American Grim – Ultra Black
Wenn eine Band wie American Grim die Veröffentlichung ihres zweiten Longplayers so legt, dass man an Halloween sozusagen in den Release reinfeiern kann, dann ist das sicher kein Zufall. Schließlich spielt das Trio aus New Jersey — Sänger und Frontmann Ryan Healy alias “Ryan Grim”, Mike Morello (Gitarre und ebenfalls Vocals) und Ryans Bruder Brendan alias “Tres Sins” (Schlagzeug) — gerne mit Düsterkeit und Horror-Ästhetik. Dazu passend hört das neue Album, nach dem Debüt “Freakshow” vor zwei Jahren, nun auf den Namen “Ultra Black”.
Der Sound der Band rangiert darauf irgendwo zwischen Rock, Hardcore, Alternative, Metal und Industrial. Zu den kraftvollen Gitarren gesellen sich immer wieder sägende Synthies — von wem die stammen verrät uns der Promo-Text übrigens nicht. Aber auch vor stampfenden Rhythmen (“Ghost”, “Ultra Black”), groovenden Hip-Hop-Beats (“Tell Me”, “Asylum”, “White Walls”, “Alone (Hate Me)”) und chartstauglichen Chorussen (“White Walls”, “Gods and Kings” u.a.) schreckt das Trio nicht zurück. Die Vocals werden von Healey über weite Strecken mit maximaler Energie und viel Biss ins Mikro gepresst oder wahlweise halblebig düster hinein gegurgelt. Zum Teil hört man dann aber auch cleanen Gesang und so etwas wie Rap-Parts.
Bei all dem Mix ist der düstere Touch die Konstante, weshalb beispielsweise Marilyn Manson und Rob Zombie als Einflüsse genannt werden. Bis auf die elektronischen Parts erinnert aber auch einiges an das “Nightmare”-Album von Avenged Sevenfold. Und auch zu Linkin Park (siehe “Paralyzed”, “White Walls”, “Alone (Hate Me)”) und Limp Bizkit kann man sicher einige treffende Vergleiche ziehen. In den ruhigeren Momenten des Gesangs hatte ich auch hier und da Stabbing Westward im Kopf.
Dass formell ein Bassist fehlt, wie euch möglicherweise beim Durchlesen der Besetzung aufgefallen ist, lässt den Sound übrigens natürlich nicht etwa dünn erscheinen. Das liegt daran, dass sowohl Healy als auch Morello das Instrument beherrschen und die Lines im Studio wohl auch einspielen. Auf der Bühne ist dann ein Live-Gitarrist mit von der Partie.
Ja, der Titel “Ultra Black” passt, und die Musik klingt dystopisch und aggressiv, nach Wut und Verzweiflung. Der komplett unharmonische, giftige und stressig klingende Track “Asylum” ist zunächst möglicherweise etwas unscheinbar, vereint das alles aber mitunter am besten und lässt einem das schwarze Herz aufgehen. Darüber hinaus wollen die Songs auch noch “Hymnen für die, die sich unterdrückt fühlen, verlassen und enteignet” sein, und so kommen die Texte zum Teil auch noch mit Aussage daher.
Insgesamt ein hörenswertes Album, das einen guten Kompromiss zwischen ansprechend poppigen Hooks und angenehmer Grundhärte findet.