22”, diesen Namen hat sich eine schon 2008 in Trondheim gegründete Band gegeben — und der Bandname könnte so direkt aus der SEO-Hölle stammen, schließlich muss man bei der Beschaffung von Informationen über die Band per Suchmaschine doch ziemlich erfinderisch sein. Und überhaupt: Spricht man die Zahl nun englisch oder norwegisch aus?
Jedenfalls erschien nach einer ersten EP im Gründungsjahr dann 2010 das Debütalbum “Flux”. Darauf folgten noch zwei weitere EPs, und für 2014 war auch ein neues Album geplant. Allerdings kam dann die Trennung vom Sänger Per Kristian Trollvik dazwischen, weshalb das Material noch einmal überarbeitet werden sollte. Mittlerweile ist Trollvik wieder Teil der Besetzung, die übrigens durch Magnus Børmark (Gitarre, Gesang), Mats Paulsen (Bass, Gesang) und Andreas Kjøl Berg (Schlagzeug) vervollständigt wird.

Und mit “You Are Creating” gibt es jetzt auch ein neues Album — und zwar ein Doppelalbum, dessen erster Teil (“Limb 1”) schon etwas früher veröffentlicht wurde, während “Limb 2” nun frisch erscheint. Wie die progressive (aber auch eingängige) Musik, taugt dabei auch das Konzept als eine gewisse geistige Herausforderung: Es stellt nämlich, verkürzt gesagt, die These auf, dass der Hörer und dessen Erfahrungen und Geschichte einen genauso großen Einfluss auf die Wirkung von Musik haben, wie die Künstler selbst.
Was zunächst abenteuerlich klingen mag, ist aber nur logisch. Wie gut ein Song ankommt, kann der Künstler schließlich nur zu einem gewissen Grad beeinflussen. Der Zeitgeist der Gesellschaft und Erinnerungen von einzelnen Menschen beispielsweise, sind mindestens genauso wichtig für das so wichtige “Aha-Erlebnis” beim Hören — oder wie es der Titelsong (siehe eingebettetes Video) erklärt:

everybody’s feeling like “oh my, that’s my song!”
and it is because you’re hearing yourself by the means of us
there’s no quote unquote
you’re creating this note
i’m not singing
it was you all along
you’re creating every song
take credit and bow ‘cause we dot not
stand up and reclaim
you created this refrain

Musikalisch bewegen sich die Norweger dabei im Pop-/Rock-Bereich der progressiven Art — ein bisschen Queen, ein bisschen frühe Panic! at the Disco und vor allem einiges, was an Muse erinnert. Komplexe Rhythmen und Song-Gebilde, Kopfstimme, mehrstimmige Vocals und faszinierende Bassläufe sind hier immer wieder zu finden, hin und wieder auch elektronische Sounds. Viele Songs sind dazu durch hektische und manchmal etwas schräge, fast dissonante Gitarren geprägt, was natürlich etwas Eingewöhnung erfordert.
Richtig schwer verdaulich ist dabei aber eigentlich nur “Adam Kadmon Body Mass Index”. Und meist bieten die Songs auch eine verständliche Struktur und dazu eingängige Parts und Refrains, an die sich auch ein Progressive-ungeübte Gehör klammern kann — “Inspec”, “Sum Of Parts” (mit Vocals irgendwo zwischen Red Hot Chili Peppers, Muse und UB40), “Call Me Trimtab” oder auch “Sylphs” sind hier besonders hervorzuheben. Zusammen mit ruhigeren und cleanen Phasen, zum Beispiel das in Falsett gesungene “Ectypes”, ergibt sich ein abwechslungsreiches Gesamtbild.

“You Are Creating” ist also eine vielseitige Platte aus der Schnittstelle zwischen Prog und Eingängigkeit, von einer Band, die offenbar stets etwas außerhalb der Grenzen denkt. Mit etwas Aufgeschlossenheit für die scheinbar wirren Songs, macht es wirklich Spaß, das Album Stück für Stück zu entdecken.

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Video zum Titelsong “You Are Creating”Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index

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Über den Autor des Beitrags

Gerald

Hört so ziemlich alle Genres querbeet, von Heavy bis Electro, von Folk-Pop über World und Rock bis Hip-Hop. Ehrliche, handgemachte Musik ist aber noch die beste und Radio-Rotation ist evil. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ist zudem hauptsächlich für unsere Comic-Abteilung verantwortlich und spielt hin und wieder auch gerne mal an der (Nintendo-)Konsole.

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